Bonn, 4. März 2024. Nach fast fünf Monaten Konflikt leiden die Menschen in Gaza immens unter Krankheiten und Hunger. Aber auch Dunkelheit ist zunehmend ein Problem, warnt die internationale Hilfsorganisation CARE. Eine von CARE beauftragte Analyse von Satellitenbildern zeigt, dass im Gazastreifen ein massiver Rückgang von Licht zu verzeichnen ist, mit einer durchschnittlichen Reduktion der nächtlichen Beleuchtung um 84 Prozent. Dabei ist Gaza-Stadt mit 91 Prozent am schwersten betroffen. In Rafah, wohin über 1,2 Millionen Palästinenser:innen geflohen sind, sind es 70 Prozent. Die Satellitenbilder wurden aus einer Höhe von etwa 800 Kilometern über der Erde aufgenommen und vergleichen die Lichtverhältnisse im September 2023 mit dem Zeitraum Oktober 2023 bis Januar 2024.

„Der Konflikt in Gaza hat die Menschen buchstäblich in Finsternis gestürzt. Die Analyse verdeutlicht bildhaft die weitreichenden Schäden an Infrastruktur und Wirtschaft. Das Überleben wird zu einem täglichen Kampf“, sagt Hiba Tibi, CARE-Länderdirektorin für die Westbank und Gaza.

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Satellitenaufnahme von Gaza aus dem September 2023

Satellitenbildaufnahme vom 14. September 2023

Satellitenbilder aus Gaza

Satellitenaufnahme von Gaza aus dem Oktober 2023

Satellitenbildaufnahme vom 21. Oktober 2023

Satellitenbilder aus Gaza

Satellitenaufnahme von Gaza aus dem Januar 2024

Satellitenbildaufnahme vom 01. Januar 2024

Satellitenbilder aus Gaza

Die Stromausfälle und der Zusammenbruch der Infrastruktur im Gazastreifen sind insbesondere für die dringend benötigte Gesundheitsversorgung verheerend. Die Zahl der Krankenhäuser, in denen nachts kein oder nur wenig Licht brennt, liegt bei etwa 70 Prozent. „Strom bedeutet in Krankenhäusern Leben oder Tod. Wir hören von Neugeborenen, die sterben, weil es keinen Strom für die Brutkästen gibt, von Kindern, die nicht beatmet werden können, und von Müttern, die auf dem Operationstisch sterben, weil lebensrettende Maschinen keinen Strom haben“, sagt Tibi. Von ehemals 36 Krankenhäusern sind nur noch 12 teilweise in Betrieb und damit dementsprechend stark ausgelastet.

Dem einzigen Kraftwerk des Gazastreifens in Deir al-Balah ging Mitte Oktober der Treibstoff aus. Da kaum funktionierende Notstromaggregate zur Verfügung stehen, sind damit Bäckereien, Krankenhäuser, Wasserpumpen und andere wichtige Einrichtungen wie Kläranlagen außer Betrieb gesetzt.

CARE fordert deshalb, dass die Lieferung lebenswichtiger Hilfsgüter, die auch Treibstoff für den Betrieb von Generatoren umfasst, in den Gazastreifen erleichtert wird. Zudem muss die zentrale Stromversorgung wiederhergestellt werden.

Über die Analyse:

CARE beauftragte Dr. Xi Li vom Laboratory for Information Engineering in Surveying, Mapping and Remote Sensing an der Universität Wuhan, China, mit der Durchführung der Analyse von Satellitenbildern des Gazastreifens. Dr. Xi Li nutzte Fernerkundungsbilder, um die Entwicklung des Konflikts in Gaza zu bewerten, indem er die Lichtverhältnisse im September 2023 mit einer Reihe von Bildern verglich, die zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 aufgenommen wurden. CARE hat bereits ähnliche Analysen für die Konflikte in Syrien und dem Jemen beauftragt.

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