Was ist partnerschaftliche/häusliche Gewalt?

Partnerschaftliche Gewalt, Gewalt im sozialen Nahfeld oder häusliche Gewalt umfassen Verhaltensmuster, die darauf abzielen, Macht und Kontrolle über den Partner oder die Partnerin auszuüben. Gewalt im sozialen Nahfeld bezeichnet jegliche Gewalt, die durch nahestehende Personen ausgeübt wird. Es handelt sich dabei um eine international anerkannte Menschenrechtsverletzung. 

Diese Form der Gewalt beinhaltet körperliche, sexuelle, emotionale, ökonomische und psychische Handlungen oder deren Androhung. Beginnend oft mit verbaler Gewalt, wird sie häufig zunächst nicht als solche erkannt und eskaliert dann zunehmend. Partnerschaftsgewalt ist eine weltweit verbreitete Form von geschlechtsspezifischer Gewalt, die Gewalttaten zwischen Menschen in häuslicher Gemeinschaft wie Ehe, Lebenspartnerschaft oder intimen Beziehungen einschließt. Körperliche Gewalt ist dabei nur ein Aspekt eines komplexen Verhaltensmusters, das auf Macht und Kontrolle abzielt und auch psychische Gewalt wie Demütigungen, Drohungen, Einschüchterungen, soziale Isolation oder wirtschaftlichen Druck durch den Täter oder die Täterin einschließt.

Was ist sexualisierte Gewalt?

Sexualisierte Gewalt bezeichnet jede Handlung, durch die eine Person belästigt oder gegen den eigenen Willen zu einer sexuellen Handlung gezwungen wird, zu der sie nicht ihre Zustimmung gegeben hat oder die Einwilligung nicht erteilen kann. Es ist eine Zuwiderhandlung gegen das rechtlich geschützte sexuelle Selbstbestimmungsrecht. Sie reicht von verbaler Belästigung über ungewollte Berührungen bis hin zu Vergewaltigung und Genitalverstümmelung. Diese Form von Gewalt beschränkt sich nicht nur auf körperliche Übergriffe wie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder Missbrauch, sondern schließt auch sexuelle Belästigungen und jegliche unerwünschte sexuelle Kommunikation ein. Dazu gehören obszöne Worte, aufdringliche Blicke, das Zeigen oder Zusenden sexueller Inhalte und/oder Pornografie.

Sexualisierte Gewalt umfasst jeglichen Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung, bei dem Täter:innen den Betroffenen ihren Willen aufzwingen. Es handelt sich dabei nicht um Lust oder Erotik, sondern um Machtverhalten, das Menschen durch gezielte sexuelle Handlungen oder Kommunikation abwertet, demütigt und erniedrigt. Anders als bei sexueller Gewalt verdeutlicht sexualisierte Gewalt, dass es um Gewalt mit sexuellen Mitteln und nicht um sexuelle Befriedigung geht.

Sexualisierte Gewalt ist weit verbreitet in unserer Gesellschaft. Repräsentative Befragungen zeigen, dass zwei von drei Frauen im Laufe ihres Lebens sexuelle Belästigung erleben, während jede siebte Frau Opfer schwerer sexualisierter Gewalt wird. Frauen mit Behinderung sind zudem zwei- bis dreimal häufiger von sexueller Gewalt betroffen als Frauen ohne Behinderungen.

Was ist digitale Gewalt?

Online- oder digitale Gewalt (auch Cyber Violence) umfasst gewalttätige Handlungen, die im digitalen Raum, beispielsweise in sozialen Medien oder Online-Portalen, stattfinden. Dabei zielen digitale Angriffe hauptsächlich auf Bedrohung, Herabsetzung, Rufschädigung, Erpressung und Ausspähung der betroffenen Person ab.

Frauen und Mädchen sind besonders häufig betroffen. Die meisten Täter:innen verfolgen das Ziel, die ausgewählte Person zu ängstigen oder zum Schweigen zu bringen. Sie wollen sie herabsetzen, ihren Ruf schädigen, sozial isolieren, zu einem bestimmten Verhalten nötigen oder erpressen und nutzen dazu das Internet oder verschaffen sich direkt Zugriff auf das Mobiltelefon oder den Computer der oder des Betroffenen.

Digitale und analoge Gewalt verstärken und ergänzen sich oft gegenseitig. Digitale Medien schaffen völlig neue Räume für Gewalt, da Täter:innen rund um die Uhr online sein und dabei anonym bleiben können. Offizielle Zahlen darüber, wie oft digitale Gewalt vorkommt, gibt es aktuell nicht. 

Was ist Gewalt in der Geburtshilfe?

Gewalt in der Geburtshilfe umfasst unter anderem physische Misshandlungen, verbale Demütigungen, medizinische Eingriffe ohne Zustimmung, Verweigerung der Schmerzlinderung und Vernachlässigung, die während des Geburtsprozesses erlebt werden. Diese Form der Gewalt kann schwerwiegende psychische und körperliche Folgen haben, einschließlich lebensbedrohlicher Situationen für die gebärende Person und/oder das Kind.

CARE arbeitet gemeinsam mit lokalen Partnern in 51 Ländern für eine bessere Mutter-Kind-Gesundheit durch den Ausbau von Geburtskliniken sowie die Aus- und Weiterbildung von Hebammen und anderem medizinischen Personal. In unseren Projekten werden vor allem die Rechte von Schwangeren und gebärenden Frauen gestärkt.

Was ist Menschenhandel?

Menschenhandel ist eine gravierende Verletzung der Menschenrechte, die darauf abzielt, eine andere Person auszubeuten. Nach internationaler Definition, die auch im deutschen Strafrecht verankert ist, umfasst Menschenhandel die Anwerbung, Beförderung, Beherbergung oder Aufnahme von Personen unter Anwendung von Gewalt, Nötigung, Entführung, Betrug, Täuschung, Machtmissbrauch oder Ausnutzung besonderer Hilflosigkeit zum Zweck der Ausbeutung. 

Zu den bekannten Formen der Ausbeutung im Menschenhandel gehören sexuelle Ausbeutung, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, Zwangsarbeit und die Ausbeutung erzwungener krimineller Handlungen. 

Frauen und Mädchen sind hauptsächlich von sexueller Ausbeutung betroffen, während die anderen Formen auch Männer und Jungen in größerem Maße einschließen. Besonders gefährdet sind Menschen unter 21 Jahren, die in ihrem Herkunftsland zu diskriminierten Gruppen gehören.

Was ist weibliche Genitalverstümmelung?

Weibliche Genitalverstümmelung oder -beschneidung (Female genital mutilation oder cutting, FGM/C) umfasst alle Praktiken, bei denen das äußere weibliche Genital teilweise oder vollständig entfernt wird sowie andere medizinisch nicht begründete Verletzungen am weiblichen Genital. Neben extremen körperlichen und psychischen Schmerzen birgt diese Praktik viele langanhaltende gesundheitliche Risiken, im schlimmsten Fall den Tod. Die meisten Mädchen erleiden diese Gewalt, bevor sie das fünfte Lebensjahr vollendet haben.

Der Begriff der weiblichen Genitalverstümmelung macht nicht nur die schwerwiegende Menschenrechtsverletzung dieser Praktik deutlich, sondern unterstreicht, dass diese nicht mit der Beschneidung bei Jungen und Männern zu vergleichen ist. Im deutschen Diskurs wird im Kontakt mit Betroffenen jedoch auch der Begriff der weiblichen Genitalbeschneidung verwendet, da der Begriff der Verstümmelung als stigmatisierend empfunden werden kann.

Was ist Kinderheirat?

Frühe Eheschließung, bei der eine oder beide der Verheirateten noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet haben, wird als Kinderheirat bezeichnet. Kinderheirat widerspricht der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die festlegt, dass eine Ehe nur durch freie und uneingeschränkte Zustimmung der künftigen Ehegatten geschlossen werden darf.

Mädchen sind einem höheren Risiko ausgesetzt, in jungen Jahren gegen ihren Willen mit deutlich älteren Männern verheiratet zu werden, was oft mit Schulabbruch, riskanten Frühschwangerschaften und anderen Formen von Gewalt einhergeht.

Was ist Zwangsverheiratung?

Zwangsverheiratung bezeichnet eine gewaltsame oder unter Druck erfolgende Eheschließung – ein schwerwiegender Verstoß gegen grundlegende Persönlichkeitsrechte. Dieses Phänomen ist in verschiedenen sozialen, ethnischen und kulturellen Kontexten präsent, wobei informelle Zwangsehen, abseits rechtlicher Anerkennung, besonders schwer zu erkennen sind.

Mädchen, junge Frauen, Jungen, junge Männer und trans Personen sind besonders gefährdet, von einer drohenden Zwangsverheiratung betroffen zu sein, insbesondere nach Eintritt der Pubertät. Eine entscheidende Rolle bei ihrer Verhinderung spielt dabei, dass das Umfeld, wie Schule oder Ausbildungsbetrieb, mögliche Hinweise richtig interpretieren kann.

Was ist wirtschaftliche (oder ökonomische) Gewalt?

Wirtschaftliche Gewalt ist das Ausüben von Macht und Kontrolle im finanziellen Bereich, sodass das eigene Handeln und Entscheiden eingeschränkt wird. Sie manifestiert sich durch die ungleiche Verfügungsmacht über finanzielle Mittel und die Ausnutzung ökonomischer Überlegenheit, um andere zu dominieren oder zu kontrollieren.

Finanzielle Abhängigkeit ist jedoch nicht zwangsläufig mit finanzieller Gewalt gleichzusetzen. Finanzielle Abhängigkeit kann entstehen, wenn eine Person von einer anderen Person oder Institution finanziell abhängig ist, ohne dass dabei notwendigerweise Gewalt oder Kontrolle im Spiel ist. Der Missbrauch dieser Abhängigkeit, beispielsweise durch das Erzwingen von finanziellen Entscheidungen oder das Einschränken des Zugangs zu Ressourcen, stellt jedoch eine Form von Gewalt dar.