Im Interview mit Marc Nosbach
Marc Nosbach ist CARE-Länderdirektor in Mosambik, einem der zehn am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Während eines Aufenthalts in seiner Heimat hat er sich die Zeit genommen, den Kolleg:innen in Bonn etwas über die Situation und CAREs Arbeit vor Ort zu erzählen und mir einige Fragen zu beantworten.
Das Wetterphänomen El Niño ist dieses Jahr so schlimm wie selten zuvor. Wie ist die Situation in Mosambik?
Wir bemerken hier seit vielen Monaten die Auswirkungen. Es ist die schwerste Dürre seit 35 Jahren. Vor kurzem war ich in einer sehr stark betroffenen Gemeinde. Ich habe dort zwei Frauen getroffen, die Wasser aus einer Straßenpfütze schöpfen mussten, weil es die einzige Möglichkeit war, an Wasser zu kommen. Der nächste Brunnen war 15 Kilometer entfernt; die meisten Brunnen sind ganz ausgetrocknet und das Wasser ist oft versalzen.
Haben die Menschen genug zu essen?
Die Nahrungsmittel sind sehr knapp geworden und ein Großteil der Bevölkerung muss hungern. Im Moment leiden 28 Millionen Menschen im Süden Afrikas an Nahrungsunsicherheit. Die Tiere sterben und die Ernte wird diesmal noch dürftiger als letztes Jahr ausfallen. Allein in Mosambik sind im Moment 600.000 Menschen auf Nothilfe angewiesen. Diese Zahl wird in den nächsten Wochen aber leider noch drastisch steigen.
Was tut CARE, um das Ausmaß der Katastrophe zu verringern?
Wir leisten aktuell Nothilfe und planen den Bau von Wasserstellen. Wir verteilen Lebensmittel, Wasser und andere Hilfsgüter an Bedürftige.
Uns ist es auch wichtig, den Menschen möglichst nachhaltig zu helfen. Wir haben beispielsweise Projekte, bei denen wir Kleinbäuerinnen und -bauern bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen und ihnen nachhaltige Methoden beibringen. Das kann langfristig zunehmende Ernährungssicherheit bringen. Außerdem richten wir Frühwarnsysteme ein und geben den Menschen Hygieneschulungen. Wir arbeiten dabei auch viel mit lokalen Partnerorganisationen zusammen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Warum ist die Arbeit mit lokalen Partnern so wichtig?
Durch die Zusammenarbeit können wir langfristige Hilfe gewähren. Wenn wir den Menschen, die dort leben, unser Wissen weitergeben, können sie es in Zukunft wieder anwenden; ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Außerdem können beide Seiten sehr stark voneinander profitieren. So kennen die Einheimischen sich besser mit den Umständen vor Ort aus. Wir können ihnen wiederum neue Methoden beibringen. So maximieren wir unsere Kapazitäten.
Die Menschen vor Ort sind hochmotiviert, etwas in ihrem eigenen Land zu bewegen. Diese Motivation treibt unsere Arbeit sehr voran.
Mit welchen Problemen haben die Menschen in Mosambik außerdem zu kämpfen?
Hier herrscht eine große soziale Ungleichheit; sowohl innerhalb der Gesellschaft, als auch zwischen den Geschlechtern. Ein Großteil der Bevölkerung ist außerdem unzufrieden mit der Regierung, die oft gewaltsam handelt und gesetzte Richtlinien nicht wirksam durchsetzt.
Auch die Größe des Landes bereitet uns als Hilfsorganisation Probleme. Mosambik ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland; die Küste ist 2.800 Kilometer lang. Zwischen unserem Büro und einem unserer Projekte liegen 2.000 Kilometer. Die Fahrt dorthin nimmt viel kostbare Zeit in Anspruch.
Vielen Dank für das Interview!
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