Am Tschadsee spielt sich zurzeit eine der größten humanitären Krisen Afrikas ab. Über 17 Millionen Menschen in den vier angrenzenden Ländern Kamerun, Nigeria, Niger und Tschad leiden nicht nur unter den Auswirkungen eines gewaltsamen Konfliktes, sondern sind von extremer Armut, Unterentwicklung und dem Klimawandel betroffen.
Im Westen des Tschads leben viele der ärmsten Familien der Tschadsee-Region. Vor wenigen Jahren war der See noch Lebensquelle für Generationen von Menschen. Heute fällt weniger Regen, der See ist auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe zurückgegangen. Erstreckte er sich vor 50 Jahren noch über eine Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern, ist er nun gerade einmal so groß wie Berlin.
"Sie brannten unsere Häuser nieder"
Seit 2015 herrscht ein gewaltsamer Konflikt in Nigeria, der sich mittlerweile auf die gesamte Region ausgeweitet hat. Mehr als 430.000 Menschen im Tschad sind betroffen, über 118.000 befinden sich auf der Flucht – eine von ihnen ist Amina.
„Ich heiße Amina. Ich lebte mit meiner Familie auf einer Insel mitten im Tschadsee, bis unser Dorf eines Nachts von Rebellen angegriffen wurde. Sie brannten unsere Häuser nieder, bis nur noch Asche übrig war. Ich nahm meine Kinder an die Hand und dann rannten wir, so schnell wir konnten.“
(Über-)Leben im Flüchtlingscamp
Amina und ihre Familie fanden Zuflucht im Daraim Camp, einem Flüchtlingscamp für Vertriebene am Rande der Kleinstadt Baga Sola, am Ufer des Tschadsees, rund 370 Kilometer nördlich der tschadischen Hauptstadt N’Djamena.
Die meisten Bewohner:innen des Camps leben in Notunterkünften aus Ästen und Metallplatten. Die selbstgebauten Hütten schützen sie kaum vor Sonne, Wind und Regen. Doch Baumaterialien sind rar und teuer in dieser verlassenen Wüstengegend – die meisten Familien können sie sich nicht leisten.
CARE hilft Vertriebenen im Tschad
Damit Menschen wie Amina sicher schlafen können, hat CARE mit lokalen Behörden und Vertriebenen neue Unterkünfte entworfen, die an die speziellen Lebensbedingungen in der Tschadseeregion angepasst sind. Die Unterkünfte können auf sandigem Boden aufgebaut werden und sind aus Materialien hergestellt, die in der Region leicht zu bekommen sind – wie „kai”, einem Schilfrohr, das am Rand des Sees wächst.
Die Unterkünfte schützen die Vertriebenen vor Hitze während der Dürreperioden, vor Wind in kühleren Jahreszeiten und Niederschlag in der Regenzeit. Acht bis neun Jahre sollen sie halten.
„Ich liebe mein neues Zuhause”, sagt Amina lächelnd. „Wir haben uns gut eingelebt. Mittlerweile webe ich Matten und verkaufe Haushaltsgegenstände, um meine Familie zu ernähren.“
Trotz der Unterstützung von CARE und anderen Hilfsorganisationen fehlt es den meisten Familien an allen Ecken und Enden: Sie brauchen Lebensmittel, Unterkünfte, sauberes Wasser und medizinische Versorgung. Das Wichtigste ist jedoch ein Ende des Konfliktes und Stabilität in der Region: „Gäbe es Frieden, würde ich sofort zurück nach Hause gehen”, erklärt Amina.
*Die Namen wurden zum Schutz der Privatsphäre geändert.