Eine Mutter hält ihr Kind vor einem Maisfeld auf dem Arm.

Wenn in einem ländlichen Dorf im Norden Bangladeschs ein Baby geboren wird, gibt ihm die Mutter Honig in den Mund, damit das Baby lernt, freundlich zu sprechen. „Wir hatten einen Irrglauben und wussten nicht, wie wichtig es ist, das Neugeborene innerhalb der ersten Stunde mit Kolostrum zu stillen“, sagt Asma Akter (30), Mutter von Araf (sieben Monate). Kolostrum oder die erste Form der Muttermilch ist nährstoffreich und enthält viele Antikörper und Antioxidantien, die das Immunsystem des Neugeborenen aufbauen. Innerhalb von zwei bis vier Tagen nach der Geburt geht es in Muttermilch über. Kolostrum ist dicker und gelber als herkömmliche Muttermilch.

In dem kleinen, von Reisfeldern umgebenen Dorf mit seinen vielen Ziegen und Kühen herrschte viel Irrglauben und der Zugang zu Wissen war begrenzt. „Ich wusste nichts von Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere“, sagt Priyanka (25), Mutter von Pollobi, (2). „Viele Frauen starben während ihrer Schwangerschaft oder bei der Geburt. Das war normal und ein Risiko, das wir alle eingegangen sind. Die Frauen haben zu Hause entbunden, jetzt gehen die meisten von uns in die Gemeindeklinik.“

Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Bangladesch Fortschritte bei der Senkung der Müttersterblichkeit gemacht: von 441 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten im Jahr 2000 auf 123 Todesfälle im Jahr 2020. Das ist immer noch eine sehr hohe Rate. Das nachhaltige Entwicklungsziel 3.1 sieht vor, die Müttersterblichkeitsrate bis 2030 auf weniger als 70 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten zu senken.

Die meisten der Komplikationen, an denen Frauen sterben, sind vermeidbar. Es wird angenommen, dass der Zugang zur Mütterbetreuung und zu qualifizierten Geburtshelfern von größter Bedeutung für die Senkung der Müttersterblichkeit ist. Fast die Hälfte aller Geburten in Bangladesch findet immer noch zu Hause statt, ohne dass ausgebildete Geburtshelfer:innen zur Stelle sind. Laut WHO haben nur 30 Prozent der Mütter ohne Schulbildung im Vergleich zu 63 Prozent der Mütter mit Sekundärschulbildung Zugang zu eine:r ausgebildeten Geburtshelfer:in. Je nachdem, wie arm eine Frau ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie bei der Geburt eine ausgebildete medizinische Fachkraft zur Seite hat. Nur 32 Prozent der ärmsten Mütter im Vergleich zu 86 Prozent der reichsten haben Zugang zu qualifizierter Geburtshilfe. 

Eine Mutter hat ihr Kind auf dem Arm, sie blicken in die Kamera.
„Viele Frauen starben während ihrer Schwangerschaft oder bei der Geburt. Das war normal und ein Risiko, das wir alle eingegangen sind", erklärt Priyanka. Sie ist glücklich, dass ihre Tochter Pollobi gesund ist.

Als Priyanka 16 Jahre alt war, war sie mit ihrem ersten Kind schwanger. Im neunten Schwangerschaftsmonat fiel sie in ein Loch im Brunnen neben ihrem Haus. „Nachdem ich gefallen war, schwieg ich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Bauch wurde hart. Ich war so verängstigt. Am Ende war mein Baby tot“, erinnert sie sich. Seitdem hat sie zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht. „Als mein erstes Baby starb, weinte ich viel und hatte ein Trauma. Jetzt bin ich glücklich, dass meine zwei anderen Kinder gesund sind. Pollobi ist bei guter Gesundheit und hat zugenommen.“

Priyanka besucht regelmäßig die JANO-Sitzungen (Joint Action for Nutrition Outcome) für Mütter und schwangere Frauen, wo sie mit anderen Müttern in Kontakt kommt und wichtiges Wissen über Gesundheit, Ernährung und Vorsorgemaßnahmen in der Schwangerschaft erhält. „Nachdem ich zu den JANO-Sitzungen gekommen bin, habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Wenn sich mein Baby nicht bewegt hat, bin ich sofort zum Arzt gegangen, um mich untersuchen zu lassen“, sagt Priyanka. JANO ist ein von der Europäischen Union und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit finanziertes CARE-Projekt.

„Ich habe auch viel darüber gelernt, was man während der Schwangerschaft essen sollte. Mein Mann arbeitet als Tagelöhner auf den Feldern anderer Leute. Es ist schwer, unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ohne den Gemeinschaftsgarten von JANO haben wir nur Reis und Kartoffeln gegessen. Jetzt essen wir auch täglich Gemüse und Obst“, sagt Priyanka. Wenn die Mutter anämisch ist, wird das Baby unterernährt geboren. In Bangladesch ist fast ein Drittel der Kinder unter fünf Jahren von Stunting betroffen, was sich auf die längerfristige kognitive Entwicklung und ihre Zukunft als Erwachsene auswirkt. Armut behindert den Zugang zu Wissen und Dienstleistung für die frühkindliche Entwicklung. Das spiegelt sich in den höheren Raten von Stunting, Auszehrung und Sterblichkeit in armen Haushalten wider.

Der Oberarmumfang eines kleinen Jungen wird vermessen.
Der Oberarmumfang des kleinen Araf wird mit Hilfe eines MUAC-Armbandes (Mid-Upper Arm Circumference) gemessen. Seine Mutter geht regelmäßig mit ihm zur Vorsorge.

Asmas Sohn Araf ist immer noch leicht unterernährt. Seine Mutter geht regelmäßig zur Gesundheitsuntersuchung in die Gemeindeklinik. Durch JANO erfuhr sie, dass sie Zugang zur Klinik hat und wie wichtig die monatlichen Vorsorgeuntersuchungen sind. „Ich habe eine Menge über Ernährung gelernt. Wir haben jetzt Zugang zur Ernährungsberatung und ich weiß, wie ich Araf richtig ernähre“, sagt Asma.

Bevor das JANO-Projekt in diesem Dorf begann, war der Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln schwierig. Die Lebensmittelpreise sind gestiegen. Vor vier Jahren betrug der Preis für ein Kilo Kartoffeln 7-8 Takas, jetzt sind es mehr als 20 Takas. Außerdem wussten die meisten Familien nicht, wie sie ihr eigenes Gemüse anbauen sollten. Jetzt liefern die JANO-Gemeinschafts- und Hausgärten nahrhaftes Gemüse und Obst. „Wir haben unsere Art zu kochen geändert. Vorher haben wir einfach gekocht, was wir hatten, ohne dabei an eine ausgewogene Ernährung zu denken“, sagt Asma. Als sie ihren ersten Sohn zur Welt brachte, gab es bei der Entbindung Komplikationen. „Ich wusste nicht, was ich heute weiß. Bei Araf hatte ich keine Komplikationen. Ich bin sehr glücklich, dass er gesund ist und jeden Tag kräftiger wird“, freut sich Asma.

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