Das Azraq Camp beherbergt derzeit etwa 43.000 syrische Flüchtlinge. Das Lager wurde am 28. April 2014 eröffnet und befindet sich 20 km westlich von al-Azraq im Wüstengebiet und 90 km von der jordanisch-syrischen Grenze entfernt. Am 28. April 2022 wird das Lager bereits acht lange Jahre bestehen. Acht Jahre, in denen die Geflüchteten nicht in ihre Heimat zurückkehren können.
Salam Abdel Raouf Hishmeh, 25, lebte in Syrien in Al Ghouta in der Nähe des Flughafens von Damaskus. Als der Syrienkrieg begann, war der Flughafen immer wieder Angriffsziel, sodass ihre Familie Angst um ihre Sicherheit hatte. 2012 entschieden sie, dass es nicht mehr sicher war. Salam floh mit ihren Eltern und Verwandten über die Grenze nach Jordanien. „Wir haben alles verloren und konnten nichts mit uns nehmen“, berichtet Salam.
Ein Jahr lang lebte sie mit ihrer Familie in Amman. In Syrien ging sie das letzte Mal zur Schule. 2013, mit 17, hat sie dann im Exil geheiratet und lebte mit ihrem Ehemann weitere sechs Jahre in Amman. 2015 sind ihre Eltern und Geschwister nach Deutschland geflohen und fanden in Frankfurt Obdach. Mit ihrem Mann bekam Salam derweil vier Kinder. Doch als sie mit ihrem vierten Kind schwanger war, verließ ihr Mann sie für eine andere Frau. „Er hat mich und meine Kinder aufgegeben. Er hat mich mit nichts aus dem Haus geworfen. Alles, was wir besessen haben, habe ich zurücklassen müssen. Er hat mir nichts gelassen, nicht für mich und auch nicht für meine Kinder“, so Salam. Sie konnte eine Weile bei ihrem Bruder bleiben, wo sie ihre Tochter zur Welt brachte. Der Bruder lebt nun inzwischen ebenfalls in Deutschland, in Berlin. Die Lebenshaltungskosten waren zu hoch für sie in Amman, deswegen entschied sie im November 2019, mit ihren Kindern ins Azraq-Camp zu ziehen. „Ich hatte keine andere Option. Ich konnte nirgendwohin und hatte nichts“, erzählt Salam.
„Die Hütte, die sie mir gegeben haben, war komplett leer. Ich kannte niemanden hier im Camp und musste neue Beziehungen mit meinen Nachbarn aufbauen“, berichtet Salam. Sie fand eine Arbeit für sechs Monate mit einer lokalen Hilfsorganisation. Mit dem Geld konnte sie ihre Grundbedürfnisse abdecken. „Es ist sehr schwierig momentan. Ich muss jeden Tag Wasser von der Wasserstation holen, was meinem Rücken sehr schadet. Der Markt ist sehr weit weg. Meine Kinder sind jung und ich muss sie zur Schule bringen. Das sind alles sehr weite Wege, die ich jeden Tag zu Fuß gehe“, erzählt Salam.
Momentan hat sie keine Arbeit. „Ich bin jedes Mal sehr traurig, wenn meine Kinder etwas brauchen und ich es nicht für sie kaufen kann.“ Salam sucht eine Arbeit. Im Gemeinschaftszentrum von CARE hat sie an einem Nähkurs und einem Kosmetikkurs teilgenommen und hofft, dass diese Fähigkeiten ihr bei der Jobsuche helfen. Sie würde gerne mehr lernen und wieder zur Schule gehen. In der Schule in Syrien war sie besonders gut in Naturwissenschaften. „Ich hätte gerne in einem Labor oder als Technikerin gearbeitet“, berichtet Salam.
Ihr Ex-Mann droht ihr derweil, dass er ihr die vier gemeinsamen Kinder wegnehmen wird, wenn sie sich nicht kümmern kann. Unterstützung, zum Beispiel finanzielle, gibt er ihr nicht, obwohl er gut verdient. „Ich bin so angespannt, er verursacht bei mir starken emotionalen Stress“, erzählt Salam.
Salam hat zweimal versucht, beim UN-Flüchtlingshilfswerk Asyl in Deutschland zu beantragen, da sie gerne zu ihren Eltern ziehen möchte. Seit sieben Jahren hat sie sie nicht mehr gesehen. Dort hat man ihre Papiere aber nicht akzeptiert. Da sie mit 25 Jahren erwachsen ist, können ihre Eltern sie nicht einfach so im Rahmen des Familiennachzugs zu sich holen. Man hat ihr erzählt, dass nur Fälle akzeptiert werden, in denen etwa eine Krankheit vorliegt oder ein anderer Härtefall. „Ich bin auf der Suche nach irgendeiner Möglichkeit, meinen Antrag so zu formulieren, dass meine schwierige Lage klar wird“, so Salam.
„Ich hoffe einfach, dass meine Kinder eine bessere Bildung bekommen. Ich versuche ihnen so viel wie möglich beizubringen, aber die Schule hier im Camp ist nicht gut.“ Salams größter Traum bleibt das Wiedersehen mit ihren Eltern und eine bessere Zukunft für ihre Kinder in Deutschland.
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