Sie nennen ihn einfach den „Spielzeugmacher“.

Im Alter von 65 Jahren, mit einem dünnen weißen Bart und einem breiten Lächeln im Gesicht, scheint Mohammed Asaf jedenfalls bestens geeignet für diese Rolle.

Mohammed  lebt im Flüchtlingslager Azraq im Osten Jordaniens, in dem mehr als 30.000 Syrer untergekommen sind, die vor der Gewalt in ihrer Heimat fliehen mussten.

Für viele fühlt sich das Leben im Camp wie ein vollständiger Stillstand an. Dieses Gefühl kann schnell zu einem Lagerkoller führen, wenn man nichts weiter tun kann, als die ewigen Reihen von weißen Metallunterkünften anzustarren, die sich inmitten der Wüste auftun.

Mohammed ist vor drei Jahren mit seiner Familie hier angekommen und überlegte lange, wie er seine Zeit am besten nutzen kann. Eines Tages kam ihm eine Idee...

„Ich muss etwas tun“

Zu Hause in Syrien hatte er oft für seinen Sohn und seinen Neffen kleine Papierflugzeuge gebastelt. Da es auch im Flüchtlingscamp viele Kinder gibt, beschloss Mohammed kurzerhand, auch für sie Spielzeuge zu bauen.

Mitarbeiter des nahegelegenen Gemeindezentrums von CARE versorgten ihn mit Farbe und Material. Bald fing er an, mehr und mehr verschiedene Kunst- und Handwerkstile beim Bau seiner Spielsachen anzuwenden. Schon nach kurzer Zeit hatte der „Spielzeugmacher“ einen gewissen Bekanntheitsgrad im Camp erlangt.

„Die Leute fanden meine Arbeit so toll, dass manche nur kamen um zu sehen, woran ich gerade wieder tüftele“, sagt er. Ganz zu schweigen von den vielen Kinderaugen, die er mit seinen Kreationen zum Leuchten brachte.

Mohammed baut nicht nur Flugzeuge (auf die er immer noch sehr stolz ist), sondern auch Puppen, Uhrentürme und kleine Häuser. Er bezeichnet sie als „natürliches Spielzeug“, da er sie aus den verschiedensten Materialien recycelt.

„Ich liebe es, über Dinge nachzudenken, die ich als nächstes in Spielzeug verwandeln kann“, sagt Mohammed. Auf die Frage, wie viele Spielzeuge er seit seiner Ankunft in Azraq gebaut hat, weiß er keine Antwort. „Es waren so viele, es gibt keine Zahl“, sagt er.
 

Spielzeugbau als Ablenkung von der Krise

Mohammed stammt aus Homs, einer Stadt im Westen Syriens. Dort lebte er mit seiner Frau auf einem kleinen Bauernhof. Sie hatten einen Garten, in dem Mohammed gerne arbeitete, und eine Kuh, deren Milch er verkaufen oder zu Käse machen konnte. Sie besaßen auch einen kleinen Supermarkt.

Gemeinsam hatte das Paar sieben Söhne und sieben Töchter. Sie sind jetzt im Alter zwischen 21 und 42 Jahren. Alle Söhne und eine Tochter leben bei ihm und seiner Frau in Azraq. Die anderen Töchter sind in der ganzen Region verstreut, eine lebt sogar noch in Syrien.
„Sie ist nicht sicher“, sagt Mohammed. Er fürchtet um ihr Leben, denn noch immer halten die Kämpfe in Syrien an.

Der Bau von Spielzeug bietet ihm eine Möglichkeit, seine Sorgen zu vergessen. Das bedeutet aber nicht, dass er Syrien aus seinen Gedanken verbannt hat: Viele seiner Spielzeuge sind vom Leben inspiriert, das er zurückgelassen hat.Es gibt kleine Kühe und Enten, die ihn an seine Farm erinnern. Eines seiner wertvollsten Besitztümer ist ein Model seines Zuhauses in Syrien. Es sieht aus wie ein großes Puppenhaus, mit einem rosa Dach, gelben und beigen Wänden, umgeben von einem einfachen Lattenzaun.

Eines Tages ist es sein Wunsch, nach Syrien zurückzukehren, um dort in Frieden zu leben.
Bis dahin wird er in seiner neuen Rolle weiterhin so viel Freude verbreiten, wie er nur kann:
Als Spielzeugmacher von Azraq.

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