Unglaublich, aber wahr: Mein Bundesfreiwilligendienst bei CARE neigt sich bereits dem Ende zu. Ich freue mich schon sehr, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Doch gleichzeitig bin ich traurig, CARE verlassen zu müssen. Es gibt so einiges, was ich vermissen werde…

 

Eine Bundesfreiwillige dreht ein Video.

Kolleg:innen. An erster Stelle stehen natürlich meine tollen Kolleg:innen. Im ganzen Haus herrscht eine herzliche und lockere Atmosphäre. Hier ist es selbstverständlich, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen wo man kann. Man ist in jeder Abteilung willkommen und die Türen stehen – im wahrsten Sinne des Wortes –  immer offen.
Auch in der Pressestelle habe ich mich immer wohlgefühlt. Unsere Abteilung arbeitet zu fünft in einem Großraumbüro. Das mag zunächst nach viel Lärm und Chaos klingen, funktioniert in der Realität aber bestens. Man hat immer Menschen um sich herum, kann jederzeit Fragen stellen und bekommt sofort Hilfe. Und natürlich ist auch mal Zeit für das ein oder andere Schwätzchen. Diese enge Zusammenarbeit in einem perfekt funktionierenden Team ist für mich etwas ganz Besonderes und hat mein Jahr definitiv bereichert.

Große CARE-Events und spannende Reisen

Reisen & Aktionen. Am Wochenende arbeiten? Ja, das habe ich manchmal gemacht! Und zwar gerne. Ich durfte unzählige CARE-Veranstaltungen mit organisieren und begleiten. So war ich in meinem Jahr zum Beispiel in Berlin, Bremerhaven und Köln. All diese Aktionen waren ein voller Erfolg und konnten auch von uns Mitarbeiter:innen genossen werden. Ich habe auf den Events viele Videos gedreht und es macht mich sehr stolz, dass man die Ergebnisse jetzt auf dem CARE-YouTube-Kanal findet. Meine Empfehlungen: Das Video zu unserer Straßenkunstaktion in Berlin und zur Preisverleihung unseres Schreibwettbewerbs.
Ich war außerdem zwei Tage im CARE-Büro in Luxemburg und habe die Kolleg:innen dort beim Relaunch ihrer Website unterstützt. Es war sehr schön, die Kolleg:innen nach so viel E-Mail-Verkehr endlich auch im „echten Leben“ kennenzulernen.

Morgendliche Zeitunglektüre. So verrückt es auch klingen mag: Zeitung lesen war jeden Morgen meine erste Aufgabe. Die Süddeutsche, die taz und der General Anzeiger brachten mich täglich auf den neuesten Stand. Sinn der Sache ist, nach für uns relevanten Artikeln zu suchen. Welche Themen tummeln sich in den Zeitungen und haben sie etwas mit unserer Arbeit zu tun? Was könnte man über unsere sozialen Netzwerke verbreiten? Passen unsere Anliegen im Moment in die deutsche Medienlandschaft? Jetzt muss ich mich erstmal wieder daran gewöhnen, dass ich mich selbst darum kümmern muss, mit den neuesten Infos versorgt zu werden.

Neue Perspektiven - auch für die Zukunft

Lernen. Ich befürchte zwar, dass Lernen auch während meines Studiums eine große Rolle in meinem Leben spielen wird, doch ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es so viel Spaß macht wie hier. In diesem einen Jahr habe ich unglaublich viel neues Wissen gewonnen. Hier in der Pressestelle bekommt man sofort mit, was in der Welt passiert. Wenn in Ecuador die Erde bebt, versorgen uns die Kolleg:innen vor Ort direkt mit den wichtigsten Infos: Geht es ihnen gut? Welche Auswirkungen hat das Beben? Wird Unterstützung benötigt?
Für mich geht es aber nicht nur um das Wissen über die Katastrophen. Viel wichtiger sind die Geschichten aus Kriegs- und Katastrophengebieten; von Kindern, die ihre Eltern verloren haben; von Bäuerinnen und Bauern, die nichts mehr ernten können; von Schwangeren, die in unmenschlichen Verhältnissen leben. Ich habe eine völlig andere Sicht auf die Krisen dieser Welt bekommen. Die Zeitung zu lesen berührt mich heute mehr als früher, weil ich weiß, wer hinter all den schlechten Nachrichten steht. Ich kenne nicht nur die Katastrophe, sondern auch die Auswirkungen für die Menschen vor Ort.

Natürlich habe ich auch viel Technisches gelernt: Ich habe am Relaunch von Websites mitgearbeitet, den CARE-Blog gepflegt, Videos gedreht und geschnitten und noch viel mehr. Ich bin mir sicher, dass ich dieses Wissen auch in Zukunft oft gebrauchen kann.

Und ich habe auch für mich persönlich viel dazugelernt, habe mich in diesem Jahr sehr verändert. Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen und 40 Stunden die Woche selbstständig und gewissenhaft zu arbeiten – denn hier ist man auch als Bufdi eine „richtige Mitarbeiterin“, mit allem, was dazu gehört.

So viele neue Gesichter

FSJ-Seminare. Gemeinsam mit 25 anderen Freiwilligen im politischen Bereich hatte ich über das Jahr verteilt fünf fünftägige Seminare. Schon nach dem ersten Seminar war klar: unsere Gruppe versteht sich super. Ich habe dort tolle Freund:innen gefunden, mit denen ich auch nach meinem BFD Kontakt halten werde. Wir haben viele spannende Exkursionen gemacht. Ein Ausflug in den Hambacher Forst, der von Aktivisten, die gegen die Abholzung kämpfen, besetzt wird, war für mich das Highlight. Aber auch ein Gespräch mit einem jungen Mann, der Salafist war und nach zehn Jahren ausgestiegen ist, war äußerst spannend. Außerdem haben wir zusammen gegrillt, Wanderungen gemacht, Spiele gespielt oder einfach nur am Kamin gesessen. Das werde ich definitiv vermissen.

Neue Menschen kennenlernen. Hier im Büro ist immer etwas los. Ständig werden neue Praktikant:innen und Kolleg:innen eingestellt. Außerdem bekommen wir häufig Besuch aus aller Welt, so habe ich zum Beispiel Kolleg:innen aus dem Niger, aus Serbien und von den Philippinen kennengelernt. Alle hatten Spannendes zu erzählen.

Und zu guter Letzt: Kuchen. Bei CARE ist es Tradition, zur Verabschiedung und zum Geburtstag Kuchen für das ganze Haus mitzubringen. Da unsere neun Praktikant:innen alle drei Monate wechseln und außerdem jede:r der knapp 60 Mitarbeiter:innen einmal im Jahr Geburtstag hat, kann man sich schon vorstellen, welche Unmengen an Kuchen ich in den letzten zwölf Monaten gegessen habe…