Drastischer Anstieg von Nahrungsmittelpreisen trifft insbesondere ärmste Haushalte und die humanitäre Hilfe in Ländern wie Somalia, Libanon und Jemen

Berlin, 24. März 2022. Die ersten Prognosen für das Jahr 2022 rechneten mit insgesamt 274 Millionen Menschen, die weltweit humanitäre Hilfe und Schutz benötigen – das war zunächst ein trauriger Allzeitrekord. Nun zeigen sich massive weitere Auswirkungen weltweit durch den Krieg in der Ukraine, der heute vor einem Monat begann, warnt CARE Deutschland.

Auf Russland und die Ukraine entfallen zusammen etwa 12 Prozent der weltweit gehandelten Kalorien. Beide Länder gehören zu den fünf wichtigsten Exporteuren für viele wichtige Getreide- und Ölsaatenarten, darunter Weizen, Gerste, Sonnenblumen und Mais. Kurz vor der Pflanzsaison (Mitte März bis Mitte Mai) schränken die andauernden Kämpfe in der Ukraine und die massive Vertreibung der Zivilbevölkerung den Zugang der Landwirte zu ihrem Land ein und unterbrechen die Versorgungsketten für Lebensmittel.

Weniger Nahrungsmittel, höhere Preise, mehr Bedarf, weniger Hilfe

Eine solche Unterbrechung der globalen Versorgungskette trifft Länder wie Somalia, Libanon und Jemen unmittelbar und besonders hart. Sie sind in hohem Maße von Weizenimporten aus Russland und der Ukraine abhängig. Die ebenfalls mit dem Konflikt in Verbindung stehenden Preissteigerungen auf den Weltmärkten wirken sich weltweit auf die Ernährungssicherheit der Ärmsten aus.

„Um diese dramatischen Auswirkungen zu begreifen, müssen wir uns die Dimensionen klarmachen: Allein der Jemen importiert 90 Prozent seiner Grundnahrungsmittel, und die Hälfte seines Weizens stammt aus der Ukraine und Russland. Bereits vor dem Konflikt in der Ukraine waren 17,4 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, darunter 2,2 Millionen Kinder, die akut unterernährt sind“, erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland.

Die Folgen sind auch im Libanon zu spüren. Das Land importiert 66 Prozent seines Weizens aus der Ukraine und 12 Prozent aus Russland. Die landesweiten Weizenreserven werden voraussichtlich nur noch einen Monat reichen (Stand Mitte März). „Im Libanon rationieren die Bäckereien seit mehr als einer Woche Brot, ein für die Ernährung der Ärmsten unverzichtbares Produkt. Letzten Montag ist der Preis für eine Tüte Brot um 20 Prozent gestiegen“, warnt Bujar Hoxha, CARE-Länderdirektor im Libanon.

In Somalia, wo über 90 Prozent der Weizenlieferungen aus Russland und der Ukraine stammen, sind die Preise für Weizen und Öl bereits um 300 Prozent gestiegen. Iman Abdullahi, CARE-Länderdirektor für Somalia, berichtet: „Angesichts der unterbrochenen Versorgungsketten macht uns große Sorgen, dass bald auch hier die Vorräte aufgebraucht sein werden. Wir beobachten schon jetzt eine steigende Zahl an unterernährten Frauen und Kindern, die in den von CARE betreuten Gesundheitszentren und bei mobilen Gesundheitsteams Hilfe suchen.“

Doppelte Wirkung von Preiserhöhungen

„Während weltweit die Zahl der Gemeinden und Einzelpersonen, denen es an Nahrungsmitteln mangelt, immer weiter steigt, stehen die humanitären Organisationen vor einem ähnlichen Problem: Wie können wir die wachsende Lücke in der Nahrungsmittelversorgung schließen und die Gemeinden in die Lage versetzen, sich selbst zu versorgen, während ein gleichbleibendes Finanzvolumen der humanitären Hilfe immer weniger Güter einkaufen kann?“, fragt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Es ist unsere Hoffnung und unser Plädoyer, dass die beeindruckende Solidarität mit den Menschen, die direkt von der Krise in der Ukraine betroffen sind, aufrechterhalten werden kann, ohne dass die humanitäre Hilfe in anderen dramatischen Krisensituationen zurückgefahren werden muss.“

So hilft CARE in der Ukraine und den Nachbarländern:

CARE leistet über Partner in der Ukraine, in Polen, Rumänien und Moldawien Nothilfe. CAREs Partner verteilen aktuell Lebensmittel, warme Decken, Hygienepakete mit Windeln, Binden und anderen Artikeln. Gleichzeitig leistet CARE gemeinsam mit Partnern psychosoziale Unterstützung und Bargeldhilfe. Parallel bemüht sich CARE, seine Hilfsprogramme in anderen Weltregionen aufrecht zu erhalten.

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