Klima- und Genderfragen müssen zusammen gedacht werden

Lange wurden der Klimawandel und die Klimapolitik als geschlechtsneutral betrachtet. Weder die Klimarahmenkonvention von 1992 noch das Kyoto-Protokoll von 1997 enthielten Referenzen zu Gender oder Frauen. In den letzten Jahren wird jedoch die Geschlechtergerechtigkeit zunehmend berücksichtigt und findet Einzug in die internationale Klimapolitik unter der UN-Klimarahmenkonvention. 

CARE verfolgt einen geschlechtertransformativen Ansatz, um die Widerstandsfähigkeit und Führungsqualitäten von Individuen, Gemeinschaften und Systemen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken. So führt CARE weltweit Projekte durch, um Frauen und Mädchen klimaresistenter zu machen und arbeitet dabei gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort daran, die Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen in humanitären Kontexten zu stärken. Denn sie sind oft am besten über die Situationen in ihren Gemeinden informiert und kennen die Sorgen und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen.

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie Frauen und Mädchen weltweit in ihrem Kampf für umfassende und gleiche Menschenrechte!

Was hat Klimawandel mit Gender zu tun?

Der Klimawandel hat eine geschlechtsspezifische Dimension, die sich aufgrund von sozialen Normen und Ungleichheiten in den Auswirkungen und der Anpassung an den Klimawandel zeigt. Die Auswirkungen von klimabedingten Katastrophen verschärfen bestehende soziale, politische und wirtschaftliche Spannungen. Weltweit sind die Auswirkungen des Klimawandels ungleich verteilt und betreffen Frauen und Mädchen im Vergleich zu Männern und Jungen aufgrund bestehender sozialer Normen und geschlechtsspezifischer Diskriminierung stärker.

Zum Beispiel steigt die häusliche Arbeitsbelastung von Frauen bei extremen Wetterereignissen, da Frauen oft die unverhältnismäßige oder alleinige Verantwortung haben, Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Brennstoffe für ihre Familien zu beschaffen. An vielen Orten auf der Welt haben Frauen nicht die Möglichkeit, sich wirksam auf die Veränderungen durch die Klimakrise vorzubereiten, weil sie nicht mitbestimmen dürfen und ihnen der Zugang zu Bildung sowie anderen lebenswichtigen Ressourcen verwehrt wird. Daher ist es extrem wichtig, geschlechtsspezifische Perspektiven in den Klimaschutz- und Anpassungsstrategien zu integrieren, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Erfahrungen von Frauen und Männern gleichermaßen berücksichtigt werden.

Warum betrifft der Klimawandel Frauen und Mädchen am meisten?

Eine Frau und ein Mann stehen in einem Maisfeld in Simbabwe

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Nach Angaben der UN sind Frauen stärker von den steigenden Temperaturen betroffen als Männer. Dies liegt daran, dass die Auswirkungen des Klimawandels verletzlichere und ärmere Menschen härter treffen. Da Frauen in der Regel weniger Zugang zu Nahrung, Unterkunft, Geld und Schutzmöglichkeiten haben, sind sie beispielsweise stärker den Auswirkungen von Hitzewellen oder Starkregen ausgesetzt und fallen ihnen häufiger zum Opfer als Männer.

Der Klimawandel verstärkt somit potenziell die geschlechtsspezifischen Unterschiede, was die Notwendigkeit besonderer Aufmerksamkeit für Frauen, auch in der Entwicklungszusammenarbeit, unterstreicht.

 

Höhere Sterblichkeitsrate bei Frauen

Frauen und Mädchen sind besonders stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Obwohl Katastrophen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern machen, erleben Frauen und Männer die Auswirkungen des Klimawandels unterschiedlich. 

Laut der Vereinten Nationen sterben bei Katastrophen Frauen und Kinder mit einer 14-mal höheren Wahrscheinlichkeit als Männer. Dies liegt unter anderem daran, dass Frauen oft später gewarnt werden, seltener schwimmen können und sich während der Flucht um Angehörige kümmern müssen. Beim Tsunami 2004 im Indischen Ozean waren beispielsweise 70 Prozent der Todesopfer Frauen.

Erhöhtes Risiko für Gewalt

Frauen und Mädchen, die vor klimabedingten Katastrophen fliehen, sind einem erhöhten Risiko für körperliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsprostitution und Ausbeutung ausgesetzt. Auch Kinderheiraten kommen unter solchen extremen Bedingungen häufiger vor, da Mädchen in Ehen als geschützter wahrgenommen werden. Sie sind dann auch die Ersten, die in unruhigen Zeiten nicht mehr zur Schule gehen dürfen. Umso wichtiger ist es, den Schulbesuch von Mädchen und jungen Frauen in allen Lebenslagen zu fördern.

Die Ursachen für Gewalt gegen Frauen sind vielfältig, aber soziale Normen, wirtschaftliche Not, psychischer Stress und Vertreibungssituationen tragen dazu bei.

Gewalt gegen Frauen bekämpfen

80 %
der klimabedingt geflüchteten Menschen sind laut der Vereinten Nationen bereits heute Frauen.

CARE setzt sich für mehr Klimagerechtigkeit ein

Klimagerechtigkeit schaffen

Eine Gruppe von Frauen in Pakistan

Frauen führen den Wandel an

Frauen führen den Wandel an, wenn es um den Kampf gegen die Klimakrise geht. Sie setzen sich stark und erfolgreich für die Anpassung und die Eindämmung des Klimawandels ein und stehen in vielen Ländern an vorderster Front der Klimabewegung.

Durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten können Frauen entscheidende Beiträge zur Katastrophenprävention und -bewältigung auf lokaler und individueller Ebene leisten. Damit sie jedoch einen noch größeren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten können, ist es entscheidend, dass sie den gleichen Zugang zu Bildung, Forschung und Ressourcen haben.

    Zwei Frauen pflanzen Nadelbäume in einer Küstenregion Madagaskars

    Starke Frauen braucht das Klima

    CARE fördert geschlechtsspezifische Klimaschutzmaßnahmen insbesondere dort, wo die Klimakrise bereits massive Probleme verursacht und Frauen in Bezug auf ihren Zugang zu Wissen und Ressourcen sowie die Durchsetzung ihrer Rechte deutlich benachteiligt sind.

    Dabei setzt sich CARE dafür ein, dass Frauen an allen Entscheidungsprozessen teilhaben, dass die Gleichstellung der Geschlechter Teil der globalen Klimaverhandlungen und der nationalen Klimapolitik ist und dass Frauen und Mädchen nach Katastrophen mit dem Nötigsten versorgt werden, sicher sind und Wege aus der Krise finden.

    jetzt helfen

    Mamata fordert Maßnahmen für Klimagerechtigkeit

    "Ich möchte den Staats- und Regierungschef:innen der Welt sagen: Ergreifen Sie Maßnahmen, damit wir die Verluste, die wir erleiden, überleben können. Wir sind nicht schuld an der Klimakrise, jedoch tragen wir die Folgen." In Mamatas Gemeinde in Bangladesch ist die Klimakrise keine ferne Bedrohung, sondern eine unmittelbare Realität, die das tägliche Leben bestimmt. Jedes Jahr, wenn die Regenzeit kommt, werden ganze Dörfer überschwemmt. Auch Mamatas Haus blieb von den Wassermassen nicht verschont.

    Angesichts dieser wiederkehrenden Katastrophen sind die Dorfbewohner:innen gezwungen, sich besser gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen. Nach ausführlichen Beratungen und Überlegungen wurde Mamatas Haus als Kandidat für eine Sockelerhöhung ausgewählt. Doch Mamata begnügt sich nicht nur damit, ihr Haus zu sichern. Sie ergriff die Gelegenheit, an einem CARE-Projekt teilzunehmen, das Schulungen zu klimafreundlichen Landwirtschaftsmethoden anbot.

    Mit diesem Wissen ausgestattet, ist sie nun entschlossen, nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Mann und ihre Familie zu unterstützen und ihre Gemeinschaft widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.

    Asafuzzaman Captain/CARE
    Asafuzzaman Captain/CARE

    Die Gender-Dimension der Sustainable Development Goals

    Die Gender-Dimension der SDGs (Sustainable Development Goals) zielt darauf ab, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit bis 2030 voranzutreiben. Besonders betont wird die Gleichstellung von Frauen, insbesondere durch Ziel 5. Maßnahmen zur Stärkung von Frauen, wie der Zugang zu Ressourcen und Technologie, sollen Ungerechtigkeiten durch den Klimawandel mindern. Weitere Ziele adressieren die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und betonen geschlechtsspezifische Bedürfnisse in Bereichen wie Ernährung, Bildung und Gesundheit.

    Jedoch werden Herausforderungen deutlich: Die SDGs könnten zu binär sein und nicht alle Ziele verknüpfen Klima- und Geschlechtergerechtigkeit direkt. Einige Bereiche, wie nachhaltige Produktion und Schutz der Meere, vernachlässigen die Geschlechterdimension. Die Verfügbarkeit aussagekräftiger Daten bleibt ein Problem für die Überwachung der Umsetzung. Da diese Konsequenzen Frauen ganz besonders stark treffen, müssen auch die Lösungen geschlechtsspezifisch sein und somit Frauen und ihre Expertise mit einbinden.

    In welchen Bereichen werden in den SDGs geschlechtsspezifische Bedürfnisse thematisiert und warum ist das wichtig?

    In den SDGs werden geschlechtsspezifische Bedürfnisse in Bereichen wie Ernährung, Bildung, Gesundheit und Sicherheit von Frauen und Mädchen thematisiert, um sicherzustellen, dass Programme und Gesetzgebung gezielt auf ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten und Herausforderungen eingehen. Die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Bedürfnisse ermöglicht gezieltere und effektivere Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung.

    Warum sind Frauen besonders anfällig für Klimawandel & Katastrophen?

    Frauen sind aufgrund verschiedener sozialer, ökonomischer und kultureller Faktoren besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels und Katastrophen. Erstens sind Frauen in ländlichen und benachteiligten Gemeinschaften besonders stark vertreten, wo sie häufig direkter von Umweltveränderungen wie Dürren, Überschwemmungen oder Ernteausfälle betroffen sind. Zweitens haben sie oft einen eingeschränkten Zugang zu Ressourcen wie Land, Bildung und Finanzen, was ihre Fähigkeit beeinträchtigt, sich an Veränderungen anzupassen oder Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Drittens tragen traditionelle Geschlechterrollen und kulturelle Normen dazu bei, dass Frauen oft die Hauptverantwortung für die Versorgung der Familie und den Erhalt des Lebensunterhalts tragen, was ihre Mobilität und Handlungsfreiheit in Krisensituationen einschränken kann. Zusammenfassend sind Frauen aufgrund dieser und weiterer Faktoren besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels und Katastrophen.

    Welche Maßnahmen werden vorgeschlagen, um Ungerechtigkeiten durch den Klimawandel zu verringern, insbesondere im Hinblick auf Frauen?

    Ziel 5 der SDGs betont die Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen, indem es Hindernisse für ihre gleichberechtigte Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen abbauen will. Besonders werden Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, politischer Teilhabe und wirtschaftlichen Ressourcen hervorgehoben.

    Maßnahmen wie der Zugang zu ökonomischen Ressourcen, Sicherung von Besitzansprüchen und Stärkung der Landrechte von Frauen sollen Ungerechtigkeiten durch den Klimawandel verringern. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Frauen widerstandsfähiger gegenüber Umweltkrisen zu machen und ihre Rolle als Schlüsselakteurinnen im Kampf gegen den Klimawandel zu stärken

    Welche Herausforderungen gibt es bezüglich der Geschlechterdimension der SDGs und in welchen Bereichen besteht Entwicklungsbedarf?

    Herausforderungen im Zusammenhang mit der Geschlechterdimension der SDGs liegen darin, dass nicht alle Ziele gleichermaßen die Geschlechterperspektive berücksichtigen. In einigen Bereichen, wie der nachhaltigen Produktion und dem Schutz der Meere, werden die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen noch nicht ausreichend mitgedacht. Es ist wichtig, die SDGs weiterzuentwickeln, um sicherzustellen, dass alle Ziele eine geschlechtersensible Perspektive integrieren.

    Warum ist die Verfügbarkeit aussagekräftiger Daten ein Problem für die Überwachung der SDGs und wie könnten sie die Geschlechtergleichstellung fördern?

    Viele Länder haben Schwierigkeiten, aussagekräftige Daten zu erheben. Dies ist ein Problem für die Überwachung der Umsetzung der SDGs, da ohne solide Daten Fortschritte in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit und andere Entwicklungsziele nicht angemessen verfolgt und bewertet werden können. Daten, die geschlechtsspezifische Unterschiede und Ungleichheiten aufzeigen, sind entscheidend, um fundierte politische Entscheidungen zu treffen und Ressourcen gezielt einzusetzen, um die Geschlechtergleichstellung voranzutreiben.