Jennifer Bose ist Emergency Communications Officer bei CARE. Derzeit befindet sie sich in Bangladesch und berichtet von der Situation der Geflüchteten aus Myanmar.

Eine geflüchtete Familie aus Myanmar gehen in Bangladesch von Bord eines Schiffes

Mein erster Gedanke, während wir uns über die matschigen Wege durch die Menschenmassen drängen: Wie können Menschen hier leben? Verschwitzt und überwältigt von dem Gewimmel laufen wir Richtung Balukhali – dem größten Flüchtlingscamp Bangladeschs. Insgesamt sind über eine halbe Millionen Menschen aus Myanmar in den letzten sechs Wochen auf der Suche nach Sicherheit hierher geflohen. Die meisten von ihnen wirken nicht traurig, sondern eher apathisch. Man sieht ihnen die grausamen Geschichten, die sie erlebt haben, fast gar nicht an. Geschichten von abgebrannten Häusern, von vergewaltigten Frauen, und von Verwandten, die vor den Augen ihrer Familien erschossen wurden.

Es stinkt. Nicht nur die Situation stinkt, sondern es stinkt wortwörtlich, nach Urin, Schweiß, Fäkalien und Müll. Es gibt nicht genügend Toiletten in den Camps, daher gehen die meisten ins offene Feld um sich zu erleichtern. „Der Müll und Dreck führt zu Krankheiten“, erzählt mir Abdulmannan. Er ist selbst Geflüchteter und einer von 150 sogenannten Kleinbürgermeister:innen in den Camps. Seine Landsleute wählten ihn als Bürgermeister, um die Kommunikation zwischen den Verantwortlichen des Camps und den Bewohner:innen zu vereinfachen. Seitdem kümmert sich Abdulmannan um das Wohlbefinden von 100 Familien. „Frauen und Mädchen haben es hier besonders schwer. Sie warten mit dem Verrichten ihrer Notdurft bis in die Nacht oder waschen sich in ihren Zelten,weil sieverzweifelt nach ein bisschen Privatsphäre suchen“, sagt er.

Zitat von Jennifer Bose, die das CARE-Team in Bangladesch unterstützt hat.

Es reicht nicht für alle

Wir stehen mit Abdulmannan auf dem zentralen Platz, wo täglich Lebensmittel verteilt werden. Hunderte von Frauen und Kindern stehen in einer Schlange hinter einem Bambuszaun und warten auf die Verteilung von Reissäcken. Manche von ihnen vergeblich, wie Toyoba. Da sie erst vor zehn Tagen nach Bangladesch geflohen ist, konnte sie bei Verteilungen noch nicht berücksichtigt werden. Die Lebensmittel reichen einfach nicht für alle aus. Toyobas einjähriger Sohn Mohammed leidet seit seiner Geburt an einer Armverformung und ist viel zu klein für sein Alter, eine Folge der Mangelernährung.

Insgesamt sind in der Region Cox’s Bazar und im Flüchtlingscamp Balukhali über 145.000 Kinder mangelernährt. Zusammen mit anderen Hilfsorganisationen leistet CARE gezielt Hilfe, um diese Kinder medizinisch und mit spezieller Zusatznahrung zu versorgen. Bisher wurden schon mehr als 11.000 Kinder mit dieser Hilfe erreicht. Aber es gibt noch so viele, die dringend Unterstützung brauchen.

Auf der Suche nach Frieden

Während ich mit Abdulmannan durch das Camp laufe, sehe ich viele Kinder ohne Kleidung und Schuhe und Plastikzelte, soweit das Auge reicht. Das Camp platzt aus allen Nähten. Jeder Zentimeter ist dicht besiedelt. Selbst auf Hügeln, die scheinbar unmöglich zu erklimmen sind, stehen die kleinen Bambus- und Plastikkonstrukte. Wenn die Sonne scheint, wird die Hitze in den Zelten unerträglich. Und wenn es regnet – wie fast jeden Tag – dringt Wasser ein. Die Zelte dienen lediglich als Sichtschutz, als Ort, an dem Menschen, die Grausames erlebten, wenigstens ein kleines bisschen Privatsphäre zurückerhalten. Und ein klein wenig Frieden.

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