Die Fluten kommen plötzlich. Mit einem Grollen kündigt sich das Wasser mitten in der Nacht an. Chuma Mwende, 85, und ihre fünf Enkelkinder sind in ihrem Haus, als sie vom Wasser überrascht werden. Sie wissen nicht woher es kommt, nur, dass sie so schnell wie möglich fliehen müssen. Während Nachbarn sie auf einen Ochsenkarren ziehen, sehen sie, wie die Flut die Häuser um sie herum verschlingt. „Unser Haus ist untergetaucht“, erzählt Chuma. Auf der Suche nach trockenem Land entdecken die Vertriebenen ein Feld, ca. 1,5 Kilometer von ihrem Dorf entfernt.

In Sambia spüren Menschen wie Chuma und ihre Enkelkinder die Folgen der Klimakrise brutal und deutlich: Die Trockenzeiten werden länger, der Boden trocknet aus. Der Niederschlag in der Regenzeit ist über die letzten Jahre immer heftiger geworden. Immer wieder brechen Dämme, die den Wassermassen nicht standhalten und alles überschwemmen. Die Fluten reißen Dörfer und Tiere mit sich und zerstören Felder und Pflanzen. In Sambia lebt ein Großteil der ländlichen Bevölkerung von der Landwirtschaft. Sie sind auf das Wetter und ihre Ernte angewiesen. Die Unberechenbarkeit des Klimas machen Nahrung und Einkommen zunehmend unsicherer.

 

 

Chuma Mwende lebt mit ihren fünf Enkeln in einem Camp in Sambia
Nachdem Wassermassen ihr Haus zerstört hatten, suchte Chma Mwende mit ihren fünf Enkelkindern Zuflucht in einem Flüchtlingscamp.

Chuma kann nur an einem Stock, der ihr bis zu den Schultern reicht, gehen. Ihr Rücken ist gekrümmt. „Wir haben alles verloren. In meinem fortgeschrittenen Alter ist es schwierig, mich zu bewegen und ich weiß nicht, wie ich Essen für meine Enkelkinder finden soll“, sagt sie. Statt ihren Ruhestand zu genießen, trägt sie die alleinige Verantwortung für ihre fünf Enkel. Ihre eigenen Kinder sind bereits alle verstorben. Die jüngste Enkelin, Nchimunya, 6, weicht nie von der Seite ihrer Großmutter.

Chuma Mwende benötigt einen Gehstock

Mit einer langsamen, ausladenden Handbewegung beschreibt Chuma, dass das Land, was sie vorgefunden haben, erstmal gerodet werden musste. Als sie ihr Zuhause verließ, hatte sie nicht die Gelegenheit, etwas zu packen. Sie kam zu diesem Feld nur mit der Kleidung, die sie in der Nacht trug. Für mehr reichte weder die Zeit noch Chumas Kraft. Die Familie lebt seit Januar im Camp, gemeinsam mit 640 anderen Menschen. Darunter 347 Kinder. Insgesamt waren in Sambia zwischen Januar und März 2023 fast 375.000 Menschen von den Fluten betroffen.

Chuma zeigt auf eine Plastiktüte, die an einem Stock am Rande des Feldes weht und erklärt, wie das Lager aufgebaut wurde. Anfangs suchten die Vertriebenen Plastiktüten und lange Stöcke zusammen, die sie zu einem provisorischen Unterschlupf zusammenknüpften. Vier Tage lang mussten die Menschen hier ausharren, während es weiter regnete. Dann tauschten Mitarbeitende der Disaster Management & Mitigation Unit der sambischen Regierung die Plastikunterschlüpfe gegen richtige Zelte aus.CARE verteilte dazu unter anderem Decken, Solarlampen, Wassertanks – die wichtigsten Utensilien für den täglichen Gebrauch.

Chuma Mwende sitzt mit ihrer Enkelin im Zelt

Für Chuma und die anderen Vertriebenen sind die Zelte ihr einziges Zuhause. Und dieses Zuhause haben die meisten Familien nicht für sich allein. Bis zu 16 Menschen leben in den Zelten – oftmals aus zwei Haushalten zusammen. Mittlerweile ist es über 30 Grad warm im Camp, der Regen hat aufgehört und die Dürre wird bald folgen, die Felder trocknen bereits aus. Es gibt keine Bäume die Schatten spenden, die Hitze in den Zelten ist unerträglich.

Chumas Alltag im Camp dreht sich darum sich undihre Enkel irgendwie zu ernähren. Morgens suchen die Kinder Feuerholz und Chuma bereitet ihnen Haferbrei zu, nachmittags und abends gibt es das, was sie sonst noch auftreiben können. Manchmal springen Nachbarn ein und helfen Chumas Familie oder die Kinder werden geschickt, um auf den Feldern Süßkartoffeln zu suchen und im Fluss in der Nähe zu angeln. Sicherheit, dass die nächsten Tage genug da sein wird, gibt es nie. Die Sorge um die nächste Mahlzeit begleitet viele Menschen in Sambia. Die Hälfte der Bevölkerung hat nicht genug zu Essen. Sambia ist das Land mit einer der höchsten Unterernährungsraten weltweit. Vor allem Kinder sind betroffen - jedes dritte ist akut unterernährt.

Chuma hat einen großen Traum: „Ich wünsche mir endlich wieder ein Zuhause, wo ich meine Enkel großziehen kann.“ Ihre Enkelin stimmt ihr zu. Dabei blickt sie schüchtern auf den Boden: „Wir wollen Essen und ein Zuhause.“

So hilft CARE

CARE leistet in Sambia Nothilfe für Menschen, die von den Fluten betroffen sind. Mit Bargeld, Nahrung und Utensilien wie Decken, Solarlampen, Wassertanks und Eimern, unterstützt CARE die Vertriebenen, die kein Zuhause mehr und nur wenig finanzielle Mittel haben. Langfristig legt CARE den Fokus der Projekte darauf, die Menschen widerstandsfähiger gegenüber den klimatischen Bedingungen zu machen, zum Beispiel mit Aufforstungsprojekten, dürreresistentem Saatgut und Schulungen zu Ernährung und Gesundheit.

Bitte unterstützen Sie diese Hilfe für Menschen wie Chuma mit Ihrer Spende!

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