Ezidische Vertriebene können immer noch nicht sicher zurückkehren
Dohuk, 26.07.2024. Zehn Jahre nach dem Beginn des Völkermordes an den Ezid:innen am 3. August kämpfen die Überlebenden immer noch darum, ihr Leben wieder aufzubauen. CARE ist zutiefst besorgt über die anhaltende Vertreibungssituation für ezidische Familien.
„Alle Vertriebenen der ezidischen Gemeinschaft träumen davon, nach Hause zurückzukehren. Sindschar, ihre Heimatregion, hat eine tiefe kulturelle und emotionale Bedeutung für die Menschen dort und für den Irak insgesamt. Aber jede Rückführung der vertriebenen Bevölkerung muss freiwillig geschehen und unter sicheren und annehmbaren Bedingungen erfolgen“, sagt Kadry Furany, CARE-Länderdirektor für den Irak. „Nachdem sie 10 Jahre lang unter schwierigen Bedingungen in einem Camp gelebt hat, sagte uns eine Frau, dass sie lieber in einen Sarg gelegt werden möchte, als zurück in den Sindschar zu gehen.“
Bis heute sind mehr als 1,1 Millionen Iraker:innen, darunter viele Ezid:innen, Binnenvertriebene. Viele von ihnen leben in Camps. Trotz aller bisheriger Bemühungen können sie bislang nicht nach Hause in den Sindschar zurückkehren, da sie dort um ihre Sicherheit fürchten, ihnen die Grundlage zu Erwirtschaftung ihres Lebensunterhaltes fehlt und sie nur begrenzten Zugang zu Basisinfrastruktur wie Schulen, Gesundheit oder Märkten haben. Eine aktuelle CARE-Studie zeigt zudem, dass auch die Klimakrise die Menschen daran hindert, in ihre Heimat zurückzukehren. Die sich ändernden Wettermuster im Irak erschweren es den ehemaligen Landwirt:innen zunehmend, in ihrer Heimatregion ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Sindschar leidet immer noch unter den anhaltenden Konflikten. Bewaffnete Gruppen und die damit verbundene Gewalt stellen immer noch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Insbesondere Frauen fürchten sich immer noch vor Entführungen und Vergewaltigungen. Die Dörfer und Städte im Sindschar sind nach wie vor größtenteils zerstört. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen wurden 80 Prozent der öffentlichen Infrastruktur und 70 Prozent der Häuser in Trümmern gelegt, viele Häuser sind nach wie vor unbewohnbar. In den meisten Gebieten herrscht ein großer Mangel an grundlegenden Dienstleistungen, Arbeitsmöglichkeiten und sozialer Basisdienste.
Seit dem Ende des Konflikts ist der Wiederaufbau im Irak in bemerkenswerter Weise vorangekommen: Etwa 4,8 Millionen Iraker:innen sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Dennoch haben die Menschen, die heute noch in Camps leben, keinen anderen Ort, an den sie gehen können. Solange Sindschar kein lebensfähiger und sicherer Ort ist, wird die ezidische Gemeinschaft ohne Heimat bleiben. Daher fordert CARE verstärkte internationale Unterstützung und einen ganzheitlichen Ansatz, um den Menschen eine sichere und würdige freiwillige Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen.
Achtung Redaktionen:
Sarah Easter, Referentin für Nothilfekommunikation bei CARE, ist derzeit im Irak und kann über die aktuelle Lage der Ezid:innen vor Ort berichten. Interviewanfragen auf Deutsch und Englisch zur humanitären Situation sind von vor Ort am 30. und 31. Juli (abends) und in Berlin vom 2. bis 6. August möglich.
Für englischsprachige Interviews von vor Ort steht unser CARE-Länderdirektor im Irak zur Verfügung.
Medienkontakt
Bei Fragen oder zur Vermittlung von Interviewpartner:innen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.