Male Thienken ist Referentin für CARE-Projekte in Afrika. Im Blog erzählt sie von ihrer letzten Dienstreise in den Tschad. Teil 2 des Blogs lesen Sie hier.
Aus dem kalten Deutschland kommend, lande ich an einem Dienstagabend in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschads, und freue mich über die milde Luft. Ich bin hier, um die beiden derzeit im Tschad laufenden CARE-Deutschland-Projekte zu besuchen: Das erste ist ein vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziertes Projekt zur Integration von Rückkehrenden aus der zentralafrikanischen Republik in die Region Moyen Chari im Süd-Tschad. Das Projekt soll die Widerstandsfähigkeit der Rückkehrenden und Gastgemeinden stärken und so den Frieden im Süd-Tschad nachhaltig sichern. Das zweite Projekt, das vom Auswärtigen Amt unterstützt wird, leistet humanitäre Hilfe für Vertriebene, Geflüchtete und Gastgemeinden durch den Bau von Unterkünften, im Bereich reproduktive Gesundheit und durch die Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt am Tschadsee. Zunächst reise ich in den Süden, die letzten Tage verbringe ich aber in der Tschadseeregion, wo auch CARE erst seit 2015 tätig ist und zunächst ein Büro in Bagasola und im Februar 2016 auch eines in Bol eröffnet hat.
Eine der Projektmaßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von 1.650 Haushalten, die von der Gewalt bewaffneter Gruppen im benachbarten Nigeria betroffen sind, ist der Bau von Unterkünften. Hierfür wurden Teams von Bauarbeiter:innen gegründet, die auf Beschluss der Gemeinde jeweils einen Betrag von 20.000 CFA (umgerechnet etwa 30 Euro) für die Bauarbeiten erhalten. Durch den jahreszeitbedingten Wasseranstieg gab es bisher allerdings nur eingeschränkten Zugang zu Baumaterial. Dennoch konnten erste Unterkünfte bereits fertiggestellt und unmittelbar bewohnt werden. Das ist gut, da nun die kalte Jahreszeit beginnt. Besonders stark gefährdete Bevölkerungsgruppen und Menschen mit speziellen Bedürfnissen wurden und werden bei der Verteilung des Wohnraums bevorzugt.
Ein herzlicher Empfang
Im Lager Maar, in der Region Bagasola, werden wir bereits erwartet. Es sieht so aus, als seien alle Bewohner:innen zusammengekommen. Mit lauten Rufen begrüßen die Menschen die Hilfe aus Deutschland. Wir werden unheimlich herzlich empfangen. Nach dem Austausch mit einigen Bewohner:innen fahren wir weiter nach Darnaïme. In diesem Lager sprechen wir mit dem Bauarbeiter Moussa Braou. Er ist 45 Jahre alt, verheiratet und Vater von sechs Kindern und erzählt uns, dass er durch das Projekt die Technik des Häuserbaus erlernt und sogar schon eine Gruppe von zwölf Leuten ausgebildet hat. Er ist optimistisch, dass er und seine Kollegen ohne unsere Unterstützung weiterarbeiten können, denn sein Team hat vor kurzem schon einen Auftrag eines Ladenbesitzers aus Liwa erhalten, mit dem sie 100.000 CFA (etwa 150 Euro) verdienen konnten.
Hilfspakete für Frauen und Mädchen
Es ist schön, solche positiven Geschichten zu hören. Als ich weiter durch das Lager laufe, sehe ich eine Gruppe Frauen, die stolz ihre gerade erhaltenen CARE-Pakete auf dem Kopf balancieren. Sie und weitere 1.000 Menschen haben von CARE Küchen- und Hygieneartikel bekommen und damit ein Stück ihrer Würde zurückerlangt. Falmata Abakar, 40 Jahre alt, Mutter von sechs Kindern und derzeit ohne Arbeit, hat von CARE Küchenutensilien erhalten und erzählt, dass sie zusätzlich auch an den Sensibilisierungsmaßnahmen zur Familienplanung und Behandlung nach Abtreibungen teilgenommen hat. Dabei handelt es sich um von CARE-Mitarbeitenden geleitete Gesprächsrunden, in denen über Normen, Verhaltensmustern und Einstellungen diskutiert wird. Falmata trifft sich regelmäßig mit einer Gruppe von 15 Frauen, die jeden Dienstag und Mittwoch zusammenkommen.
Am Ende unseres Besuchs in Darnaïme heißt es noch mal ordentlich Hände schütteln und dann geht es weiter durch die sandige Landschaft.
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