Berlin / Juba, 09. Dezember 2021. Die Hilfsorganisation CARE weist auf die sich zuspitzende humanitäre Notlage im Südsudan hin: die jedes Jahr auftretenden Überschwemmungen erreichen in diesem Jahr ein Rekordausmaß, wie es seit Jahrzehnten nicht erlebt wurde. Ganze Bundesstaaten sind betroffen, komplette Gemeinden stehen unter Wasser. Viele Menschen in abgelegenen Gebieten sind nach wie vor komplett von humanitärer Hilfe abgeschnitten.

Mehr als 800.000 Menschen in acht der zehn Bundesstaaten des Landes sind betroffen, und knapp eine halbe Million Menschen wurden bis heute vertrieben. Die Überschwemmungen haben Häuser, Gemeindeeinrichtungen und Straßen zerstört. Bentiu, die Hauptstadt des Bundesstaates Unity, wo CARE Ernährungs- und Schutzprogramme durchführt, ist besonders stark betroffen.

Abel Whande, CARE-Länderdirektor für den Südsudan, sagt: „Zum ersten Mal erleben wir, wie ein normalerweise örtlich begrenztes und saisonales Wetterereignis zu einer großen humanitären Krise wird. Die Klimakrise verschärft die Wettermuster in ganz Ostafrika. Im Südsudan sind die Gemeinden durch den jahrelangen Konflikt und chronischen Hunger ohnehin schon geschwächt. Nun zerstören die Überschwemmungen die letzten Lebensmittelvorräte, Lebensgrundlagen und Häuser.“

Um die abgeschnittenen Gemeinden mit lebensrettender Hilfe zu erreichen, werden nun Kanus und Spezialausrüstung benötigt, berichtet der CARE-Nothelfer: „Bei einem kürzlichen Besuch in Bentiu sah ich, wie ganze Dörfer unter Wasser standen, wie die Menschen im Freien schliefen und nicht einmal trockenes Feuerholz sammeln konnten, da die Bäume unter Wasser standen. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass das Wasser in absehbarer Zeit zurückgehen wird, obwohl die Trockenzeit begonnen hat.“

Zu den dringendsten Bedürfnissen der Menschen gehören sicheres Trinkwasser, Notunterkünfte, Moskitonetze, Medikamente, Brennholz und Nahrungsmittelsoforthilfe. Aber auch längerfristige Hilfe und Maßnahmen zum Klimaschutz sowie die Finanzierung werden entscheidend sein. „Die Überschwemmungen stellen insbesondere für Frauen und Mädchen ein erhöhtes Risiko und eine große Gefahr dar. Durch die Zerstörung ihrer Wohnräume fehlt es ihnen an Privatsphäre und sie sind einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt“, mahnt Abel Whande.

CARE hat seine Hilfsprojekte schnell angepasst, um die Vertriebenen mit lebensrettender Hilfe zu erreichen. Priorität haben die Wasserversorgung sowie Sanitär- und Hygienebedarf für Frauen und Mädchen.

Whande: „Das Letzte, was die Menschen im Südsudan verdient haben, ist, dass sie die Hauptlast einer Klimakatastrophe tragen müssen, die größtenteils von den Industrieländern verursacht wurde.“

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