Klimaflucht – was bedeutet das?

Bis zum Jahr 2050 könnten mehr als 140 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen. Die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels bedrohen ihre Existenz und lassen ihnen keine andere Wahl. Die Folgen des Klimawandels sind weltweit zentrale Ursachen für Hunger und Armut.

Laut dem Groundswell-Bericht der Weltbank könnte die Erderwärmung bis zum Jahr 2050 rund 216 Millionen Menschen zur Migration innerhalb ihrer Heimatländer oder Regionen zwingen. Besonders betroffen wäre die Region südlich der Sahara, wo laut des Berichts bis zu 86 Millionen Menschen aufgrund von Wasserknappheit, steigendem Meeresspiegel und unzureichenden Ernten flüchten müssten.

Klimaflucht: Migration aufgrund des Klimawandels

Schwere Überschwemmungen, heftige Unwetter und tödliche Dürren: Das ist bittere Realität für Millionen von Menschen weltweit. Nicht zuletzt in Deutschland sind die Folgen des Klimawandels bereits zu spüren. Zwar gab es extremes Wetter schon immer, aber vor allem im letzten Jahrzehnt finden diese Ereignisse immer öfter statt.

Mann aus Angola

Die globale Erwärmung ist bereits spürbar

Der Klimawandel schreitet ungebremst voran und verzeichnet bedrohliche Rekordmarken. Die Jahre 2016 und 2020 stellten die wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen dar. Die globale Temperatur ist bereits um etwa 1,2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit gestiegen.

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung manifestieren sich einerseits in schleichenden Veränderungen, wie dem Schmelzen von Gletschern, dem Anstieg des Meeresspiegels und der allmählichen Verschiebung von Klimazonen. Andererseits zeigen sie sich durch extreme Wetterereignisse wie vermehrten und intensiveren Überschwemmungen, Hitzewellen, Stürmen oder Dürren.

Ardo steht auf einer Straße in ihrem Dorf.

Klimabedingte Katastrophen nehmen zu

Der steigende Meeresspiegel führt beispielsweise in Ländern wie Bangladesch und Vietnam dazu, dass Küsten- und Delta-Regionen immer häufiger überschwemmt und Ackerflächen durch das salzhaltige Wasser zerstört werden.

Auch in vielen südasiatischen und afrikanischen Ländern südlich der Sahara nehmen Extremwetterereignisse wie Dürren zu, bei denen die Menschen ihr Zuhause und ihre kleinbäuerlichen Existenzen verlieren. Für viele gibt es dann keine Perspektive mehr in ihrer Region – sie werden zu Klimaflüchtlingen.

Zwei Kinder gehen Hand in Hand durch die Wüste

Die Ärmsten werden zu Klimaflüchtlingen

Naturkatastrophen lösen mehr als dreimal so viele Vertreibungen aus wie Konflikte und Gewalt. Länder des Globalen Südens sind besonders betroffen, sowohl aufgrund ihrer geografischen Lage als auch wegen der großen Armut ihrer Bevölkerung. Sie verfügen weder über die Mittel noch über das Wissen, sich vor diesen Gefahren zu schützen und sind so gezwungen, ihre Heimat auf der Suche nach Sicherheit und einer Zukunft zu verlassen.

In den Aufnahmeregionen kann die Ankunft der Klimaflüchtlinge wiederum zu neuen Konflikten führen, wenn dort nun mehr Menschen um die wenigen vorhandenen Ressourcen konkurrieren müssen.

Klimakrise und Flucht: CARE-Studie aus dem Irak

Der Irak ist seit Jahren steigenden Temperaturen, anhaltenden Dürreperioden, Umweltverschmutzung und wiederkehrenden Extremwetterereignissen ausgesetzt. Die vorliegende Studie von CARE Irak untersucht die komplexen Dynamiken zwischen klima- und konfliktbedingter Vertreibung und zeigt, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Bereichen in der Praxis bereits heute fließend sind.

zur klimaflucht studie

Eine Mutter mit ihren Kindern in einem Zelt in einem Flüchtlingscamp im Irak.

„Das Schlimmste ist, wenn man nichts zu essen findet“

Fennies Haus wurde in Sambia von den Fluten zerstört, weshalb sie Unterstützung von CARE erhält.

Fennie leidet unter der Klimakrise

„Mein Haus wurde überflutet und begann zu kippen. Ich hörte zuerst die Teller auf den Boden krachen, später stürzte es ein”, erinnert sich die 85-jährige Fennie aus Sambia. Seit sich die Klimakrise immer weiter zuspitzt, hat sich ihr Leben grundlegend verändert. Wegen der Überschwemmungen musste sie ihr Zuhause verlassen und leidet aufgrund ausbleibender Ernten häufig Hunger.

Fennie kennt die Wetterschwankungen in ihrer Heimat gut und beobachtet besorgt, dass extreme Wetterereignisse zunehmen. „Jetzt kommt es häufiger vor. Jedes Jahr gibt es entweder nicht genug Regen oder es regnet zu viel“, berichtet sie.

CARE unterstützt Fennie durch Bargeldhilfen und Lebensmittel-Pakete. Fennie hat das Geld, das sie von CARE erhalten hat, noch nicht ausgegeben: „Ich will es für den Wiederaufbau meines Hauses sparen.“

Klimakrise verschärft Not und Konflikte

Die Klimakrise führt zu extremen Wetterbedingungen wie Dürren und Überschwemmungen, die die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigen und die Nahrungsmittelverfügbarkeit verringern. Besonders in ärmeren Regionen verlieren viele Landwirt:innen ihre Lebensgrundlage, was zu Hunger und Mangelernährung führt.

Zudem verschärft die Klimakrise soziale und politische Instabilität, was Gewalt begünstigt. Die Knappheit an Ressourcen wie Wasser und Nahrung erhöht zusätzlich das Konfliktpotenzial. Sind Menschen durch die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen durch Umweltkatastrophen zur Flucht gezwungen, sind sie ebenfalls einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt. Das gilt insbesondere für geflüchtete Frauen und Mädchen, die besonderen Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt brauchen.

80 %
der klimabedingt geflüchteten Menschen sind laut den Vereinten Nationen bereits heute Frauen.

Beispiele, wie Klimaflucht zu Gewalt und Hunger führt:

Dürre befeuert Konflikte am Tschadsee

Klimaflucht kann zu Gewalt und Hunger führen, wenn sich Menschen um begrenzte Ressourcen streiten. Ein Beispiel hierfür ist der Tschadsee in Westafrika, wo sich durch Dürren und Wassermangel Konflikte zwischen Hirten und Bauern verschärft haben.

Landkonflikte in Bangladesch

Der steigende Meeresspiegel und Überschwemmungen zwingen viele Menschen in Bangladesch zur Migration. Dies führt zu Landkonflikten und sozialen Spannungen, da die begrenzten fruchtbaren Gebiete umkämpft sind.

Extremwetterereignisse in Syrien

Klimaextreme, wie langanhaltende Dürren, haben in Ländern wie Syrien zu Ernteausfällen und wirtschaftlichem Niedergang geführt. Dies hat die soziale Struktur destabilisiert und zu Konflikten beigetragen.

Hunger und soziale Unruhen in Somalia

Klimawandelbedingte Dürren haben in Somalia zu Nahrungsmittelknappheit geführt, was wiederum Hunger und soziale Unruhen ausgelöst hat.

Wasserknappheit im Jemen

Im Jemen führt der Klimawandel zu Wasserknappheit, was zu Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften führt, die um die begrenzten Wasserressourcen konkurrieren.

Verschärfung von Konflikten in Sudan

In Sudan haben sich durch den Klimawandel ausgelöste Dürren mit bestehenden politischen Spannungen vermengt, was zu gewalttätigen Konflikten und einem Anstieg der Nahrungsmittelunsicherheit geführt hat.