Marta eilt so schnell sie kann an umgestürzten Bäumen vorbei die staubigen Wege entlang. Sie trägt einen 25 Kilogramm schweren Reisbeutel auf dem Kopf und hat ihre sieben Monate alte Tochter auf ihrem Rücken festgebunden. Schweiß rinnt ihr über das Gesicht. In der Hand hält sie einen alten Wasserkanister. Das Öl darin schwappt von einer Seite zur anderen, während sie durch das Dorf in Buzi läuft. Um sie herum versuchen Familien der brennenden Sonne zu entkommen, indem sie sich in die Schatten der abgeknickten Bäume und zerstörten Häuser zurückziehen. „Ich bin dankbar für die Lebensmittel, die wir heute erhalten haben“, sagt Marta. „Trotzdem mache ich mir Sorgen, was in den kommenden Monaten sein wird. Wir müssen irgendwie ein neues Einkommen finden.“ Marta ist Bäuerin und besitzt zwei Felder, auf denen sie früher Mais und Reis angebaut hat. In dieser Saison kann sie jedoch nichts ernten oder verkaufen, weil Zyklon Idai ihre komplette Ernte zerstört hat.
In den letzten vier Wochen haben Marta und ihre Kinder Mais gegessen, den sie gefunden haben, als das Wasser zurückging. „Er riecht schlecht und hat auch seine Farbe verloren. Wir haben den Mais zweimal gemahlen, bevor wir ihn zu einem Brei verarbeitet haben. Trotzdem leidet eine meiner Töchter immer noch an Durchfall“, erzählt Marta. „Die Behörden haben uns angewiesen, keine Reste mehr von unseren Feldern zu essen, weil wir damit unsere Gesundheit gefährden. Aber was würdest du tun? Verhungern oder versuchen zu überleben und das zu essen, was übrig ist, auch wenn es kontaminiert ist?“
Die Herausforderungen bleiben groß
Buzi gehört zu den am stärksten von Zyklon Idai betroffenen Distrikten in Mosambik. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in Mosambik mehr als 700.000 Hektar Ackerland durch den Sturm und die damit einhergehenden Überschwemmungen zerstört. Eine der größten Herausforderungen bleibt daher die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln in den betroffenen Dörfern. Das Hochwasser zieht sich nur langsam zurück und die Straßen werden gerade erst wieder zugänglich. In Buzi hat CARE bereits Reis, Erbsen und Öl an mehr als 2.000 Familien verteilt. Es gibt jedoch nach wie vor noch viele Menschen, die bisher keine Hilfe erhalten haben und dringend Lebensmittel, Saatgut für ihre Felder, sauberes Trinkwasser und ein sicheres Dach über dem Kopf benötigen.
Experten warnen: die nächsten drei Wochen sind ausschlaggebend für das Verteilen und Pflanzen des Saatgutes. Mangelnde finanzielle Mittel erschweren die Situation und binden den Helfern die Hände – bisher wurden erst 18 Prozent des UN-Spendenaufrufs von 300 Millionen US-Dollar erreicht. „Die Lebensmittel, die wir heute bekommen haben, werden mir helfen, meine Familie in den nächsten Wochen zu versorgen“, sagt Marta. „Wir haben aber kein Saatgut, um die Felder neu zu bepflanzen. Ich habe nicht einmal genug Geld, um meine kleine Tochter zum Arzt zu schicken. Es fehlt auch an Seife und anderen Hygieneartikeln.“ Die Mutter hat vieles, worüber sie sich nachts sorgt – die knappen Lebensmittel, das zerstörte Haus …
Der größte Wunsch
Betrachtet man eben jenes Haus von dem sandigen Weg aus, so scheint es nur ein paar Risse zu haben. Beim Betreten jedoch schüttelt Marta traurig den Kopf. Die Wände des Zimmers im hinteren Teil sind vollständig eingestürzt. Zusammen mit ihren drei Kindern und ihrer schwangeren Schwägerin lebt sie jetzt in dem einzigen Raum, den sie noch hat. Marta hat Angst, ihren Kindern zukünftig kein sicheres Zuhause mehr bieten zu können, wie das bei so vielen Familien mit einem weiblichen Familienoberhaupt in Buzi der Fall ist. „Ich hoffe sehr, dass ich mit der Hilfe der Regierung und Hilfsorganisationen wie CARE wieder in der Lage sein werde, Saatgut anzupflanzen und unser Haus wieder aufzubauen. Mein einziger Wunsch ist, wieder auf eigenen Füßen zu stehen.“
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