Als Programmleiterin im Nordirak: Was macht man in dieser Funktion genau?
Im Irak leben derzeit 3,5 Millionen Menschen als Vertriebene in ihrem eigenen Land. Es herrscht große Not, viele von ihnen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. CARE führt Projekte in unterschiedlichen Bereichen durch, z.B. zu reproduktiver, Mütter- und Kindergesundheit: Wir wollen sicherstellen, dass Frauen – Mütter, Schwangere, sowie deren Kinder – Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. Wir renovieren daher beschädigte Kliniken, bauen auch neue, trainieren Hebammen und Gesundheitspersonal. Mein Job ist es, diese unterschiedlichen Projekte zu managen.
Wie hilft CARE im Nordirak konkret?
Unser besonderer Fokus gilt drei Gruppen: Zum einen kümmern wir uns um intern Vertriebene, die in Camps leben. Wir sind in insgesamt vier solcher Camps besonders für Wasser- und Sanitärversorgung zuständig. Demnächst werden noch zwei Camps dazu kommen. Der Zugang zu Wasser, Toiletten und auch die Entsorgung des Mülls sind in solchen Lagern, wo nicht selten zehntausende Menschen leben, sehr wichtige Aufgaben.
Menschen, die einst vor den Kämpfen in ihren Heimatorten geflohen sind und nun zurückkehren, unterstützen wir mit wichtigen Hilfsgütern: Sie alle stehen vor dem Nichts und benötigen dringend Wasser, Hygieneartikel, Decken, Matratzen und vieles mehr. Hier arbeiten wir vor allem durch drei lokale Partnerorganisationen: Harikaer, REACH und Ausra al Iraqi.
Im Osten Mossuls konzentriert sich die Hilfe auf Mütter- und Kindergesundheit, es werden Gesundheitseinrichtungen wieder aufgebaut und mit wichtigem medizinischem Equipment ausgestattet. Außerdem steht die Ausbildung von Gesundheitspersonal im Fokus.
Was ist die größte Herausforderung für CARE im Nordirak?
Die Vielzahl der Menschen, die Hilfe benötigen, und die angespannte Situation im Land. Der Konflikt im Irak dauert schon lange Zeit an und verändert sich ständig. Die Sicherheitsrisiken sind oft ausgerechnet dort sehr hoch, wo die Menschen akut Hilfe brauchen. Jeden Tag müssen wir zwischen der Sicherheit unserer Mitarbeiter und der notwendigen Hilfe abwägen.
Unterkünfte, Trinkwasser und eine Gesundheitsversorgung sind das, was die Menschen jetzt am dringendsten benötigen. Die große mittelfristige Herausforderung wird jedoch sein: Wie können wir sie dabei unterstützen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und die vielen zerstörten Ortschaften wieder aufzubauen?
Wie hilft CARE den Vertriebenen aus dem Westen Mossuls?
Im Kampfgebiet selber haben wir aus Sicherheitsgründen keine Hilfseinsätze. Sobald der Zugang jedoch möglich ist, werden von uns Hilfsgüter bereitgestellt. Wir sehen, dass ein Großteil der finanziellen und medialen Aufmerksamkeit derzeit auf der Situation in Mossul liegt. Wir dürfen aber die 1,5 Millionen Vertriebenen allein im Nordirak nicht vergessen: Viele von ihnen leben zwar in Camps, noch mehr aber außerhalb der Camps, oft in schwer beschädigten Gebäuden. Sie werden solange Hilfe brauchen, bis sie in ihre Häuser und Dörfer zurückkehren können und in den zerstörten Orten wieder Schulen und Kliniken öffnen.
Wie beurteilt CARE die Zukunft für die Region?
Wir helfen den Menschen in denjenigen Gebieten, die am nötigsten unsere Hilfe brauchen. Der langandauernde Konflikt hier und der politische Kontext machen Vorhersagen schwierig. Keiner weiß, wie die Zukunft der Region aussehen wird. Doch CARE wird seinem humanitären Mandat verpflichtet bleiben: Helfen, so viel wir können, um die Menschen dabei zu unterstützen, sich von dem furchtbaren Krieg wieder zu erholen und ihre Zukunft so gut wie möglich zu gestalten.