Sarah Easter im Einsatz für CARE
Als Referentin für Nothilfekommunikation reist Sarah Easter regelmäßig in CARE-Projekte auf der ganzen Welt und spricht dort mit Projektteilnehmenden und Helfer:innen. Auf dieser Seite stellen wir Sarahs Arbeit vor und präsentieren eine Auswahl jener Geschichten, die die Menschen ihr im persönlichen Austausch erzählen.
Fünf Fragen an Sarah Easter
Koffer packen, Reisen vor- und nachbereiten und vor allem Geschichten sammeln. Das ist Sarahs Alltag. Seit Ende 2021 reist sie als Referentin für Nothilfekommunikation für CARE in unsere Projekte - überall auf der Welt. Doch wieso ist ihre Arbeit so wichtig und wie muss sie sich auf solche Reisen vorbereiten? Hier gibt es die Antworten aus dem obigen Video noch einmal schriftlich:
1. Bitte stelle dich einmal kurz vor
Ich bin Sarah und arbeite als Referentin für Nothilfekommunikation bei CARE Deutschland und CARE Österreich. Ich bin seit Ende 2021 bei CARE und reise seitdem regelmäßig in Krisen- und Konfliktländer, um über die humanitäre Situation vor Ort zu berichten. Dabei spreche ich mit Betroffenen und sammele Geschichten. Ich möchte die Arbeit von CARE in Krisen- und Konfliktregionen zeigen und Menschen dabei unterstützen gehört und sichtbar zu werden. Für CARE war ich in den letzten Jahren u.a. in der Ukraine, Jordanien, Bangladesch, Gaza, Somalia, Afghanistan, Äthiopien und Sambia.
2. Wie wird entschieden, in welches Land du als nächstes reist?
Das hängt immer von der aktuellen Situation ab. Mein Aufgabengebiet befasst sich sehr viel mit der Nothilfe, also die Arbeit von CARE in Krisen, die gerade akut sind. Ich bin beispielweise rund um den Weltflüchtlingstag ins größte afrikanische Flüchtlingscamp Dadaab in Kenia gereist, um die Aufmerksamkeit auf die Lebenssituation der Menschen dort zu lenken. Aufgrund von Dürre, Fluten und Konflikten mussten viele von ihnen aus Somalia fliehen, da sie dort keine Lebensgrundlage mehr haben.
Auch war ich sechs Monate nach den verheerenden Beben in Hatay in der Türkei, um zu zeigen, dass die Menschen dort immer noch in Zelten und Containern wohnen und weiterhin Unterstützung benötigen.
Aber ich berichte auch über langfristige Hilfe in der Entwicklungszusammenarbeit. Wir fördern beispielsweise Projekte in Sambia, die gegen die stärker werdenden Folgen des Klimawandels vorgehen. CARE unterstützt mit solchen Projekten betroffene Menschen dabei, sich langfristig selbst versorgen zu können. Aber nur durch öffentliche Aufmerksamkeit bekommen wir die finanziellen Mittel, um solche Projekte realisieren zu können. Das ist Teil meiner Aufgabe.
3. Welche Vorbereitungen sind für deine Reisen nötig?
Jede Reise ist natürlich anders und es ist immer eine individuelle Vorbereitung nötig. Jedes Mal mache ich mich mit dem jeweiligen Kontext vertraut und gehe bestimmte Fragen durch: Muss ich ein Kopftuch mitnehmen? Welche Kleidung in welcher Farbe sollte ich lieber zu Hause lassen (da Farben und Symbole oft politische Konnotationen haben)? Welche Gesundheitsrisiken gibt es, brauche ich Malariaprophylaxe und Mückennetz? Und natürlich: Welche Sicherheitsrisiken gibt es und worauf muss ich achten? Bei all diesen Fragen helfen mir vorab aber auch schon die Teams vor Ort.
Als nächstes bereite ich mich auf den humanitären Kontext vor und gehe in die Recherche. Was sind die akuten Probleme? Wie viele Menschen wurden vertrieben? Wie viel Prozent leiden Hunger? Wie hoch ist die Kindersterblichkeit? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit? Womit verdienen sich die Menschen ihren Lebensunterhalt? Je besser meine Recherche, desto einfacher ist es für mich vor Ort, da ich dann schon weiß, welche Fragen ich stellen muss.
4. Warum ist deine Arbeit so wichtig?
Nur durch öffentliche Aufmerksamkeit ist es uns möglich, finanzielle Mittel zu bekommen, um Menschen in Notlagen zu helfen. Deswegen ist es unglaublich wichtig, dass die Betroffenen vor Ort gehört werden. Oft vergisst man die Menschen hinter den Zahlen, die tagtäglich in den Medien zu sehen sind. Meine Aufgabe ist es zu zeigen, wer diese Menschen sind. Es sind Mütter, Töchter, Enkelinnen, Väter, Großeltern. Jede Zahl ist eine Person, die tagtäglich ums Überleben kämpft oder darum kämpft, ihren Kindern etwas zu Essen zu besorgen. In einer Krise oder Katastrophe gibt es oft nicht ausreichende Ressourcen für die Berichterstattung und Dokumentation unserer Arbeit. Gerade in der Krise muss die Kommunikation aber schnell sein, und wir möchten natürlich transparent zeigen, was genau CARE eigentlich macht. Ich kann die Kolleg:innen und die lokalen Partnerorganisationen dabei unterstützen und sie entlasten.
Mit meiner Arbeit möchte ich außerdem einen Beitrag dazu leisten und dagegen vorzugehen, dass ein Großteil der Bevölkerung vergessen oder ignoriert wird. Denn wenn keiner hinschaut, dann kann sich auch nichts ändern.
5. Was ist das Ergebnis einer solchen Reise? Was nimmst du mit?
Nach meiner Reise erstelle ich ein sogenanntes Kommunikationspaket. Dieses enthält für gewöhnlich Texte über Menschen, die ihre Geschichte mit mir geteilt haben, dann eine Fotokollektion von der Lage vor Ort und den Personen, die ich getroffen habe und gelegentlich Videomaterial für kurze Clips, die wir dann in den sozialen Medien teilen.
Darüber hinaus versuche ich mit Pressearbeit die Aufmerksamkeit auf die humanitäre Situation zu lenken. Das passiert durch Pressemeldungen und Interviews in TV, Radio und Zeitungen, in denen ich die Geschichten teile.
Es ist ein unglaubliches Privileg für mich, dass so viele Menschen mir ihr Vertrauen schenken und oft sehr persönliche Einblicke in ihr Leben gewähren. Deswegen ist es für mich immer ein sehr wichtiges Anliegen, ihre Geschichten mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen.
Sarah in CARE-Projekten weltweit
Ist das alles nicht White Saviorism?
Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Nein, weil es bei der Arbeit von Sarah nicht darum geht, sie in den Ländern, die sie bereist, als weiße Helferin in Szene zu setzen.
Die ausführliche Antwort geht so:
CARE beschäftigt sich in seiner Bildsprache und seinen Kommunikationsmaterialien intensiv mit dem Thema White Saviorism*. Uns ist es wichtig, jene Entwicklungszusammenarbeit zu zeigen, für die wir stehen: Es sind nicht wir Mitarbeitende aus den deutschen Büros, die die Hilfe in die Projektländer tragen, sondern es sind nationale Fachkräfte vor Ort, die die Hilfe organisieren und die aufgrund ihrer Verwurzelung in den nationalen Gesellschaften genau wissen, wo die größte Not herrscht und wie darauf zu reagieren ist. Es ist ihre Expertise und Perspektive aus welcher heraus Projekte entwickelt werden, für die wiederum hierzulande eine Finanzierung organisiert wird.
Wir versuchen außerdem immer wieder aufzuzeigen, wie Menschen in Krisen sich vorrangig selbst helfen. Erst kürzlich hat CARE einen Bericht zu Frauen in Kriegen veröffentlicht. In diesem wird deutlich, welche Führungsrollen Frauen in Krisen und Konflikten übernehmen, obwohl sie selbst Betroffene sind. Hilfsorganisationen wie CARE unterstützen und begleiten Menschen in Not, die wir aber nicht als passive Hilfsempfänger:innen sehen und darstellen möchten. Vielmehr wollen wir unseren Beitrag zu mehr Sichtbarkeit leisten, dass Menschen in einer Krise, trotz Gewalt, Flucht, Krieg, dem Verlust von Hab und Gut, Hunger, Dürre und Arbeitslosigkeit nicht aufgeben, sondern sich ihre Lebensgrundlage neu aufbauen und auf eigenen Beinen stehen wollen. Ihre Geschichten zu sammeln, das ist Sarahs Aufgabe, besonders, wenn es in den jeweiligen Länderbüros, die in ihrer Größe und Zusammensetzung der Fachbereiche variieren, keine Kommunikationsfachleute gibt.
Um die Aufmerksamkeit für die Geschichten von Projektteilnehmenden zu erhöhen, sind wir auf Sichtbarkeit in den Medien angewiesen. Da ist es oft hilfreich, wenn z.B. für Radio-, andere Audio- oder TV-Beiträge Gesprächspartner:innen in deutscher Sprache vermittelt werden können. Diese Aufgabe nimmt Sarah wahr, wenn vor Ort keine geeignete Person verfügbar ist und teilt darüber hinaus ihre eigenen Eindrücke aus ihren Projektbesuchen. Fotos, die Sarah dabei mit Projektteilnehmenden zeigen, stellen reale Begegnungen dar und sind nicht inszeniert. Die Ablichtung und Veröffentlichung des Bildes der gezeigten Personen erfolgt in Absprache und immer mit deren Einverständnis.
Das ist der Weg, den wir als Hilfsorganisation gehen, um in den Medien stattzufinden und die Menschen, die unsere Arbeit unterstützen, bestmöglich zu informieren. Können wir mit keiner deutschsprachigen Person zu einem Thema aufwarten, dann werden Interviews häufig nicht geführt (z.B. mit der Begründung, dass bei der Übersetzung aus dem Englischen oder anderer Sprachen das Gespräch die „Emotionen“ verliere). Allerdings freuen wir uns, dass zunehmend Bereitschaft und Möglichkeiten bestehen, authentisch und direkt zu berichten.
*White Saviorism beschreibt die Problematik, dass Menschen aus dem Globalen Norden als primäre Helfer:innnen in Krisensituationen im Globalen Süden dargestellt werden. Dabei werden die von den Krisen Betroffenen selbst, aber auch lokale Helfer:innen, marginalisiert oder als rein passive Empfänger:innen von Hilfe dargestellt. Ein Beispiel von White Saviorism in der Bildsprache wäre etwa ein Foto eines weißen Helfers, der einem somalischen Kind eine Impfung verabreicht.
Medienkontakt
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