Rachel bietet Frauen ihre Erdnüsse an.

Rachel sitzt auf einem kleinen Holzschemel, vor ihr eine gelbe Plastikschüssel, die mit Erdnüssen gefüllt ist. Mehrere Frauen laufen an ihrem kleinen Stand vorbei, ihre Kleider sind bunt gemustert. Rachel winkt und ruft ihnen zu, dass sie ihre Erdnüsse kaufen sollen. Normalerweise verkauft sie Donuts, aber heute waren sie schon früh ausverkauft. Vor ein paar Jahren hätte Rachel noch zu den Frauen gehört, die auf die Felder gehen und für andere arbeiten. „Früher war ich nur eine Feldarbeiterin. Ich habe den Landwirten bei der Erdnussernte geholfen. Danach ging ich nach Hause und kochte für meine Kinder, wenn ich genug zu essen hatte. Dann habe ich Donuts gebacken und versucht, sie am Straßenrand zu verkaufen. Aber es war nie genug zum Überleben“, sagt sie und lässt eine Handvoll Erdnüsse durch ihre Finger gleiten. 

Rachel ist 40 Jahre alt, Mutter von sechs Kindern und Alleinversorgerin ihrer Familie. Ihr Mann hat sie vor einigen Jahren verlassen. Sie lebt in einem Dorf mit 676 Einwohnern in der Nähe von Moundou im Süden des Tschad. „Es war schwierig, genug Geld für meine Familie zu verdienen. Ich konnte nicht alle meine Kinder zur Schule schicken und sie nicht einmal richtig ernähren. Als wir die Spargruppe gründeten, war ich nicht davon überzeugt, dass sie mir helfen würde, aber ich sagte mir, ich würde es versuchen. Jetzt, da ich der PROSECA*-Spargruppe beigetreten bin, gehen alle meine Kinder zur Schule, und ich habe ein leichteres Leben“, sagt Rachel. 

Ein Portrait von Rachel.
Eine Spargruppe sitzt um eine Spardose.

Wie funktioniert die Spargruppe?

Die Gruppe trifft sich jeden Mittwochabend. Jede Frau leistet einen Beitrag von mindestens 500 CFA (0,76 €) oder mehr, wenn ihr Geschäft gut läuft. Sobald die individuellen Gesamtersparnisse 10.000 CFA (15,24 €) erreicht haben, können sie einen Kredit von 15.000 CFA (22,87 €) aufnehmen. Rachel hat bereits 22.500 CFA (34,30 €) gespart und einen Kredit aufgenommen, um mehr Mehl für ihr Geschäft zu kaufen. Das machen sie nun schon seit zwei Jahren so. Am Ende eines jeden Jahres berechnen sie ihren Gewinn und teilen ihn aus. Je mehr Kredite aufgenommen werden, desto höher ist der Gesamtgewinn der Gruppe. „Wir sind 25 Frauen in unserer Gruppe. Im ersten Jahr haben 18 einen Kredit aufgenommen. In diesem Jahr sind wir auf 30 angewachsen, und jedes einzelne Mitglied hat mindestens einen Kredit aufgenommen“, erklärt Rachel und knackt, wie die anderen Frauen um sie herum, eine Erdnuss zwischen den Fingern auf. Rachel hat ihr Darlehen gut genutzt. 

Ein Gruppenfoto einer Frauen-Spargruppe.

„Ich verbrauche jetzt täglich 25 kg Mehl, viermal so viel wie früher. In fünf Tagen mache ich einen Gewinn von 6.000 CFA (9,15 Euro) und 36.000 CFA in einem Monat (55 Euro). Ich verdiene genug, damit meine Familie essen kann“, sagt sie. Sie ist nicht mehr darauf angewiesen, auf den Feldern zu arbeiten. Sie baut ihre eigenen Erdnüsse und ihren eigenen Mais an, verkauft einen Teil und behält den größten Teil für ihre Familie. Ihr ältester Sohn, 22, hat die Sekundarschule abgeschlossen. Jetzt träumt er von der Universität. „Für ein Halbjahr in der Grundschule brauchte ich 2.500 CFA (3,80 Euro), für die weiterführende Schule 6.500 CFA (9,91 Euro), aber für die Universität sind es 50.000 (77 Euro) und weitere 5.000 für die Aufnahmeprüfung. Er möchte Medizin studieren und ich versuche, genug Geld für ihn zu sparen”, sagt Rachel und ergänzt: „Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn.“

 

Rachel verkauft einer Frau Erdnüsse
Erdnüsse in einem Sack.

Business-Strategie

Die Zugehörigkeit zur Gruppe verschafft ihr nicht nur Zugang zur finanziellen Unabhängigkeit. Es vermittelt ihr auch Wissen. „Wir haben in einer PROSECA-Schulung gelernt, dass es nicht nur darum geht, Geschäfte zu machen. Es geht auch um Strategie. Ich habe gelernt, zu analysieren, wer meine Kund:innen sind. Ich habe gelernt, wer zu welcher Zeit kommt, und dass die meisten frühmorgens kommen, besonders in der Regenzeit. Also habe ich aufgehört, abends zu verkaufen, weil die Leute dann nach Hause gehen und ihr eigenes Essen kochen." 

Rachel sitzt inmitten von Erdnüssen.

„Morgens sind sie auf dem Weg zum Feld, also ist es profitabler, dann zu verkaufen“, erklärt sie. Früher versuchte sie, ihre Produkte den ganzen Tag über zu verkaufen, und viele ihrer Lebensmittel verdarben. Jetzt backt sie ihre Donuts bis spät in den Abend, damit sie für den morgendlichen Ansturm frisch sind. 

Der Erfolg von Rachels Gruppe hat andere inspiriert. „Die Nachbarinnen sehen, was wir tun, und wollen ihre eigenen Gruppen gründen. Früher musste ich mir Geld leihen und um Hilfe bitten. Jetzt kann ich meinen Nachbarinnen helfen und bin so dankbar und glücklich über diese Möglichkeit.“ Am wichtigsten ist vielleicht, dass die Frauen ihre Unabhängigkeit gefunden haben. „Als Frauen sind wir jetzt nicht mehr von Männern abhängig. Wir schicken unsere Kinder in die Schule. Wir können Essen auf den Tisch stellen, Kleidung und Schuhe kaufen. Wir fühlen uns stark. Stark wie Männer. Wir tun jetzt alles, was die Männer tun." 

„Wir sitzen nicht mehr herum und warten darauf, dass die Männer es für uns tun. Wir haben Geld. Wir können Geld sparen. Wenn ein Kind krank ist, können wir uns kümmern“, sagt Rachel abschließend. 

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*Im Rahmen des PROSECA-Projekts (Projet de sécurisation alimentaire des populations vulnérables de la région du Logone Occidental/Ernährungssicherheit für vulnerable Gruppen im westlichen Logone-Gebiet) und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union unterstützen CARE und Partnerorganisationen Hirt:innen und Landwirt:innen bei der Intensivierung und Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion. PROSECA unterstützt Gemeinden bei der Erschließung zusätzlicher Einkommensquellen, um den Lebensunterhalt nachhaltig zu sichern, künftige Nahrungsmittelengpässe zu verringern und die Ernährung zu verbessern. Im Tschad begleitet CARE über 50.000 Frauen auf ihrem Weg in die wirtschaftliche Unabhängigkeit.