Noor* ist 25 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf im Nordwesten Jemens. Noor kämpft, wie Millionen andere Menschen im Jemen, jeden Tag um ihr Überleben.

„Das Schlimmste ist diese Ohnmacht“

„Meine Kindheit war nicht unbeschwert. Ich komme aus einer großen Familie und habe 18 Geschwister. Mein Vater war Bauer und hat hart gearbeitet, um für den Lebensunterhalt und unsere Ausbildungen aufzukommen. Ich wurde verheiratet, als ich 13 Jahre alt war. Mein Ehemann, Ahmed*, war zehn Jahre älter als ich. Obwohl er aus einer sehr armen Familie kam, ging es ihm nie schlecht, er hatte eigentlich immer eine Arbeit. Er ist Lehrer an unserer Schule im Dorf. Nach der Hochzeit fand ich jedoch heraus, dass er seit seinem zehnten Lebensjahr an Depressionen leidet. Er ist immer noch krank und auf Medikamente angewiesen. Es gibt Nächte und Tage, an denen er über mehrere Stunden hinweg weint und sehr verzweifelt ist. Er hat mehr als einen Suizidversuch hinter sich“, berichtet Noor.

Noor und Ahmed sind nun seit fast zwölf Jahren verheiratet und haben sechs Kinder – drei Jungen und drei Mädchen. Die dreijährige Amal* leidet an einer Hirnerkrankung, kann nicht sprechen. „Das schlimmste ist diese Ohnmacht, dass ich ihr nicht helfen kann“, klagt Noor.

Kein Geld für Medikamente

Seit dem Kriegsbeginn vor drei Jahren hat sich das Leben von Noor und ihrer Familie komplett verändert. Ein großer Teil der Infrastruktur ist zerstört, viele Schulgebäude sind beschädigt. Glücklicherweise ist Ahmeds Schule bisher unversehrt geblieben, aber wie viele andere Beamte hat auch er seit Monaten kein Gehalt mehr bezogen. Ohne das Einkommen war ihr Ehemann nicht mehr in der Lage, seine Familie mit dem Nötigsten zu versorgen. „Jede Nacht weine ich und mache mir Sorgen. Mein Mann und meine Tochter sind auf ihre Medikamente angewiesen. Aber wir haben einfach nicht das Geld, um sie zu kaufen“, erklärt Noor.

Der Krieg hat deutliche Spuren im Leben der Jemeniten hinterlassen. Mehr als 22 Millionen Menschen brauchen dringend humanitäre Hilfe, acht Millionen droht eine Hungersnot. Nach der letzten Blockade für Hilfsgüter sind die Preise stark angestiegen. Menschen wie Noor und Ahmed können sich neben Medikamenten auch fast keine Lebensmittel mehr leisten.

Ausbruch der Cholera

„Vor einem Jahr wachte ich auf und fühlte mich krank, ich hatte schlimme Diarrhoe. Mein Vater brachte mich zum Krankenhaus und es wurde Cholera diagnostiziert. Eine Woche verbrachte ich auf der Intensivstation. Auch mein Vater und meine Tochter waren an Cholera erkrankt. Zu dem Zeitpunkt hatten wir es wirklich schwer: Krankheit, keine Gehälter und auf unerschwingliche Medikamente angewiesen. Wir mussten Geld von unseren Nachbarn und Verwandten leihen um die Medikamente kaufen zu können.“

Die fehlende Gesundheitsversorgung und das verschmutzte Trinkwasser waren die Hauptursachen für den Ausbruch der Cholera. Über 96 Prozent der Bezirke im Jemen sind von der Krankheit betroffen. Heute ist sie unter Kontrolle gebracht, kann aber schnell wieder ausbrechen.

Neue Hoffnung

„CARE begann seine Arbeit in unserem Dorf, als ich im Krankenhaus in Hajjah war. Man wählte meinen Mann für Arbeiten im CASH-Programm aus. Er hilft dabei, Wasserleitungen zu reparieren und die Bevölkerung darin zu schulen, wie sie die Ansteckungsgefahr von Cholera minimieren. Für seine Arbeit erhält er auch einen Lohn. So bin ich in der Lage, die Transportkosten zu bezahlen, um meine Tochter in das Krankenhaus nach Hajjah zu bringen. Außerdem kann ich meinem Mann Medikamente kaufen. Es geht ihm schon wieder viel besser.“

Während des Gesprächs hielt Noor ihre kleine Tochter auf den Armen und sagte mit Tränen in den Augen: „Meine Tochter Amal kann nun mit ihren Brüdern und Schwestern spielen. Sie kann zwar nicht sprechen, aber sie ist glücklich.“

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*Die Namen der Personen wurden geändert.