Emil sitzt auf einem Motorrad.

Wenn die Sonne über den Feldern im Süden des Tschad aufgeht, ziehen sich lange Schatten über ein Lagerhaus, das zum Stolz von Emil und seiner Landwirtschaftsgemeinde geworden ist. Das große, braune Betongebäude mit seinem stabilen, grünen Dach und den rötlichen Metalltüren steht in starkem Kontrast zu den kleinen Strohhütten, die den Rest des Dorfes ausmachen. Mit seinen 56 Jahren ist Emil nicht nur Landwirt, sondern auch Vorsitzender einer örtlichen Landwirtschaftsgruppe und Hüter des im Rahmen des CARE-Projekts PROSECA gebauten Lagerhauses (Projet de sécurisation alimentaire des populations vulnérables de la région du Logone Occidental/Ernährungssicherheit für vulnerable Gruppen im westlichen Logone-Gebiet). „Alles, was in die Anlage kommt, kommt zuerst zu mir“, sagt Emil mit ruhiger Autorität. Oft sieht man ihn auf seinem von PROSECA für die langen Strecken zur Verfügung gestellten Motorrad von einem Feld zum anderen düsen, und er sorgt dafür, dass alles reibungslos läuft. In den letzten zwei Jahren hat Emil dazu beigetragen, die Ernten von Landwirt:innen vor den Bedrohungen zu schützen, die sie einst zerstörten. 

„Früher lagerten wir unsere Ernte oder Saatgut in unseren Häusern, wo sie verdarben“, erklärt er. Die strohgedeckten Hütten, die anfällig für Feuer und Überschwemmungen waren, boten wenig Schutz. „Ich würde sagen, dass wir etwa 30 % jeder Ernte verloren haben. Wenn wir 10 Säcke Nüsse hatten, haben wir drei davon verloren.“ Jetzt haben die Landwirt:innen mit elf über die Region verteilten Lagerhallen einen sicheren Ort zur Aufbewahrung. Emils Gruppe nutzt die Anlage kostenlos, während andere Gemeindemitglieder eine kleine Gebühr – 100 CFA (0,15 €) pro Sack – zahlen, um die Wartungskosten zu decken. „Es handelt sich um ein sehr großes Gebäude, so dass es jetzt nie ganz voll ist. Aber sobald mehr davon hören, wird sie mehr genutzt werden“, ist sich Emil sicher. Zurzeit, in der Nebensaison nach den jüngsten Überschwemmungen, lagern nur zwei Landwirte Erdnüsse, aber Emil weiß, dass sich das ändern wird.

Emil steht im Getreidelager.
Ein Gebäude steht auf einer überschwemmten Fläche.

Bewässerungstechniken ändern

Neben der Verwaltung der Lagereinheit arbeitet Emil auch auf seinen Feldern. Letztes Jahr erntete er 30 Säcke Erdnüsse – doppelt so viel wie vor seiner Mitgliedschaft in der Gruppe. Doch dieses Jahr war der Regen gnadenlos. „Die Regenzeit hat die Landwirtschaft sehr schwer gemacht. Der Regen kam spät, also begannen wir mit der Aussaat später als sonst. Dann gab es zu viel Regen zur gleichen Zeit.“ Der Sand und die Erde wurden zusammen mit dem Saatgut weggeschwemmt. Sie hatten nie eine Chance zu wachsen. 

Um den Landwirt:innen bei der Anpassung zu helfen, schulte PROSECA in neuen Techniken und führte andere Pflanzensorten ein. Neben Erdnüssen bauen sie jetzt auch Zwiebeln, Kohl, Salat, Tomaten und Spinat an. „Wir hatten schon früher versucht, diese Pflanzen anzubauen, aber wir wussten nicht, wie wir es richtig machen sollten“, gibt Emil zu. „Wir haben die Pflanzen mit der Hand gegossen. Jetzt benutzen wir einen Generator und eine Bewässerungsanlage.“ Der Unterschied ist gravierend. Die Bewässerung von Hand dauerte Stunden und erschöpfte die Wasservorräte. „Wir wissen jetzt, wie viel Wasser Zwiebeln oder Tomaten brauchen. Wir gießen sie einmal, warten ein paar Tage und gießen dann erneut. Früher haben wir jeden Tag gewässert. Manchmal auch zweimal am Tag, einmal morgens und abends, weil es so viel Arbeit war, das von Hand zu machen.“ Jetzt werden die Zwiebeln zweimal pro Woche gegossen und die Tomaten dreimal.

Eine Person steht vor einem See.

Ein süßer und reicher Geschmack

Die Auswirkungen auf die Gemeinschaft waren tiefgreifend. Zwiebeln, die früher rar und teuer waren, gibt es jetzt im Überfluss. „Früher hatten wir nur sehr wenige Zwiebeln und Tomaten. Jetzt sind unsere Zwiebeln fünfmal so groß. Und wo wir früher nur eine Zwiebel pro Pflanze bekamen, sind es jetzt vier bis fünf“, sagt Emil stolz und zeigt mit seinen Händen die Veränderung – was früher die Größe eines Kieselsteins hatte, ist jetzt eine gute Handvoll. Auch die Tomaten haben sich entwickelt. „Früher waren sie klein, hart und sauer. Jetzt sind sie weich und haben einen sehr süßen und reichen Geschmack. Das hat unsere ganze Esskultur verändert.“ Ihr Erfolg hat sich schnell herumgesprochen. Die Nachbar:innen kamen und waren erstaunt über den Unterschied und fragten, wie sie das geschafft haben. „Wir haben ihnen beigebracht, was wir gelernt haben. Die ganze Gemeinde baut jetzt so an wie wir.“ Emil sieht eine glänzende Zukunft vor sich. „Jetzt, wo wir die Fähigkeiten haben, eine große Ernte zu produzieren, und die Lagereinheit, um alles sicher aufzubewahren, ohne 30 % zu verlieren, wird das unsere ganze Gemeinschaft verändern.“ Mit jeder geernteten Zwiebel, jedem gelagerten Sack Erdnüsse und jeder gemeinsamen Lektion sichern Emil und seine Gemeinschaft nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern auch eine Zukunft voller Hoffnung.

Emil steht vor Getreidelager.

PROSECA-Projekt

Im Rahmen des PROSECA-Projekts und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union unterstützen CARE und Partnerorganisationen Hirt:innen und Landwirt:innen bei der Intensivierung und Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion. PROSECA unterstützt Gemeinden bei der Erschließung zusätzlicher Einkommensquellen, um den Lebensunterhalt nachhaltig zu sichern, künftige Nahrungsmittelengpässe zu verringern und die Ernährung zu verbessern. Im Tschad begleitet CARE über 50.000 Frauen auf ihrem Weg in die wirtschaftliche Unabhängigkeit.

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