Am 9. Mai 1946 erreichten die ersten CARE-Pakete Nachkriegseuropa. Damit begann eine beispiellose Hilfsaktion. Über 100 Millionen CARE-Pakete mit Lebensmitteln, Kleidung und Werkzeug wurden in Europa verteilt, mehr als zehn Millionen davon in Deutschland. Gudrun Nositschka ist eine der CARE-Paket-Empfängerinnen. Ihr erstes Paket hielt die heute 75-Jährige mit fünf Jahren in der Hand. Zum Jahrestag des CARE-Pakets am 9. Mai 2017 traf sie auf Maram und Omran Almesh aus Syrien. Was die drei gemeinsam haben? Nicht viel, könnte man denken, doch ganz im Gegenteil.

Vor mehr als 70 Jahren erhielt Gudrun Nositschkas Familie das erste CARE-Paket. Ihr Großvater brachte es von der Arbeit mit – er war Bergarbeiter im Ruhrgebiet. „Wir waren unglaublich aufgeregt, als mein Großvater mit dem Paket kam“, erzählt sie. „Die Erwachsenen freuten sich über Konserven mit ‚Bacon and Beans‘, aber mich interessierte als kleines Mädchen nur eines: Der Riegel Schokolade, der im Paket steckte.“ Noch heute ist die 75-Jährige bewegt, wenn sie an diese Zeit zurück denkt: „Wir bekamen Hilfe von Menschen, die noch vor kurzer Zeit Kriegsgegner waren. Das hat mich mein Leben lang beeinflusst und ist auch heute noch präsent.“ Seit mehreren Monaten unterstützt die Rheinländerin Flüchtlinge in Deutschland bei Arztbesuchen, Behördengängen und bringt ihnen Deutsch bei.

Maram und Omran Almesh sind auch Helfer. Die beiden Syrer stammen aus Damaskus. Wegen des Bürgerkriegs in Syrien flohen sie 2013 unabhängig voneinander in das Nachbarland Jordanien. Vor Ort fanden beide Arbeit in einem Beratungszentrum von CARE in Amman. Während sie ihren Landsleuten mit Informationen über Dienstleistungen halfen, Schwangere zum Arzt schickten und im Winter warme Decken und Kleidung verteilten, lernten sich die beiden kennen und lieben. „Wir verdienten Geld mit unserer Arbeit, aber das Wichtigste war, dass wir anderen Flüchtlingen halfen“, sagt der 25-jährige Omran. „Wenn ich heute an die Zeit zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an das dankbare Lächeln der Menschen, die wir unterstützten.“

Mittlerweile sind die beiden verheiratet und leben in Castrop-Rauxel. Über die Türkei und das Mittelmeer reisten sie entlang der Balkanroute nach Deutschland. Im Gepäck hatten sie so gut wie nichts, so wie Gudrun Nositschkas Familie in der Nachkriegszeit. Denn auch Maram und Omran erhalten Hilfe in Deutschland und sind weiterhin mit CARE verbunden. Zum fünften Jahrestag der Syrienkrise nahmen sie etwa an einer CARE-Straßenkunstaktion in Berlin teil, um auf das Leid der Menschen in und um Syrien aufmerksam zu machen. Aber das ist nicht das Einzige: „CARE hat mir die Liebe meines Lebens geschenkt“, erzählt Maram mit einem Lächeln auf ihren Lippen. „Und die Arbeit in Jordanien hat bewirkt, dass ich mich zukünftig auch in Deutschland sozial engagieren möchte.“

Auch Omran, der in Syrien Anwalt war, würde gern wieder für eine Hilfsorganisation arbeiten: Das Schönste, sagt er, sei es, wenn die Menschen wieder Hoffnung haben. Dass Hoffnung heute wie damals eine wichtige Rolle spielt, findet auch Gudrun Nositschka. Mehr als sechs Jahre nach Beginn der Syrienkrise habe sie immer noch Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft sich vehementer gegen den Krieg einsetzt als bisher. Auch wenn ein Ende des Krieges nicht absehbar ist, für den Frieden zu laufen und sich für den Frieden einzusetzen lohnt sich, darüber sind sich alle einig – auch CARE. 

Das Treffen fand im Rahmen der ersten Woche des CARE-Pakets statt. Erfahren Sie mehr über die Arbeit von in Jordanien und in Deutschland.