Und die Reise geht nach... Madagaskar. Bei meinem Projektbesuch in dem ostafrikanischen Inselstaat erwartet mich ein straffes Programm. Ich möchte mir gleich zwei der Projekte anschauen, die CARE mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Osten des Landes ins Leben gerufen hat.

Neue Lebensgrundlagen auf Madagaskar

Nach über zehn Stunden im Flugzeug komme ich in dem Land an, das viele vor allem durch den gleichnamigen Zeichentrickfilm kennen. Zeit, die Insel zu erkunden, bleibt mir allerdings nicht. Der erste Weg führt mich zunächst ins CARE-Büro. Nachdem ich mich mit dem zuständigen Projektmanager, der zudem der Regionalkoordinator für den Osten Madagaskars ist, bekannt gemacht und ausgetauscht habe, fahren wir auch schon zu einer im Rahmen des Projektes Velontegna organisierten Messe zur Vorstellung verschiedener landwirtschaftlicher Produzent:innen und ihrer Methoden. Velontegna, das bedeutet Lebensgrundlage auf Malagasy. Da das dreijährige Projekt erst kürzlich begonnen hat, dient diese Messe nicht nur zum Informationsaustausch, sondern auch dazu, mögliche Partner zu identifizieren, mit denen CARE in Zukunft zusammenarbeiten könnte.

Die Teilnehmer:innen der Kleinspargruppe in Bemenaka sitzen zusammen bei einem ihrer wöchentlichen Treffen

Anschließend fahren wir weiter nach Lazana, wo wir an einer der wöchentlichen Sitzungen der dort gegründeten Kreditspargruppe teilnehmen. CARE arbeitet seit 1991 mit dem Modell der Kleinspargruppen. Seither hilft die Idee, die von einer CARE-Mitarbeiterin im Niger stammt, Millionen von Menschen dabei, sich eine langfristige Lebensgrundlage aufzubauen. Das Prinzip ist einfach: Eine Gruppe schließt sich zusammen und zahlt regelmäßig kleine Beträge in eine gemeinsame Kasse ein. Plant ein Gruppenmitglied dann eine Investition, kann ihm die Gruppe einen Kredit gewähren. In Lazana bekommen wir die Möglichkeit, mit Teilnehmern und vor allem Teilnehmerinnen dieser Gruppen ins Gespräch zu kommen. Da mich ihr Zusammenhalt begeistert, entschließe ich mich, am nächsten Morgen gleich noch einmal an der Sitzung einer Kreditspargruppe teilzunehmen.

Das Vertrauen in die Kleinspargruppen wächst

Die Gruppe in Bemanaka trägt den Namen Fanantenanana, was Hoffnung im lokalen Dialekt bedeutet. Sie hat 27 Mitglieder, davon sind 15 Frauen. In die Verwaltungskommission werden immer fünf Personen gewählt: ein:e Präsident:in, ein:e Sekretär:in, ein:e Kassenwart:in und zwei Geldzähler:innen. Arline, die Sekretärin dieser Gruppe, erzählt, dass es anfangs noch schwierig war, Leute für die Gruppe zu gewinnen. Doch nachdem die ersten Teilnehmer:innen von ihren Erfolgen berichten konnten und feststellten, wie ihr gegenseitiges Vertrauen gewachsen war, zeigte sich ein immer größeres Interesse in den Gemeinden. Gerade erst in der letzten Woche bekam Arlines Gruppe Zuwachs. Ein 17-jähriger Junge wurde als Neumitglied aufgenommen.

Später an diesem Tag berichtet uns die Teilnehmerin einer anderen Kleinspargruppe in der Region Fenerive Est, dass sie jede Woche einen fünf Kilometer langen Weg auf sich nimmt, um an der Gruppe teilzunehmen, da es in ihrem Dorf keine Gruppe gibt. Sie hat einen kleinen Fischladen und erzählt mit Stolz, dass es ihr mithilfe der Gruppe zum ersten Mal gelingt, Geld zu sparen. Andere Frauen erklären, wie sie nun sturmresistente Häuser bauen und das Schulgeld für ihre Kinder aufbringen können. Die Gruppe ist Teil des bereits länger laufenden Projektes Apinga, das die Widerstandsfähigkeit der Menschen gegenüber Wirbelstürmen stärken möchte.

Eine Nachricht zum Abschied

Gefühlt kaum angekommen, befinde ich mich auch schon wieder auf dem Weg zurück zum Flughafen. Im Gepäck habe ich eine Reisschale aus Palmblättern, die mir die Gruppe mit dem Namen Fanomezantsoa in Lazana zum Abschied überreicht hat. Ich freue mich besonders über den kleinen Zettel, der die auf Deutsch an mich gerichtete Nachricht enthält: „Haben Sie eine nette Reise“. Im Flieger denke ich an all die engagierten Frauen und Männer, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich dabei gegenseitig so tatkräftig unterstützen.

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