„Meine Mutter wurde bei lebendigem Leibe verbrannt. Sie war gelähmt, ihre Beine gehorchten ihr nicht. Normalerweise bewegte sie sich mit ihren Armen fort oder wir trugen sie, doch alleine schaffte ich das nicht. Sie war zu schwer. Als sie unser Dorf angriffen, stürzte ein Träger unseres Hauses ein und die Flammen sprangen auf meine Mutter über. Ich musste rennen, um mich selbst zu retten.“ Diese grausame und traurige Geschichte erzählt die fünfzehnjährige Hamida. Sie und ihr Vater Shumsu sind unter den rund 500.000 Geflüchteten, die in den letzten anderthalb Monaten aus dem Norden Myanmars in die Region Cox’s Bazar des Nachbarlandes Bangladesch gekommen sind. Wie Hamida und Shumsu haben alle Geflüchtete Schlimmes erlebt und flohen, um sich und ihre Familien vor der Gewalt in ihrer Heimat zu schützen. Für Hamidas Mutter kam jede Hilfe zu spät.
„Als ich Schüsse hörte, sprang ich auf und sah aus dem Fenster. Flammenkugeln flogen durch die Luft und Rauchspuren durchzogen den Himmel. Es fühlte sich wie das Ende der Welt an. Dann wurde unser Haus getroffen“, erzählt Shumsu. Er lief mit Hamidas jüngeren Geschwistern nach draußen und brachte sie in Sicherheit. „Plötzlich gab es einen lauten Knall. Das Haus stürzte ein. Meine Frau schrie. Dann sah ich Hamida aus dem Haus rennen. Ich war erleichtert, dass Hamida es rechtzeitig nach draußen geschafft hatte, und gleichzeitig entsetzt, dass meine Frau im Haus gefangen war und wir sie nicht retten konnten. Mir ist nur ein Foto von ihr geblieben, das ich immer bei mir trage.“
Flüchtlingscamps bieten kaum Schutz vor Regen und Krankheiten
Eine ganze Woche wanderten Shumsu, Hamida und ihre sechs Geschwister über die Berge, wateten durch knietiefen Schlamm und hielten auch bei starkem Regen nicht an. Dann erreichten sie Cox’s Bazar und fanden Zuflucht im Flüchtlingscamp Unchiprang. Sie schlafen in einer einfachen Hütte aus Bambus und einer Zeltplane, für die die Familie ihr letztes Geld ausgeben musste. Hier sind sie kaum vor Wind und Wetter geschützt. Die hygienischen Zustände in den Camps sind schlecht. Viele Menschen erleichtern sich im offenen Feld, weil Toiletten fehlen. Dadurch können sich Krankheiten schneller verbreiten. Für Frauen und Mädchen wie Hamida ist die Situation besonders schwierig: Auf der Suche nach ein bisschen Privatsphäre warten sie bis zum Einbruch der Dunkelheit, um sich zu erleichtern. Dadurch steigt die Gefahr für sexuelle Übergriffe.
Mangelernährung ist ein großes Problem
Als älteste Tochter übernimmt Hamida eine große Verantwortung: Sie kümmert sich um ihre neugeborene Schwester Bushra, die unter schlimmem Durchfall leidet. Hamida brachte sie zur Krankenstation des Flüchtlingscamps, die von CARE und anderen Hilfsorganisationen eingerichtet wurde. Wie 150.000 andere geflüchtete Kinder unter fünf Jahren ist Bushra akut mangelernährt und muss mit Aufbaunahrung unterstützt werden. Für 11.000 mangelernährte Kinder konnte CARE bisher spezielle Zusatznahrung bereitstellen. Hamidas Familie erhält außerdem Lebensmittelkarten für Reis, Öl und Hülsenfrüchte.
Doch damit Geflüchtete wie Hamida sicher und in Würde überleben können, wird dringend mehr finanzielle Unterstützung benötigt. Die Menschen brauchen jetzt dringend Nahrung, Kleidung, sauberes Wasser, Unterkünfte sowie sanitäre Einrichtungen und medizinische Versorgung. CARE hat sich das Ziel gesetzt, in den nächsten Wochen und Monaten mehr als 75.000 Menschen zu versorgen.
Bitte unterstützen Sie die Nothilfe für geflüchtete Familien in Cox’s Bazar mit Ihrer Spende!