CARE-Helferin Jennifer Bose berichtet nach Wirbelsturm Idai aus Mosambik:
Ich bin todmüde und kann trotzdem nicht schlafen. Der Lärm der Helikopter dröhnt noch immer in meinen Ohren. Meine Gedanken kreisen. Ich mache mir Sorgen über hunderte Familien, die bei unserer ersten Hilfsgüterverteilung leer ausgehen mussten. Und dann sind da noch meine Gedanken an den nächsten vollgepackten Morgen, die mir die Nachtruhe rauben.
Die Situation in Mosambik ist schlimm. Der Wirbelsturm, der vor knapp zwei Wochen ganze Landstriche verwüstet hat, zerstörte nicht nur Häuser und Straßen, sondern tötete auch Hunderte von Menschen. Dutzende werden immer noch vermisst, Tausende wurden verletzt.
Kummer, der die Kehle zuschnürt
Gestern traf ich die 60-jährige Isabel. Sie saß vor einem der Zelte, die CARE für Familien aufgebaut hat. Isabel hat durch den Wirbelsturm ihr Zuhause verloren – wie eigentlich alle Menschen hier. Nun schläft sie auf einem ehemaligen Fußballfeld. Sie erzählte mir, wie sie ihre Tochter während des Sturms verloren hat: „Als der Wind und die Fluten kamen, nahm ich meine Enkelkinder und rannte so schnell ich konnte. Wir schlossen uns anderen Dorfbewohner:innen an und liefen zu einem Schulgebäude, in dem wir Zuflucht fanden. In dem ganzen Trubel merkte ich erst am nächsten Morgen, dass meine Tochter fehlte. Ich ging zurück zu unserem Haus. Aber alles, was ich dort vorfand, waren Schutt und Asche. Mittendrin lag sie, meine Tochter.“
Am meisten berührte mich an Isabels Geschichte, wie sie über das, was ihrer Tochter passiert war, sprach. Jede Mutter wäre wahrscheinlich zutiefst erschüttert über den Verlust ihrer Tochter und würde Tränen vergießen. Nicht so Isabel. Sie erzählte die Geschichte so sachlich, als würde sie einen Zeitungsartikel vorlesen. Zunächst konnte ich das nicht verstehen. Wieso hatte sie nicht gesagt, wie es ihr ging? Wieso hatte ich keine Reaktion in ihrem Gesicht gesehen? Doch dann dämmerte mir, dass sie vielleicht Angst hatte, ihre Trauer zuzulassen. Dass sie vielleicht vor ihren Enkelkindern stark sein wollte. Dass die Tiefe ihres Kummers ihr vielleicht die Kehle zuschnürte.
Wie Isabel geht es Hunderten von Frauen, die ich in den neuen Zeltlagern kennenlerne. Die meisten von ihnen scheinen froh zu sein, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben, auch wenn es nur aus Plastikplanen besteht. Die letzten zwei Wochen mussten viele von ihnen in Schulgebäuden, Krankenhäusern, auf Dächern oder sogar Bäumen ausharren, um sich vor den Wassermassen zu schützen. Teilweise standen diese bis zu acht Meter hoch.
Die Zeit rennt – helfen Sie jetzt!
In den betroffenen Gebieten in Mosambik leben mittlerweile mehr als 140.000 Menschen in Notunterkünften. Fast alle, mit denen ich bislang gesprochen habe, wollen zurück nach Hause. Und das, obwohl viele von ihnen kein Zuhause mehr haben.
CARE arbeitet mit Hochdruck daran, Zelte, Matten, Decken und Hygiene-Pakete zu verteilen. Die Wassermassen erschweren es uns, dringend benötigte Nothilfe zu leisten. Wir müssen uns auf Helikopter und Boote verlassen. Doch um diese zu finanzieren, brauchen wir sehr viel Unterstützung – und die Zeit rennt.
Informieren Sie sich über unsere Hilfe in Mosambik.
Unterstützen Sie CARE dabei, den Betroffenen in Mosambik zu helfen – mit Ihrer Spende!