Berlin, 28. Januar 2020. Die Hilfsorganisation CARE veröffentlicht ihren globalen Bericht „Suffering in Silence“. Seit 2017 und damit im vierten Jahr listet CARE die zehn Krisen auf, die im vergangenen Jahr die wenigste internationale Medienberichterstattung erhielten. Die Analyse zeigt einen besorgniserregenden Trend: Während 2018 acht der vergessenen humanitären Krisen auf dem afrikanischen Kontinent stattfanden, sind es im Jahr 2019 bereits neun von zehn Krisen. Nach Madagaskar auf Platz 1 folgen der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik auf Platz 2 und auf Platz 3 die Hungerkrise in Sambia.
 
„Wir beobachten seit Langem einen Zusammenhang zwischen der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung und der Länge und Komplexität von humanitären Krisen“, erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland, bei der heutigen Veröffentlichung der Studie im Auswärtigen Amt in Berlin. „Obwohl das gesteigerte öffentliche Bewusstsein für die Klimakrise Mut macht, ist es gleichzeitig schockierend, wie wenig über ihre Auswirkungen im globalen Süden berichtet wird.“
 
Mehr Berichterstattung liegt jedoch nicht nur in der Verantwortung der Medien: „Krisen, über die am wenigsten berichtet wird, sind oft auch diejenigen, die die geringste Finanzierung erhalten. Das müssen wir ändern“, sagt Peter Felten, Leiter des Referats für Multilaterale Gestaltung der Humanitären Hilfe im Auswärtigen Amt. Dort wurde „Suffering in Silence“ heute vorgestellt. „Es ist unsere Aufgabe, auch dorthin zu schauen, wo es keine Medienschlagzeilen und keine einfachen Antworten gibt. Als einer der größten Geber für humanitäre Hilfe weltweit ist sich Deutschland der Verantwortung bewusst, auch chronische und klimabedingte Krisen mit Nachdruck auf die Agenda zu bringen.“
 
Laut den Vereinten Nationen werden im Jahr 2020 insgesamt rund 26 Milliarden Euro benötigt, um humanitäre Hilfe für knapp 109 Millionen Menschen, die in Krisenregionen weltweit leben, zu leisten.
 
Suffering in Silence – Top 10 der vergessenen Krisen:
 
1. Madagaskar – 2,6 Millionen Menschen leiden durch die klimatischen Veränderungen an Hunger
2. Zentralafrikanische Republik – Ein brutaler Konflikt im Herzen Afrikas: Etwa 2,6 Millionen Menschen brauchen dringend humanitäre Hilfe
3. Sambia – Wiederholt fallen Ernten aus. Etwa 2,3 Millionen Menschen brauchen dringend Nahrungsmittelhilfe
4. Burundi – 1,7 Millionen Menschen haben nicht genug Mittel, um ihre Familien zu ernähren
5. Eritrea – Schwere Dürre: Die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren leidet an Unterernährung
6. Nordkorea – Ein Land in Isolation: 10,9 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
7. Kenia – Überschwemmungen und Dürren: Mehr als 1,1 Millionen Menschen hungern
8. Burkina Faso – Bewaffnete Konflikte und Gewalt: 5,2 Millionen Menschen sind betroffen
9. Äthiopien - Naturkatastrophen, Mangelernährung und Vertreibung: 7,9 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen
10. Tschadsee-Region - Konflikte, Vertreibung und Hunger: 10 Millionen Menschen brauchen Hilfe
 
CARE ließ das internationale Medienbeobachtungsunternehmen Meltwater mehr als 2,4 Millionen Online-Meldungen in englischer, deutscher, französischer, spanischer und arabischer Sprache im Zeitraum von 1. Januar bis 15. November 2019 auswerten. Dafür wurden 40 Krisen und Katastrophen analysiert, die mehr als eine Million Menschen betreffen. Nach Anzahl ihrer Erwähnung in Online-Medien wurden daraus die zehn Krisen mit der geringsten medialen Präsenz ermittelt. Der Report erscheint in diesem Jahr zum vierten Mal.

 

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