Ein Portrait von Unmi.

Unmi Roy ist 14 und besucht die zehnte Klasse in ihrer Schule im Norden von Bangladesch. Ihre Schule ist eine von 331 Schulen, die in das JANO-Projekt von CARE (Joint Action for Nutrition Outcome) einbezogen sind. 40 Millionen Menschen in Bangladesch sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, 11 Millionen leiden unter akutem Hunger. Frauen und Mädchen sind besonders betroffen. Aus diesem Grund werden in den Schulen verschiedene Aktivitäten im Rahmen eines Ernährungs-Aktionsplans durchgeführt, die den Schüler:innen helfen, etwas über gesunde Praktiken und Ernährung zu lernen. Sarah Easter, CARE-Nothelferin, trifft Unmi in ihrer Schule in der Jugendecke, wo sie in ihrer blauen Schuluniform auf dem Boden sitzt und mit einigen ihrer Klassenkamerad:innen Monopoly spielt.

Sarah: Wie hilft dir das Spielen von Monopoly dabei, einen gesunden Lebensstil zu führen?

Unmi: Unser Spiel ist ein bisschen anders als Monopoly. Anstelle von Straßen sammeln wir wichtige Informationen, zum Beispiel wie man Gemüse richtig wäscht. Es gibt auch das Gefängnisfeld, aber hier landen wir, wenn wir zum Beispiel eine Karte ziehen, auf der steht, dass wir zu früh geheiratet, unhygienisch gegessen oder unsere Ausbildung nicht beendet haben. Dann müssen wir eine Runde aussetzen und ins Gefängnis gehen. Meine Klassenkamerad:innen dort drüben spielen ein anderes Spiel, das so ähnlich wie das Leiterspiel ist. Wenn man auf einem guten Spielfeld landet, wie z. B. einer weiterführenden Ausbildung, dann kann man die Leiter zu einer höheren Stufe erklimmen, weil man dann eine gute Zukunft hat. Wenn ich auf dem Feld mit der frühen Schwangerschaft lande, rutsche ich wieder auf eine niedrigere Stufe hinunter, denn es ist sehr gefährlich, so jung schwanger zu werden. Ich könnte sogar sterben.

 

Unmi sitzt auf dem Boden und spielt mit Freundinnen ein Brettspiel.

Sarah: Wow, du weißt viel darüber. Was half dir dabei, über diese Themen zu lernen?

Unmi: In meiner Schule haben wir Unterricht und Aktivitäten, bei denen wir lernen, was ein gesundes Leben ist und welche Art von Ernährung wir dafür brauchen. Wir lernen auch über Geschlechtergerechtigkeit. Wir spielen Spiele, sehen uns Videos an, und ich habe gelernt, wie man den BMI meiner Mitschüler:innen berechnet und was eine ausgewogene Ernährung ist, damit sie einen gesunden BMI erreichen. Wir haben einen Schulgarten, in dem wir Gemüse anbauen und lernen, wie man es richtig wäscht, schneidet und kocht. Wir haben auch eine Theatergruppe, in der wir die Gemeinschaft über gesunde Lebensweisen und Irrglauben aufklären. Im Karateunterricht lernen wir Mädchen Selbstvertrauen. Wir lernen also viel in der Schule.

Sarah: Was ist deine Lieblingsaktivität in der Schule und warum?

Unmi: Der Schulgarten ist mein Favorit. Ich habe viel darüber gelernt, wie man Gemüse anbaut, über die verschiedenen Anbauperioden und über nahrhafte Lebensmittel. Ich habe jetzt sogar meinen eigenen Garten zu Hause und kann Gemüse für meine Familie anbauen. Karate ist meine zweitliebste Aktivität. Wir lernen, wie wir uns verteidigen können, und ich bin selbstbewusster geworden. Als Mädchen habe ich das Gefühl, dass ich jetzt mehr Möglichkeiten habe und meine Träume und Hoffnungen äußern kann. Wir spielen Spiele die vorher nur für Jungen waren und wir fahren wie die Jungen mit dem Fahrrad. Es ist jetzt normal, das zu tun, was die Jungen tun, und wir Mädchen sind gut darin.

Unmi übt mit ihren Klassenkameradinnen Karate.

Nach der Schule macht Unmi zuhause ihre Hausaufgaben, hilft ihren Eltern im Haushalt und arbeitet im Garten. Unmi sitzt auf einer Bank, während sie das Abendessen vorbereitet. Ihr Vater, Swapan Kumar Roy, 43, setzt sich zu ihr.

Sarah: Du hast vorhin gesagt, dass du das Gefühl hast, deine Träume und Hoffnungen nun äußern zu können. Wie lauten sie denn?

Unmi: Ich möchte Ärztin werden. Mein Lieblingsfach in der Schule ist Biologie, weil ich gerne etwas über verschiedene Bakterien lerne und darüber, wie der Körper funktioniert. Mein Vater ist der Dorfarzt und ich möchte wie er meine Nachbar:innen unterstützen. Er geht von Haus zu Haus und behandelt sie dort. Sie vertrauen ihm.

Sarah (zu Unmis Vater): Haben Sie auch als Arzt eine Veränderung in der Gemeinde bemerkt, seit das JANO-Projekt in Ihrem Dorf begonnen hat?

Swapan (Vater): Es hat sich viel verändert. Früher verwendeten die meisten Menschen pflanzliche Lösungen für ihre Krankheiten oder versuchten, sich mit Religion und Aberglauben selbst zu heilen. Jetzt kommen sie öfter zu mir oder besuchen andere Gesundheitseinrichtungen. Außerdem ließen sich, während COVID-19, viele Menschen impfen, was früher nicht der Fall gewesen wäre. Es ist ihnen bewusst, wie wichtig es ist, zum Arzt zu gehen. Die Menschen sind aufgeklärter.

Unmi sitzt an ihrem Schreibtisch und macht Hausaufgaben.

Sarah: Unmi, du baust in deiner Schule und deinem eigenen Garten verschiedenes Gemüse an. Welche Rolle spielt das in deinem Leben?

Unmi: Wir verwenden es für unsere eigenen Mahlzeiten. Es hat geholfen, uns ausgewogener zu ernähren als früher. Es ist wichtig, dass in jeder Mahlzeit verschiedene Nährstoffe enthalten sind. Mein Vater ist auch Bauer, wie alle unsere Nachbar:innen. Unsere Ernährung war früher nicht sehr ausgewogen, da wir nur das bekamen, was er auf seinen Feldern anbauen kann.

Swapan (Vater): Besonders in den letzten Jahren hatte ich viele Ernteausfälle. Naturkatastrophen haben aufgrund des Klimawandels zugenommen. Wenn ich meinen Reis anbaue, brauche ich viel Sonne, aber Überschwemmungen oder zu frühe und unvorhersehbare Regenfälle haben viele meiner Reisfelder zerstört. Das hat meiner Familie sehr zugesetzt. Ich habe viel Geld, Zeit und Lebensmittel für meine Familie verloren. Deshalb bin ich sehr froh, dass Unmi uns mit ihrem Garten hilft.

Dorfbewohner:innen sitzen auf dem Boden vor der Schule

Am späten Nachmittag trifft sich Unmi mit ihren Klassenkamerad:innen zu einer Aufführung ihrer Theatergruppe. Viele Leute aus ihrer Gemeinde und den umliegenden Dörfern sind heute gekommen. Auf der Bühne sind vier ihrer Klassenkamerad:innen als die „Monster“ Ignoranz, Unwissenheit, Aberglaube und Mobbing verkleidet und versuchen, die Kinder in der ersten Reihe zu erschrecken. Ein falscher Heiliger gibt einer schwangeren Frau gefälschte Medizin. Am Ende der Show hält Unmi ein Schild mit gemaltem Gemüse hoch und singt ein Lied über gesunde Ernährung. Nach der Show sind die Gemeindemitglieder eingeladen, sich über die Show und das Gelernte auszutauschen. Unmi gibt ihr Wissen an ihre Nachbar:innen weiter und unterstützt sie, genauso wie ihr Vater es tut.

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