1. Mehr als 20 Millionen Menschen aus vier Ländern sind von Hunger bedroht.


20 Millionen Menschen – mehr als alle Einwohner der fünf größten europäischen Hauptstädte zusammen – sind von einer der größten humanitären Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg betroffen. Das ist so, als ob alle Bewohner von London, Berlin, Madrid, Rom und Paris auf einmal in Not geraten, weil nicht mehr genug zu essen da ist. Was unwahrscheinlich klingt, ist bittere Realität für viele Menschen im Jemen, Südsudan, Somalia und dem Nordosten Nigerias. Am schlimmsten ist die Situation im Jemen, denn dort gelten bereits 17 Millionen Menschen als nahrungsmittelunsicher, sieben Millionen stehen kurz vor dem Hungertod.

2. Eine Hungersnot ist nur die Spitze des Eisbergs.


Weltweit haben 815 Millionen Menschen nichts zu essen – das ist jeder neunte. Von Hungersnot wird jedoch erst gesprochen, wenn bereits Menschen sterben. So geschehen im Südsudan, wo Anfang des Jahres für Teile des Landes eine Hungersnot ausgerufen wurde. Weitere Hungerkatastrophen solchen Ausmaßes zeichneten sich in Jemen, Nigeria und Somalia ab, konnten bislang aber noch verhindert werden. Laut Definition handelt es sich erst dann um eine Hungersnot, wenn 20 Prozent aller Haushalte unter extremer Nahrungsmittelknappheit leiden, mehr als ein Drittel der Bevölkerung akut mangelernährt ist und die Sterberate bei mindestens zwei von 10.000 Menschen am Tag liegt. Es muss also eingegriffen werden, bevor eine Hungersnot ausgerufen wird – die Zeit zu Handeln ist jetzt!

Bereits bei einer schweren oder akuten Mangelernährung bekommt der Körper nicht genug Vitamine, Nähr- und Mineralstoffe. Wenn Kinder über einen längeren Zeitraum mangelernährt sind, tragen sie oft bleibende Schäden davon – sie wachsen nicht richtig, leiden daher körperlich und psychisch. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Mangelernährung eine der häufigsten Ursachen dafür, dass weltweit 45 Prozent aller Kinder das fünfte Lebensjahr nicht erreichen.

3. Frauen und Mädchen tragen die größte Last.


Frauen und Mädchen sind von Hungerkrisen am stärksten betroffen. Im Jemen müssen Mütter in Zeiten von Konflikt, Hunger und der Cholera entscheiden, ob sie ihr Kind lieber füttern oder medizinisch behandeln lassen möchten - für beides reicht das Geld meistens nicht. Eine unmögliche Entscheidung! Vielerorts stellen CARE-Mitarbeiter außerdem einen Anstieg der Kinderehen fest. Für viele Familien sind unabhängige Kinder der letzte Ausweg, sie und sich selbst aus akuter Not zu befreien. Doch dadurch steigt auch die Gefahr von körperlicher und sexueller Gewalt für diese Kinder. Viele junge Frauen und Mädchen haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. Im Jemen sind etwa eine Million mangelernährte, schwangere Frauen gefährdet und erhalten kaum medizinische Unterstützung. Starker Hunger erhöht die Risiken während Schwangerschaft und Geburt. Und in Ländern, in denen Hungersnot und Vertreibung herrschen, sind es meist Frauen und Mädchen, die als erste nicht mehr zur Schule gehen, weniger Essen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, damit ihre Familien überleben können.

4. Gewaltsame Konflikte verschlimmern die Situation…


Es gibt viele Gründe, warum Menschen Hunger leiden. Viele der betroffenen Länder haben seit Jahrzehnten mit extremer Armut zu kämpfen. Eine andere wichtige Ursache für die aktuellen Hungerkrisen sind gewaltsame Konflikte.

In Jemen, Südsudan, Nigeria und Somalia mussten Millionen Menschen aufgrund von Kriegen und Konflikten ihr Zuhause verlassen. Konflikte bringen Märkte aus dem Gleichgewicht, erschweren Handel und Landwirtschaft, zerstören Lebensgrundlagen und machen es Menschen unmöglich, für sich selbst zu sorgen. Vielerorts haben sich die Marktpreise mehr als verdoppelt. Von den 20 Millionen Menschen, die von einer Hungersnot bedroht sind, haben fast alle noch weitere schlimme Dinge erlebt. Sie mussten ihr Zuhause und geliebte Menschen zurücklassen, viele sahen Freunde und Verwandte sterben. Auf der Flucht können Familien keine Felder bestellen. Und je weniger Lebensmittel geerntet werden, desto mehr steigen die Preise. Konflikte und Nahrungsmittelmangel verändern das Leben der Menschen völlig. Kinder können nicht länger zur Schule gehen. Das Wasser reicht nicht für alle zum Trinken und Waschen. Krankheiten verbreiten sich schneller – etwa im Jemen, wo mehr als 770.000 Cholerafälle bekannt sind und bereits 2.200 Menschen an der Krankheit starben. Nie zuvor gab es innerhalb eines Jahres so viele Neuerkrankungen in einem Land – ein trauriger Rekord.

Die anhaltende Gewalt erschwert außerdem die humanitäre Hilfe, weil die Helfer abgeschnittene Gemeinden häufig nicht erreichen können.

5. … ebenso wie der Klimawandel.


In vielen Ländern trägt der Klimawandel zusätzlich zu dem Kreislauf aus Dürren und Instabilität bei und verursacht immer wieder Nahrungsmittelknappheit. Dürren sind häufiger geworden, vor allem im Westen, Osten und Süden Afrikas. In Somalia folgen die Dürren so kurz aufeinander, dass die Gemeinden sich dazwischen nicht mehr erholen können. Auch das Wetterphänomen El Niño wurde in den letzten zwei Jahrzehnten durch den Klimawandel verschlimmert.

6. Wir können den Hunger bekämpfen!


Hier kommt die gute Nachricht: Wir können den Hunger bekämpfen und Prävention funktioniert, wie mehrere CARE-Projekte beweisen. Die Mangelernährung ist in Regionen, wo CARE oder unsere Partnerorganisationen Essen und Zusatznahrung verteilt haben, erkennbar zurückgegangen. CARE hat seine Hilfe in allen betroffenen Ländern ausgeweitet und so bereits 2,1 Millionen Menschen mit lebensrettender Nahrung, sauberem Wasser, Hygieneartikeln und sanitären Einrichtungen unterstützt. CARE hilft den Menschen auch bei der Vorbereitung auf zukünftige Katastrophen und sucht gemeinsam mit Familien und Gemeinden nach alternativen Einkommensmöglichkeiten, richtet Cash-for-Work Programme ein und verteilt Werkzeug und dürreresistentes Saatgut. Kleinspargruppen helfen Familien dabei, sich eine neue Existenz aufzubauen.

7. Prävention ist günstiger als Nothilfe.


Manch einer mag sich fragen: Ist es nicht unglaublich teuer, eine Hungerkrise dauerhaft zu verhindern? Die Antwort ist: Nein, tatsächlich ist das Gegenteil der Fall! Bei der letzten großen Hungersnot in Somalia 2011 starben mehr als 260.000 Menschen, die Hälfte waren Kinder. Studien zeigen, dass jeder Euro, der für vorbeugende Maßnahmen ausgegeben wird, sieben Euro in der Nothilfe spart. Bisher wurde der Hilfsappell der Vereinten Nationen über einen Betrag von 4,2 Milliarden Euro zur Vermeidung einer Hungersnot in Jemen, Somalia, Nigeria und Südsudan erst zu 68 Prozent finanziert. Die Gesundheit und das Überleben von 20 Millionen Menschen hängen von dieser Hilfe ab. Je länger die Menschen auf Unterstützung warten müssen, desto mehr werden sie leiden, desto stärker werden sie bei zukünftigen Katastrophen und Problemen gefährdet sein und desto mehr Entwicklungsfortschritte werden verloren gehen. Außerdem wird die Hilfe teurer, je länger wir warten. Humanitäre Nothilfe ist natürlich wichtig, aber sie muss von vorbeugenden Maßnahmen begleitet werden. Gleichzeitig müssen wir alle Akteure weiterhin dazu auffordern, die Konflikte in den betroffenen Ländern zu beenden, damit wir unnötiges menschliches Leid und die hohen wirtschaftlichen Kosten einer Hungersnot verhindern können.
 

Erfahren Sie hier mehr darüber, mit welchen Projekten sich CARE gegen den Hunger einsetzt.

Lesen Sie unser englisches Factsheet zum Thema "Hungerkrisen".

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