Male Thienken ist Referentin für CARE-Projekte in Afrika. Im Blog erzählt sie von ihrer letzten Dienstreise in den Tschad. Teil 1 des Blogs lesen Sie hier.

In unserem zweiten, vom BMZ finanzierten Projekt im Tschad, geht es um die Unterstützung der Integration von Rückkehrer:innen aus der Zentralafrikanischen Republik. Außerdem soll die Resilienz dieser Rückkehrer:innen und der Gastgemeinden gestärkt werden, um einen nachhaltigen Frieden in Süd-Tschad zu sichern. CARE fördert daher eine gewalt- und konfliktfreie Umgebung.

Das CARE-Projekt im Tschad: Bargeld für Rückkehrende

Dieses Ziel soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass besonders vulnerable und gefährdete Menschen durch die Auszahlung von Bargeld unterstützt werden. Die entsprechenden Verteilungen sind für gewöhnlich vier Mal im Jahr geplant und ich hatte das Glück, an einigen teilnehmen und mit den Menschen sprechen zu können, die so von CARE unterstützt werden. Am besagten Wochenende wurde in fünf Dörfern und zwei Lagern die doppelte Menge an Bargeld verteilt, weil die Auszahlung in den letzten Monaten nicht stattfinden konnte; zuvor mussten das Projektteam zusammengestellt und der Bedarf genau analysiert werden. Über eine Telefongesellschaft, AIRTEL, wurde das Geld am Morgen aus N’Djamena transportiert. Der Prozess ist sehr professionell organisiert und erinnert mich an meine Wahlbeobachtungseinsätze in anderen Ländern. Die Auswahl der Begünstigten ist nach Aussage einiger Befragter nachvollziehbar und wird gemeinhin akzeptiert.

CARE-Helfer:innen verteilen Bargeldschecks an Geflüchtete und Dorfbewohner:innen im Tschad.

Im Gespräch mit zwei Teilnehmerinnen

In dem Dorf Ngakorio spreche ich nach der Verteilung zunächst mit Rosine Ndinessem. Sie ist 38 Jahre alt und wurde für das Projekt ausgewählt, weil sie Witwe ist und sechs Kinder zu versorgen hat. Damit gehört sie zu dem vulnerabelsten Bevölkerungsteil. Fünf ihrer Kinder gehen zur Schule, die Älteste hilft ihr in der Landwirtschaft, wie sie mir erklärt. Mit dem Geld will Rosine Getreide und Essen für ihre Kinder kaufen, die zwischen vier und 18 Jahren alt sind.

CARE-Deutschland-Mitarbeiterin Male Thienken im Gespräch mit Lucie Mbaijo und zwei anderen Personen im Tschad.

Die nächste Gesprächspartnerin, Lucie Mbaijo, ist eine sehr selbstbewusste Frau und möchte ihre Geschichte unbedingt mit uns teilen. Sie ist 32 Jahre alt, hat drei Kinder von drei verschiedenen Männern, muss aber für ihre Kinder alleine sorgen. Das jüngste Kind ist vier Jahre alt, der Vater lebt zwar auch in Ngakorio, hat Lucie aber verlassen und eine andere Frau geheiratet. Der Vater des ältesten, 12-jährigen Kindes, hat auch eine andere Frau geheiratet und lebt in der Hauptstadt N’Djamena. Über den Vater des sechsjährigen Kindes weiß sie nur, dass er beim Militär ist. Das Geld von CARE hilft ihr, die Kinder zu ernähren. Lucie selbst arbeitet als Lehrerin und verdient damit normalerweise von Oktober bis Juni 7.500 CFA (umgerechnet ungefähr 11,50 Euro) im Monat. Weil die Schule wegen eines längeren Streiks geschlossen bleibt, hat sie in diesem Semester allerdings noch nichts verdient. Lucie besitzt außerdem ein kleines Geschäft und arbeitet auch auf dem Feld. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zusammen. Ihre Familie ist stolz, dass Lucie ihr eigenes Geld verdient, und überlässt ihr ganz allein die Entscheidung, wozu sie es nutzen möchte.

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