„Sie haben mein Haus angezündet.“ So beginnt Louisa, 58 Jahre alt und Landwirtin in Cabo Delgado im Norden Mosambiks, ihre Geschichte. Seit 2017 sind die Gemeinden in dem anhaltenden Konflikt gewalttätigen bewaffneten Angriffen ausgesetzt. Louisa hat sie überlebt und konnte fliehen.

Louisa blickt ernst in die Kamera.

Vertreibung und Verlust

„Viele Dinge brannten. So viele Häuser standen in Flammen. Die fünf Betten in meinem Haus brannten. Die Küche. Alles stand in Flammen. Als ich die Schüsse hörte, rannte ich um mein Leben“, erinnert sich Louisa. Ihr ganzes Dorf war voll von Rauchsäulen, die zeigten, wie viele Hütten in Brand standen.

Nicht alle Mitglieder ihrer Familie konnten entkommen. „Sie haben meine Familie getötet“, sagt Louisa und zählt an ihren Fingern ab.

„Mein Papa“, sie senkt den kleinen Finger.

„Meine Schwester“, sie klappt ihren Ringfinger herunter.

„Mein Schwiegersohn“, der Mittelfinger gesellt sich zu den anderen.

„Und so viele Nachbarn“, sie senkt alle Finger, bis keiner mehr übrig ist.

Dann lässt sie ihre Hand in den Schoß sinken, und ihre Stimme wird leise. Auf die Frage, wie sie gestorben sind, zieht Louisa einen Finger über ihre Kehle und deutet auf eine Machete.

Einen Monat lang versteckt

Sie und ihre überlebenden Nachbarn flohen in den Busch. „Es war sehr schwierig, weil wir nichts mitnehmen konnten. Es war nicht einfach, im Busch Wasser zu finden. Meistens waren wir einfach nur durstig“, beschreibt Louisa und formt mit ihren Händen einen kleinen Kreis: Pfützen, in denen sie Wasser fanden und daraus tranken. „Wir waren einen Monat lang im Busch.“ Am Anfang hatten sie als Gruppe etwas getrockneten Maniok dabei. „Aber das war sehr schnell leer. Also mussten wir unterwegs frischen Maniok von Bauern stehlen, weil wir so hungrig waren“, beschreibt sie.

Frischer Maniok ist giftig und muss lange getrocknet, eingeweicht oder gekocht werden, damit er für den Verzehr geeignet ist. Aber auf der Flucht war das für Louisa und die anderen unmöglich. Fast das gesamte überlebende Dorf versteckte sich und schlief gemeinsam im Busch. „Wir hatten viele Tage lang nichts zu essen, und wir hatten solche Angst. Viele Menschen starben vor Hunger. Ich habe so viele tote Menschen gesehen“, beschreibt sie.

Im Busch gab es keine Unterstützung. Die Dorfbewohner waren in der Wildnis auf sich allein gestellt, und das Überleben war schwierig. „Ich habe gesehen, wie eine Frau im Busch entbunden hat. Das Baby starb nach ein paar Minuten, weil niemand es füttern konnte und niemand bei der Geburt helfen konnte. Die Mutter ließ das tote Baby auf dem Boden zurück“, beschreibt Louisa. 

Louisa ist bei der Arbeit auf ihrem Feld zu sehen.

Schwieriger Neuanfang

Nach einem Monat gelang es ihnen, den Busch zu verlassen und an einen Umsiedlungsort zu ziehen - ein leeres Gebiet, in dem sie neue Hütten bauen und ganz von vorne anfangen mussten. „Die Ernährung war eine große Herausforderung. Wir bauten Maniok an, aber wir litten trotzdem an Hunger“, sagt Louisa.

Aufgrund von Dürren, Überschwemmungen und dem Verlust von Anbauflächen und Werkzeugen, die sie auf ihrer Flucht zurücklassen mussten, haben die Landwirt:innen Mühe, genug Nahrung für alle zu ernten. Außerdem sind die Maispreise im Februar 2024 um 12 Prozent gestiegen, was einen Preisanstieg von 24 Prozent im Vergleich zu 2023 bedeutet.

Diese ungewöhnlich hohen Preise stehen im Zusammenhang mit der unterdurchschnittlichen Ernte in den Jahren 2022-2023, die durch mehrere Schocks während der Saison verursacht wurde.

Auch für die nächsten Ernten sieht es daher nicht gut aus: Sie werden niedrig ausfallen, bei gleichzeitig hohen Lebensmittelpreisen.

Genau hier setzt die CARE-Hilfe für Louisa und ihre Gemeinschaft an.

Endlich wieder Selbstversorgerin

„Wir sind sehr dankbar, dass CARE gekommen ist und uns geholfen hat, wieder richtige Landwirte zu sein“, sagt Louisa. Im Rahmen eines CARE-Projekts wurde klimaresilientes Saatgut verteilt, zuletzt wurde im September Kohl angebaut. Wenn die Saison wechselt, erhält die Gemeinschaft Maissamen. Das Dorf kann nun auch Tomaten und Okra anbauen.

Louisa hält lächelnd ihre neuen landwirtschaftlichen Werkzeuge in die Kamera.
Louisa hält eine Gießkanne und gießt die Setzlinge auf ihrem Feld.

Mit den zur Verfügung gestellten landwirtschaftlichen Werkzeugen wie Gießkannen, Hacken und Macheten fällen sie Bäume, die auf dem fruchtbaren Boden wachsen. Die Dorfbewohner:innen lernen auch etwas über Klimaanpassung und schließen sich zu Netzwerken zusammen, um bei landwirtschaftlichen Praktiken zusammenzuarbeiten. „Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir wieder die Kontrolle haben. Hier gibt es keinen Hunger mehr. Wir können uns wieder selbst versorgen, einander helfen und miteinander reden. Ich habe das Gefühl, dass wir wieder eine Gemeinschaft sind“, beschreibt Louisa, während sie sich mit einer neuen Gießkanne bückt, um die Kohlpflanzen zu gießen.

Mit den neuen Pflanzen isst das Dorf abwechslungsreichere und nährstoffreichere Mahlzeiten. Auf die Frage nach ihrem Lieblingsgericht lacht Louisa und sagt: „Alle Lebensmittel sind gut und wichtig. Ich mag alles.“

Louisa steht auf ihrem Feld und lächelt in die Kamera.
Louisa ist dankbar für die Unterstützung, die sie durch CARE erfahren hat: "Es gibt hier keinen Hunger mehr."

Jetzt sind die Rauchsäulen in der Ferne keine brennenden Häuser mehr, sondern Brände auf Feldern mit getrocknetem Gras, um Platz für die Landwirtschaft zu schaffen, Elefanten fernzuhalten und Buschbrände zu kontrollieren. Louisa schnappt sich ihr Werkzeug und geht durch das Feld, wobei sie vorsichtig auf die trockene Erde tritt und die wertvollen Pflanzen umkreist. Dann schließt sie sich ihrer Gruppe an, die in einem Kreis sitzt, singt, Ideen austauscht und Lösungen bespricht. Gemeinsam beginnen sie ihre Treffen mit einem feierlichen Refrain, der ihren Dank für die Unterstützung zum Ausdruck bringt:
„Agricultura hoi, CARE hoi, ADA* hoi.“

Unterstützen Sie die CARE-Hilfe für Gemeinden wie die von Louisa in Mosambik mit Ihrer Spende!

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* Das Projekt wird finanziert von der Austrian Development Agency (ADA)