Seit Beginn des Krieges in Syrien vor elf Jahren sind 13 Millionen Syrer:innen auf der Flucht. Über 675.000 von ihnen suchen Schutz im Nachbarland Jordanien. Kinder und Jugendliche leiden besonders unter der Situation. Die meisten von ihnen sind seit Beginn des Krieges nicht mehr zur Schule gegangen. Anstatt in einer geschützten Umgebung mit Gleichaltrigen zu lernen und zu spielen, müssen sie arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Mit dem Projekt „Cash for Education" unterstützt CARE geflüchtete Familien in Jordanien mit Bargeld, um Kindern den Zugang zu Bildung zu erleichtern. Zu ihnen gehören auch Doha, Mohammad und Marwa. Trotz ihrer schwierigen Situation haben sie Hoffnung und große Pläne für die Zukunft.

 

Doha: „Ich will für das Gute kämpfen“

„Ich möchte Anwältin werden, um mich und andere zu verteidigen. Es gibt so viele Dinge, die falsch sind in der Welt. Ich will für das Gute kämpfen“, erzählt Doha, 13, die mit ihrer Familie in Amman in Jordanien lebt. Im Juni 2012 sind sie aus Homs in Syrien geflohen. Ihre Mutter Fayha berichtet, dass die Flucht nach Jordanien sehr schwierig war: „Mein Ehemann ist im Krieg verletzt worden. Es gab keine medizinische Versorgung für ihn und er wurde gesucht. Deshalb sind wir dann mit dem Auto von einer Stadt zur anderen gefahren. In der Nähe der Grenze zu Jordanien mussten wir das Auto schließlich stehen lassen und sind zu Fuß weiter. Erst um Mitternacht haben wir die Grenze passiert.“ Ihr Mann verließ Fayha zwei Jahre später und ging zurück nach Syrien. Seitdem ist sie allein mit ihren drei Kindern Doha, Amjad und Ayham.

Portrait von dem geflüchteten Mädchen Doha

Doha besucht die 7. Klasse. Sie geht gerne in die Schule. Ihre Brüder, Amjad und Ayham, beide 16, mussten dieses Jahr die Schule abbrechen, um zu arbeiten und die Familie zu unterstützen. Sie hatten zu viele Schulden angehäuft und konnten die Miete nicht mehr bezahlen. 2019 erfuhr Fayha über das „Cash for Education”-Programm von CARE und registrierte Doha sofort. „Es ist eine Erleichterung für mich, da ich mir keine Sorgen mehr um ihre Ausbildung machen muss", berichtet sie. Mit der Bargeldunterstützung kaufte Fayha etwa Dohas Schultasche, Schulbücher, Essen und die Schuluniform. Als Fayha über die Zukunft Dohas spricht, lächelt sie. „Ich wünsche mir, dass sie eine gute Ausbildung bekommt und eine bessere Zukunft hat. Ich konnte meine Ausbildung damals nicht beenden und fühle mich oft hilflos, da ich keine Arbeit habe. Dohas Bildung ist mir besonders wichtig, sie soll es einmal besser haben als ich."

Mohammad greift nach den Sternen

„Ich möchte später Astronaut werden und das Weltall erforschen“, erklärt Mohammad, 9, aufgeregt. Der kleine Junge ist technikbegeistert: „Ich möchte alles Unbekannte entdecken. Ich habe viele Bücher über Planeten und Sterne zu Hause. Mein Lieblingsplanet ist die Erde. Das ist der einzige Planet mit Leben und es gibt noch so viel zu entdecken“, erzählt Mohammad. Sein Gesicht leuchtet auf, wenn er über das Weltall spricht. Dass er einmal so begeistert Zukunftspläne schmieden würde, war in seinem jungen Leben noch vor wenigen Jahren nicht klar: Als Mohammad in die erste Klasse ging, wurde ein Lymphknotenkrebs bei ihm diagnostiziert. Er musste sich in Behandlung begeben, dabei wurde seine Bildung zur Nebensache. Die langen Krankenhausaufenthalte und Chemotherapien machten den Schulbesuch ohnehin unmöglich. Dieses Jahr geht es ihm zum Glück gesundheitlich gut genug, um die 4. Klasse besuchen zu können.

Mohammad steht vor einer Wand mit dem CARE-Logo.

Mohammads Vater Otaibi kommt aus Al-Hamah in Syrien und ist 2012 nach Jordanien geflohen. Otaibi arbeitet freiberuflich als Handwerker, doch es kommt vor, dass er wochenlang ohne Aufträge da steht. Er hat seinen Sohn dieses Jahr im „Cash for Education“-Programm von CARE registriert. Mit dem Bargeld bezahlt er den Bus, die Schulbücher und Stifte für Mohammad. Es bleibt sogar noch etwas übrig für Mohammads Medikamente. „Es nimmt mir die Last von den Schultern. Wir können kaum die Miete bezahlen. Auch habe ich Angst, dass Mohammads Gesundheitszustand sich noch einmal verschlechtert. Das wäre schrecklich“, berichtet Otaibi. Er wünscht sich, dass die Träume seines Sohnes in Erfüllung gehen: „Er hat große Pläne. Ich will ihm dabei helfen, sie wahr werden zu lassen."

Marwa: „Ich möchte Architektin werden, um meine Heimat wieder aufzubauen“

„Ich freue mich, dass ich wieder zur Schule gehen kann“, so Marwa, 15, die ursprünglich aus Dara’a im Südwesten Syriens kommt und jetzt mit ihrer Familie in Zarqa in Jordanien lebt. Über den Unterricht sagt sie: „Es ist der einzige Weg, um meinen Traum zu erfüllen. Ich möchte Architektin werden und meine Heimat und ganz Syrien wieder aufbauen."
Marwas Bruder starb im Krieg. Ihr Haus in Syrien ist eingestürzt. 2013 floh die Familie schließlich nach Jordanien. Marwa lebt zusammen mit ihren Eltern und vier älteren Geschwistern. „Es war sehr hart für uns, unsere Heimat zu verlassen. Ich bin mit meinen Kindern geflohen, weil es mehrere Bombenanschläge in der Nachbarschaft gab. Wir haben alles zurückgelassen, damals noch in der Hoffnung, dass wir bald zurückkommen könnten“, erinnert sich ihre Mutter Hind Issa.

Portrait von dem geflüchteten Mädchen Marwa.

Marwa konnte ein Jahr lang nicht zur Schule gehen, da sie zu weit weg und zu teuer war. „Ich war lange sehr traurig und enttäuscht, dass ich meinen Kindern keine Bildung ermöglichen konnte“, erzählt Hind Issa. Ihr Ehemann hat keine Arbeit und das wenige Einkommen, dass sie aus dem Verkauf von gekochtem Essen erzielten, reichte hinten und vorne nicht. Die Unterstützung durch CARE kam genau im richtigen Augenblick. Inzwischen ist Marwa im dritten Jahr des „Cash for Education“-Programms und dadurch in der Lage, den Unterricht fortzusetzen. Das Geld reichte sogar aus, um auch ihrer älteren Schwester Toqa den Schulbesuch zu ermöglichen. „Es war der glücklichste Moment meines Lebens, als ich Marwa and Toqa zurück zur Schule schicken konnte“, so Hind Issa. Sie selbst möchte gerne zurück nach Syrien, um den Rest ihrer Familie wiederzusehen. Aber es ist nach wie vor nicht sicher in ihrer Heimat und mittlerweile grassiert dort die Armut. „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber so lange meine Kinder gesund und glücklich sind, bin ich es auch“, sagt sie.

Im Video: Doha, Mohammad & Marwa erzählen von ihren Träumen

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