Als sie heute Morgen losging, wusste Mumtaz nicht wie lange es dauern würde, den Hunger ihrer Kinder zu stillen. Ihre Verzweiflung war so groß, dass sie fünf Kilometer in ein benachbartes Camp lief, um Essen zu erhalten. Ein Nachbar hatte ihr von den Essensverteilungen erzählt. Nachdem sie fast zwei Stunden mit ihrem 11-jährigen Sohn gelaufen war, kam sie schließlich am Ende einer scheinbar endlosen Schlange an. Es dauerte fünf weitere Stunden bis sie eine Schale mit Reis, Linsen und ein wenig Hühnchen bekam.
Mumtaz Haus liegt tief im Inneren des Balukhali-Flüchtlingscamps, das in den letzten Monaten zum größten Flüchtlingscamp der Welt wurde. Ihr Mann ist seit einem Jahr krank und wurde erst kürzlich mit Typhus ins Krankenhaus gebracht. „Was sollen wir nur tun, wenn er stirbt?“, fragt sie, während ihr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben steht. Mumtaz, die im vierten Monat schwanger ist, hat noch vier weitere Kinder zu versorgen. Zwei ihrer Kinder verlor sie in Myanmar. Sie spielten im Freien, als bewaffnete Männer ihr Dorf überfielen und sie erschossen. „Noch immer höre ich ihre Stimmen, wie sie mich Ammu (Mama) rufen“, sagt sie mit zittriger Stimme.
„Es sind so viele Menschen hier. Warum sollte die Welt meiner Familie Aufmerksamkeit schenken“, fragt sie mit tränenden Augen. Da sie nicht wusste, wo sie Hilfe finden konnte, begann sie zu betteln. Aber obwohl das Leben im Camp schwer für sie ist, will sie nicht nach Myanmar zurückkehren. „Selbst wenn sie mich dafür töten werden, werde ich nicht zurück gehen,“ sagt sie, während sie sich daran erinnert, wie ihre Familie in den Dschungel floh, als bewaffnete Männer versuchten, in ihr Haus einzudringen. Im Dschungel harrten sie acht Tage lang aus, bevor sie sich auf den Weg nach Bangladesch machten.
„Das schmeckt gut, oder?“, fragt sie ihre Kinder, sichtlich glücklich, dass sie heute nicht hungern müssen. Obwohl es fast acht Stunden dauerte, habe es sich gelohnt, in das benachbarte Camp zu gehen, sagt sie. In Myanmar besaßen Mumtaz und ihr Ehemann Vieh und verdienten damit ihren Lebensunterhalt. Aber um den Fluss Naf nach Bangladesch zu überqueren, mussten sie ihr gesamtes Hab und Gut verkaufen. „Ich verkaufte sogar meinen Nasenring“, sagt Mumtaz und zeigt auf das leere Loch, wo einst ein Ring ihre Nase schmückte.
„Wie werde ich meine Kinder großziehen? Wie soll ich ihnen ein Dach über dem Kopf bieten? Wie sollen wir ihnen Hochzeiten ermöglichen?“ Das sind Fragen, die Mumtaz nachts nicht schlafen lassen. Sie weiß, dass die Hilfe, die sie von Hilfsorganisationen wie CARE erhält, kein Leben lang ausreichen wird. Aber solange die Zukunft unsicher ist, wird sie weiter lange Strecken auf sich nehmen, um Essen für ihre Kinder zu holen.
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