Abuja / Berlin, 19. Oktober 2020. Im Vorfeld der morgigen Geberkonferenz für die Sahelzone appelliert die internationale Hilfsorganisation CARE an die internationale Gemeinschaft, die finanziellen Mittel für die humanitäre Hilfe massiv zu erhöhen. Gleichzeitig muss die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt oben auf die Prioritätenliste gesetzt werden, um Millionen von Frauen und Mädchen in der Sahelzone zu schützen.

In der Grenzregion zwischen Mali, Burkina Faso und dem Niger verschlimmern Armut, Gewalt und Naturkatastrophen seit Jahren die humanitäre Situation. Aktuell sind rund 13,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter fünf Millionen Kinder.

„Alle Menschen in der Sahelzone sind mit Gewalt konfrontiert, aber Frauen und Mädchen erleben sie verstärkt. Ihre Nöte werden kaum dokumentiert und die Bekämpfung insbesondere geschlechtsspezifischer Gewalt ist dramatisch unterfinanziert“, erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland.

Laut den Vereinten Nationen werden bis Ende 2020 knapp 1,2 Milliarden Euro benötigt, um die Grundbedürfnisse der Menschen in der Sahelzone zu decken. Insgesamt sind davon bislang rund 39 Prozent finanziert und nur rund zwei Prozent der Summe sind dafür eingeplant, Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt zu unterstützen. Das ist deutlich zu wenig.

Die Corona-Pandemie verschärft die Situation weiter. Eine CARE-Analyse zu Beginn des Ausbruchs von COVID-19 zeigt eine Zunahme an Fällen von häuslicher Gewalt und wirtschaftlicher Ausbeutung in Westafrika, unter der insbesondere Frauen leiden. Auch ein erhöhtes Risiko für sexualisierten Missbrauch konnte nachgewiesen werden.

„Kolleginnen und Kollegen aus Westafrika berichten immer wieder von Fällen häuslicher Gewalt. Im Niger kommen Frauen häufig mit Verletzungen in Kliniken“, so Zentel. „Es gibt zwar Hilfsangebote, aber es fehlen die finanziellen Mittel, um systematisch gegen dieses Problem vorzugehen und präventive Arbeit zu leisten. Aktuell sind es vor allem Hilfsorganisationen wie CARE, die betroffene Frauen unterstützen.“

Internationale Geldgeber, die Vereinten Nationen und humanitäre Akteure müssen dringend sicherstellen, dass die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt zu einer der Hauptprioritäten in der Reaktion auf die aktuelle Krise in der Sahelzone wird. Gleichzeitig müssen Frauen dringend eine Stimme bei der Planung und Umsetzung humanitärer Aktionspläne erhalten, um das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt effektiv verringern zu können.
 

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