Ursachen von Hunger
Warum gibt es Hunger? Die Ursachen sind so vielfältig und komplex, wie die Maßnahmen, die CARE zur Bekämpfung des Hungers ergreift.
Warum gibt es Hunger? Die Ursachen sind so vielfältig und komplex, wie die Maßnahmen, die CARE zur Bekämpfung des Hungers ergreift.
Warum gibt es Hunger?
Der Duden definiert Hunger als „[unangenehmes] Gefühl in der Magengegend, das durch das Bedürfnis nach Nahrung hervorgerufen wird“. Laut der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen litten 2021 bis zu 828 Millionen Menschen an Hunger oder chronischem Kaloriendefizit. Das entspricht fast 10 Prozent der Weltbevölkerung oder 10 Mal der Bevölkerung Deutschlands. Alleine seit Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 ist diese Zahl um 150 Millionen angestiegen.
Diese Zahlen zeigen laut Welthunger-Index eine Umkehrung der in mehr als einem Jahrzehnt verzeichneten Fortschritte, den Hunger zu beenden. Auch der seit Februar 2022 andauernde Krieg in der Ukraine wirkt sich katastrophal auf die weltweite Ernährungssituation aus. Und das alles, obwohl die gesamte Menschheit von den Erträgen unseres Planeten Erde leben könnte und kein Mensch hungern müsste. Denn beim weltweiten Hunger geht es nicht um einen Mangel an Nahrungsmitteln, sondern um deren ungleiche Verteilung.
Armut und Hunger
700 Mio. Menschen sind extrem arm
Armut gehört zu den strukturellen Ursachen von Hunger und führt dazu, dass Menschen hungern, weil sie sich nicht genügend Lebensmittel leisten können. Wer unter extremer Armut leidet und weniger als 2,15 US-Dollar am Tag zur Verfügung hat, hat sehr eingeschränkte Möglichkeiten, für sich und die Familie Nahrung zu kaufen.
So entsteht ein Teufelskreis: Wer sich kein nahrhaftes Essen leisten kann, wird körperlich schwächer, hat weniger Chancen, ausreichend Geld zu verdienen und dementsprechend weniger Geld für Wasser, Land und Dünger, um Nahrung selbst anzubauen. Wer keinen Zugang zu Land, Wasser oder Produktionsmitteln hat, kann schnell in diese Spirale der Armut geraten. Demnach ist Armut einer der Hauptgründe für Hunger.
Hunger durch Klimawandel
Klimakrise verschärft weltweite Hungerprobleme
Hunger ist häufig die Folge der immer gravierenderen Klimakrise. Sie gilt als eine der größten Hürden bei der Erreichung des UN-Nachhaltigkeitsziels 'Kein Hunger' bis 2030. Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen und verheerende Wirbelstürme, treten häufiger auf und können Ernten vernichten, Felder unbrauchbar machen und Lebensmittelvorräte zerstören.
Auch die Klimazonen sind im Wandel, was eine Veränderung der Vegetation und der Tierwelt nach sich zieht. Landwirt:innen müssen sich an die neuen Bedingungen anpassen und möglicherweise neue Anbaumethoden entwickeln, um ihre Ernten zu sichern.
Klimawandel als Ursache für Ernteverluste
Der Klimawandel kann außerdem dazu führen, dass Schädlinge sich schneller verbreiten und stärker werden. Sie zerstören die Ernten der Landwirt:innen, was zu enormen Nahrungsverlusten führt. Die Folgen sind lebensbedrohliche Ernährungsunsicherheit und Fehlernährung. Oft sind die Betroffenen dadurch zur Flucht gezwungen.
Die Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen sind weltweit spürbar, besonders stark allerdings in Ländern südlich der Sahara wie Äthiopien, Somalia und Sambia. Die Klimakrise wird sich weiter zuspitzen, wenn wir nicht jetzt gezielt dagegen vorgehen. CARE arbeitet gemeinsam mit Partnerorganisationen aktiv daran, den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken und unterstützt Menschen, die von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
Industrielle Tierhaltung als Klimawandel- und Hungerursache
Die Ursachen für Hunger sind eng mit der industriellen Tierhaltung verbunden. Massentierhaltung trägt nicht nur zum Klimawandel bei, indem sie schädliche Treibhausgase emittiert, sondern sie entzieht auch Menschen Nahrungsmittel, die stattdessen für die Tierfütterung verwendet werden. Zudem verbraucht industrielle Tierhaltung enorme Mengen an Ressourcen wie Wasser, Land und Futtermittel, die für den Anbau von Lebensmitteln für Menschen genutzt werden könnten. Auch die Abholzung für Weideflächen führt zu einer ineffizienten Nutzung von Ressourcen.
Weltweit fließen 56 Prozent der Mais- und 19 Prozent der Weizenproduktion in die Tiernahrung, während Millionen von Menschen auf diese Getreidearten als Hauptnahrungsmittel angewiesen sind.
Der Anbau von Soja in Monokulturen führt zudem zur Zerstörung von Wäldern und gefährdet die Lebensgrundlagen indigener Gemeinschaften. Ein Großteil dieser Ernten wird nicht direkt zur menschlichen Ernährung, sondern für die Tierhaltung genutzt. Je mehr tierische Produkte konsumiert werden, desto weniger Menschen können ernährt werden, da die Ressourcen und Anbauflächen begrenzt sind.
Wasserknappheit und Hungerkrise
Leben ohne sauberes Trinkwasser
Der Klimawandel hat enorme Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wasser: Etwa zwei Milliarden Menschen weltweit fehlt der regelmäßige Zugang zu sauberem Trinkwasser. Verheerende Dürren zerstören Ernten und damit die Existenzgrundlage von Kleinbauern und -bäuerinnen.
Sie führen außerdem dazu, dass beispielsweise in Äthiopien und Somalia Weideflächen verdorren, worunter die Viehzucht leidet. In der Viehhaltung verenden die Tiere oder sind stark geschwächt. Für die abgemagerten Tiere fallen die Verkaufspreise, während die Menschen gleichzeitig immer mehr für Nahrungsmittel ausgeben müssen. Die daraus resultierende Ernährungsunsicherheit zwingt Betroffene häufig zur Flucht, was Wasserknappheit zu einer der größten Fluchtursachen weltweit macht.
Katastrophen als Ursache für Hunger
Lebensmittelversorgung in Krisengebieten
Katastrophen führen häufig zu Hunger, weil sie die Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigen und den Zugang zu Lebensmitteln erschweren können. Besonders hoch ist das Risiko der Ernährungsunsicherheit nach Katastrophen in Gebieten, in denen Menschen ohnehin bereits von Armut betroffen sind.
Bei einem Ausnahmezustand, wie nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien oder der Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut, ist daher unmittelbare humanitäre Hilfe in Form von Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser gefragt. Andernfalls können die Folgen einer Katastrophe für die Menschen vor Ort lebensbedrohlich sein: Erdbeben können beispielsweise ganze Ernten vernichten, das Grundwasser verunreinigen und Nahrungsmittelvorräte zerstören.
Kriege und Konflikte fördern Hunger
Lebensmittel knapper und teurer
Auch politische Konflikte und Kriege können Ursache für akuten Hunger und Unterernährung sein. Durch eine schwierige Sicherheitslage kann es zu Ernährungsunsicherheit kommen, da beispielsweise keine neuen Nahrungsmittel ins Land eingeführt werden dürfen und es parallel zu einer Preissteigerung von Grundnahrungsmitteln kommt.
Der seit 2015 andauernde Krieg im Jemen beispielsweise hat eine wirtschaftliche Instabilität des Landes zur Folge, was die Nahrungsmittelproduktion stark beeinträchtigt. Es herrscht ein Mangel an Lebensmitteln, der wiederum einen Anstieg der Preise nach sich zieht. Viele Frauen haben Schwierigkeiten, ihre Familien zu ernähren. In Folge dessen leiden Millionen Menschen im Jemen an akutem Hunger, davon über 2 Millionen Kinder unter 5 Jahren.
Ukraine-Krieg verschärft Hungerkrise
Auch in der Ukraine oder in Syrien, wo noch immer Krieg herrscht, sind immer wieder Gebiete durch Kampfhandlungen von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Die humanitäre Notlage in Syrien, ausgelöst durch den seit 12 Jahren andauernden Krieg, wird durch die Folgen der Erdbeben zu Beginn des Jahres 2023 noch verstärkt.
Der Ukraine-Krieg hat zudem eine lebensbedrohliche Kettenreaktion ausgelöst: Durch unterbrochene Lebensmittelketten und fehlenden Getreidelieferungen aus der Ukraine, wird die Hungerkrise in afrikanischen Ländern wie Somalia, Äthiopien und dem Niger weiter verschärft. Diese strukturellen Ursachen von Hunger zwingen Menschen in den betroffenen Ländern häufig zur Flucht.
Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
Frauen hungern öfter
Eine weitere strukturelle Ursache von Hunger ist die fehlende Gleichberechtigung der Geschlechter: Weltweit sind aufgrund mangelnder Rechte, weniger Bildungschancen und schlechterer Bezahlung Frauen und Mädchen stärker von Hunger betroffen. Traditionelle Geschlechterrollen binden Frauen stärker in die Kindererziehung und die Hausarbeit ein, während sie gleichzeitig sozial niedriger gestellt sind als ihre Ehemänner und weniger Besitz haben.
Im Jahr 2018 hungerten weltweit 18 Millionen mehr Frauen als Männer, 2021 waren es bereits 150 Millionen, wie eine CARE-Studie aus dem Jahr 2022 zeigt. Und die Tendenz ist steigend. Obwohl sowohl Männer als auch Frauen von der Ernährungskrise betroffen sind, tragen letztere nachweislich die größere Last: In Somalia etwa geben Männer an, bei Nahrungsengpässen kleinere Mahlzeiten zu essen, während Frauen berichten, dass sie Mahlzeiten auslassen müssen.
Krankheiten und geringe soziale Fürsorge
Hunger als Ursache für Krankheiten
Unterernährung folgt einer unzureichenden Nahrungsaufnahme oder kann durch Krankheitenwie Diarrhö, die oft bei mangelhaften Gesundheits- und Hygienebedingungen vermehrt auftreten, verursacht werden. Dadurch wird die aufgenommene Nahrung nicht angemessen vom Körper verwertet. Damit ist Hunger selbst eine der Ursachen für Krankheiten.
Umgekehrt kann eine unzureichende Gesundheitsversorgung der Grund für Ernährungsunsicherheit und Hunger sein. Unbehandelte Krankheiten führen langfristig zu schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit der Betroffenen. Sind Menschen arbeitsunfähig aufgrund chronischer Erkrankungen können sie ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten und sind stärker von Armut und Hunger bedroht.
Nahrungsmangel und Frauengesundheit
Gesundheitsdienste für Frauen und Kinder spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Hunger: Schwangere sind auf eine sichere Geburt angewiesen, damit sie selbst mobil bleiben und ihre Kinder gesund aufziehen können.
Andernfalls sind sowohl Frauen als auch ihre Familien von Mangel- und Unterernährung bedroht. Diese kann auch zu einem geschwächten Immunsystem führen, was Frauen anfälliger für Infektionskrankheiten macht. Insbesondere bei schwangeren Frauen kann Mangelernährung zu Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt führen und das Wachstum und die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, dass Frauen Zugang zu ausreichender und angemessener Ernährung haben, um ihre Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Familien zu fördern.
Ernährungsunsicherheit
Lebensmittelverschwendung
Weltweit gibt es einen Überschuss von 24 Prozent an Lebensmitteln, was bedeutet, dass eigentlich mehr als genug vorhanden ist, um alle Menschen auf der Erde zu ernähren. Dennoch leiden aktuell 733 Millionen Menschen an Hunger, während jährlich 933 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll landen. Nachernteverluste und die weltweite Lebensmittelverschwendung führen zu einer vermeidbaren Übernutzung von 1,4 Milliarden Hektar landwirtschaftlicher Fläche – das entspricht 30 Prozent der globalen Nutzfläche und beeinträchtigt die Ernährungslage erheblich.
Besonders betroffen sind die Menschen, die bereits unter Hunger leiden, denn sie sind oft die ersten, die unter den Folgen der Lebensmittelverschwendung leiden. Bäuerinnen und Bauern in ärmeren Ländern stehen zudem vor erheblichen Herausforderungen wie Trockenheit.Hohe Lohnkosten und niedrige Marktpreise zwingen sie häufig dazu, ihre Ernte zu reduzieren oder gar nicht erst zu ernten.
Multinationale Konzerne als Hungerursache
In der heutigen globalisierten Welt kontrollieren immer weniger, aber immer größere multinationale Konzerne große Teile der Nahrungsmittelversorgung. Diese Konzentration führt dazu, dass viele Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und der Zugang zu erschwinglichen, lokalen Nahrungsmitteln eingeschränkt wird. Die Fokussierung auf Monokulturen schädigt die Bodenqualität und gefährdet die Vielfalt in der Landwirtschaft.
Kleinbäuerinnen und -bauern können oft nicht mit den Preisen und Produktionsmengen der Konzerne konkurrieren und werden vom Markt verdrängt. Dadurch wird die soziale Ungleichheit weiter verstärkt und die industriellen Ernährungssysteme scheitern zunehmend daran, eine sichere und nachhaltige Lebensmittelversorgung für alle Menschen zu gewährleisten.
Sicherung der Lebensmittelzufuhr
Mit dem Begriff Ernährungsunsicherheit ist die mangelnde Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln gemeint, die für eine gesunde Ernährung notwendig sind. Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, haben häufig mit Mangelernährung und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Häufige Ursachen für Ernährungsunsicherheit sind Armut, fehlende Gleichberechtigung der Geschlechter, bewaffnete Konflikte und klimabedingte Katastrophen, die die Nahrungsversorgung gefährden. Für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie Frauen, Kinder, Schwerkranke und behinderte Menschen, sind die Folgen von Ernährungsunsicherheit besonders gravierend.
Frauen fördern für Ernährungssicherheit
CARE-Helfer:innen bieten Schulungen für Landwirt:innen an und organisieren Workshops zur Verbesserung der Ernährungsbildung. Sie helfen bei akuten Nahrungsengpässen in Katastrophengebieten mit Lebensmittel-CARE-Paketen, um das Risiko von Ernährungsunsicherheit vor allem für Frauen und Mädchen zu verringern.
Darüber hinaus engagieren sich CARE-Teams auch in der Verbesserung der Ernährungsbildung, um Frauen und Familien dabei zu unterstützen, eine ausgewogene Ernährung zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Durch die Kombination von kurzfristiger Nothilfe und langfristigen Projekten trägt CARE dazu bei, die Ernährungssicherheit von Frauen und Familien nachhaltig zu verbessern und zur Erreichung des UN-Nachhaltigkeitsziels 'Kein Hunger' beizutragen.
Ihre regelmäßige Spende für Ernährungssicherheit
Mir Ihrer regelmäßigen Spende an CARE helfen Sie uns gezielt dabei, gegen die Ursachen von Hunger vorzugehen und Betroffenen zu helfen, die unter Ernährungsunsicherheit leiden. Dank Ihrer Hilfe können wir langfristige Maßnahmen ergreifen, um die globale Hungerkrise zu bewältigen. Ihre Spende trägt dazu bei, dass Menschen weltweit einen gesicherten Zugang zu Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Ressourcen bekommen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Menschen keinen Hunger leiden müssen.
Schließen Sie jetzt eine regelmäßige Spende ab, um Hunger weltweit zu bekämpfen! Schon mit 15 Euro monatlich können Sie ein akut unterernährtes Kind einen Monat lang mit Kraftnahrung versorgen. Die Paste aus Erdnüssen, Pflaumen, Milchpulver und Öl stärkt den kleinen Körper und hilft zu überleben.
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