Krankenhäuser zu 95 Prozent belegt, nur 2,5 Prozent der Menschen in der Region erstgeimpft

Bonn, 30. September 2021. Die internationale Hilfsorganisation CARE ist zutiefst beunruhigend über die medizinische Versorgung im Nordwesten von Syrien. Angesichts einer schweren, neuen Corona-Welle steht das Gesundheitssystem kurz vor dem Zusammenbruch.  

COVID-19 breitet sich im Nordwesten Syriens in alarmierendem Tempo aus: Täglich werden über 1.000 Fälle bestätigt, so viele wie nie zuvor“, sagt Sherine Ibrahim, CARE-Länderdirektorin vom regionalen Nothilfeteam. „Etwa jede zehnte neue Corona-Infektion kommt aus einem der überfüllten Flüchtlingscamps. Wir sind äußerst besorgt, dass die Kombination aus niedrigen Impfraten, begrenztem Gesundheitspersonal und anhaltender Impfzurückhaltung zu noch mehr Leid für die Menschen in der Region führen wird. Wir benötigen dringend mehr finanzielle Unterstützung.”

Der sprunghafte Anstieg der Corona-Neuinfektionen bedeutet besonders für Frauen und heranwachsende Mädchen eine Gefährdung: Viele Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung und Krankenhäuser mussten den Betrieb einstellen, da die Zahl der Infektionen beim Gesundheitspersonal zunahm. Betroffen sind auch werdende und stillende Mütter, für die es an Medikamenten und Betreuung fehlt.
 
„Wir sind nicht in der Lage, mit den rasant steigenden Infektionszahlen mit zu halten und uns ausreichend um die Bevölkerung zu kümmern. In allen Bereichen fehlen uns Kapazitäten. Wir haben nur einen Krankenwagen und viel zu wenig Personal, das jetzt rund um die Uhr und ohne Unterbrechung arbeitet ”, berichtet Sharif*, ein Mitglied eines von CARE unterstützten Ambulanznetzes im Nordwesten Syriens.

Anfang des Monats wurden über 350.000 Impfdosen aus der Türkei über die syrische Grenze geliefert. Dies war bisher die größte Lieferung von Impfstoffen. Dennoch ist die Zahl der verfügbaren Impfstoffe sehr gering und es besteht weiterhin eine große Zurückhaltung gegenüber Impfungen. Da sich das Virus in den Flüchtlingscamps schnell ausbreitet, ist zu befürchten, dass die Zahl der Fälle dort noch weiter steigt.

Nach mehr als einem Jahrzehnt des Konflikts in Syrien ist es dringend notwendig, in eine schnelle und gerechte Bereitstellung von COVID-19-Impfstoffen zu investieren und das Bewusstsein für die Vorteile einer Impfung in Syrien zu schärfen, um eine weitere Krise zu verhindern. 

*Name aus Sicherheitsgründen geändert  

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