... über Spargel in der Tagesschau.

Einiges ist geschehen im vergangenen Monat, der März hatte es in sich. Gleich drei traurige Jahrestage brachte er mit sich: Ein Jahr Zyklon Idai, der Wirbelsturm richtete unfassbare Verwüstung im südlichen Afrika an. Dann jährte sich noch die Militärintervention im Jemen zum fünften Mal, in dem Bürgerkriegsland herrscht die größte humanitäre Krise der Welt. Und schließlich noch der syrische Bürgerkrieg, über 9 Jahre tobt er jetzt – kein Ende in Sicht. Aber das war noch längst nicht alles: In der Türkei werden Bürgermeister abgesetzt und verhaftet, die USA setzen ein Kopfgeld auf Nicolas Maduro aus, die EU-Staaten einigen sich auf eine neue Marinemission im Mittelmeer, der Skandal um die PKW Maut nimmt kein Ende, dem Libanon droht der Staatsbankrott, Afghanistan schwankt zwischen Eskalation und Friedensgesprächen und das Landgericht Bonn urteilt, dass Cum-Ex Geschäfte eine Straftat sind.

Mutter geht mit Kind über ein trockenes Feld.

Und war da nicht noch etwas? Ach ja, das Coronavirus. Allgegenwärtig füllt es den ganzen Tag lang zwei bis drei Drittel aller Nachrichtensendungen. Ja, es ist richtig und wichtig, dass viel über Corona berichtet wird, auch, dass aktuell deutlich mehr über das Virus als über jedes andere Thema berichtet wird. Dem wird niemand widersprechen. Trotzdem muss auch Raum für andere Themen bleiben, denn alles was vor der Pandemie passiert ist, passiert immer noch. Wir hören jetzt nur nicht mehr davon.

Aus den Augen - aus dem Sinn?

Beispiel gefällig? 26.03., oben genannter Jahrestag der Militärintervention im Jemen – der Tagesschau um 20:15 Uhr ist das nicht mal eine Erwähnung wert. Dafür umso wichtiger: Mögliche Engpässe in der Spargelversorgung, Erntehelfer:innen fehlen. Julia Klöckner sagt dazu: „Wir werden nicht verhungern“, damit wird sie Recht behalten. Auf den unerwähnten Jemen trifft dieser Satz jedoch nicht zu, dort sind 24 Millionen Menschen auf humanitäre Unterstützung angewiesen, viele leiden unerträglichen Hunger. Und er ist bei weitem nicht die einzige vergessene Krisenregion dieser Welt.

Menschen sitzen im Kreis.

Was passiert, wenn Krisen vergessen werden

Viele Krisen auf der Welt finden schon unter normalen Umständen kaum Beachtung. Wir als Hilfsorganisation beobachten immer wieder: Keine Schlagzeilen bedeuten weniger Spenden. Worauf steuern wir zu, wenn die größte humanitäre Krise der Welt keine Erwähnung wert ist?
Einmal im Jahr veröffentlichen wir Suffering in Silence, einen Bericht über die Krisen, die im vergangenen Jahr am wenigsten Schlagzeilen machten. Aktuell überkommt mich die Sorge, dass die Corona-Pandemie noch eine weitere Pandemie mit sich bringen könnte. Eine Pandemie des stillen Leidens, des Vergessens. Das Vergessen, dass überall auf der Welt Menschen leiden und Hilfe brauchen. Je weiter sich Corona ausbreitet, desto mehr übernimmt es die Nachrichten und Schlagzeilen und so breitet sich zusammen mit Corona eine ganz eigene Stille aus.

Doch das Leid der Menschen nimmt dadurch nicht ab, ganz im Gegenteil. Weiter oben steht es: Keine Schlagzeilen, weniger Spenden, weniger Hilfe. Und dann stelle man sich vor was passiert, wenn Corona diese ohnehin schon auf humanitäre Hilfe angewiesenen Länder mit voller Härte trifft – ein Szenario, auf welches wir zuzusteuern scheinen. Wenigstens diese Sorge findet in den Medien ab und zu ein wenig Gehör. Hat ja auch was mit Corona zu tun.

Lasst sie nicht im Stillen leiden

Dies ist keine Kritik an der Berichterstattung über Corona, mitnichten. Es ist eine Kritik an der Berichterstattung über andere Themen. Themen, die ebenso wichtig sind und nicht vergessen werden dürfen. Also lasst uns alle eine Stimme gegen das Vergessen sein, die Medien genauso wie die Leser:innen.

Leserinnen sind dabei übrigens ein gutes Stichwort für etwas, das auch einen prominenten Platz in den Medien verdient: Quarantäne und Ausgangssperren steigern das Risiko häuslicher Gewalt. Über dieses Thema liest man sogar ab und zu etwas, hat ja auch was mit Corona zu tun. Trotzdem scheint Spargelknappheit wichtiger zu sein.

CARE steht den Menschen auch in dieser Notsituation bei. Unterstützen Sie unsere Hilfe mit Ihrer Spende!

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