Gewalt, Flucht und Hunger
Der gewaltsame Konfliktes in der Tigray-Region zwang zuletzt Millionen Äthiopier:innen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen führen zu weit verbreiteter Ernährungsunsicherheit und Unterernährung sowie zu Krankheitsausbrüchen aufgrund schlechter Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung in den vertriebenen Gemeinden. Im November 2022 wurde ein Friedensabkommen geschlossen - seitdem konnte CARE die Arbeit in zuvor nicht zugänglichen Gebieten erneut aufnehmen. Dennoch sind allein im Norden des Landes über 22 Millionen Menschen weiterhin auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Auswirkungen des Konflikts in Nordäthiopien werden zudem durch laufende oder sich anbahnende Krisen aufgrund von Naturkatastrophen verstärkt.
Die durch den Klimawandel zunehmenden Dürren haben katastrophale Auswirkungen auf die Ernten. Es sind bereits fünf Regenzeiten nacheinander ausgeblieben. Bereits vor drei Jahren hatte Äthiopien, wie auch andere Länder in der Region, mit einer verheerenden Heuschreckenplage zu kämpfen, die zu noch höheren Ernteverlusten führte. Zuletzt verschärften die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, durch den sich Getreidelieferungen verzögern oder gar ausfallen, die Notsituation in Äthiopien zusätzlich.
CARE hat bisher über 3,6 Millionen Menschen in Äthiopien mit Nahrungsmittelhilfe, Wasser, Sanitär- und Hygienepaketen, Gesundheitsdiensten sowie Notunterkünften erreicht.
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Die CARE-Hilfe in Äthiopien auf einen Blick
Wasser und Hygieneartikel für Vertriebene und Rückkehrer:innen
Um eine nachhaltige Lösung für die von Wasserknappheit betroffenen Binnenvertriebenen und Gastgemeinden zu finden und durch verunreinigtes Wasser übertragene Krankheiten einzudämmen, leistet CARE Aufklärungsarbeit und stellt Hygiene-Pakete mit Seife und Reinigungsmitteln für Mitarbeitende des Gesundheitswesens, gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Ältere, Schwangere und Personen mit grundlegenden Gesundheitsproblemen bereit. Zur Versorgung der Familien mit ausreichend und sauberem Wasser errichtet, saniert und modernisiert CARE Brunnen und Wassersysteme.
Ernährungshilfe
Um gegen Hunger und Mangelernährung vorzugehen, leistet CARE Ernährungshilfe für Betroffene. CARE schafft Gesundheits- und Stabilisierungszentren für mangelernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen sowie ältere und chronisch kranke Menschen. Die Kapazitäten dieser Zentren werden mit Unterstützung von CARE zusätzlich ausgebaut: Helfer:innen werden ausgebildet, medizinisches Zubehör wird bereitgestellt und Betroffene und ihre Familien werden unterstützt. Außerdem werden neben Nahrungsmitteln auch landwirtschaftliche Geräte und dürreresistentes Saatgut zur Verfügung gestellt, damit Menschen langfristig selbst für ihre Ernährungssicherheit sorgen können.
Unterstützung für Frauen und Mädchen
Frauen und Mädchen sind überproportional von humanitären Krisen betroffen. Deshalb stellt CARE die besonderen Bedürfnisse von Frauen in den Vordergrund, indem Zugang zu angemessener Sanitärversorgung und Menstruationshygiene geschaffen wird. Zusätzlich erhalten sie Bargeldhilfen, mit denen sie ihre Bedürfnisse selbstständig decken können.
Ohnehin existierende Geschlechterungleichheiten werden in Krisensituationen zusätzlich verschlimmert. Im Vergleich zu vor der Krise haben sich die Fälle von geschlechtsbasierter Gewalt verdoppelt. Es kommt vermehrt zu Menschenhandel sowie Zwangsheirat und Kinderehen. CARE hilft Frauen und Mädchen in Krisensituationen, indem auch in Notunterkünften sichere Räume geschaffen werden und bietet psychosoziale Unterstützung an. Außerdem leistet CARE Aufklärungsarbeit zu geschlechtsbasierter Gewalt und Schutz vor sexueller Ausbeutung.
Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung
Im Grenzgebiet zwischen Äthiopien, Somalia und Kenia unterstützt CARE die gerechte und nachhaltige gemeinsame Nutzung natürlicher Ressourcen, den Schutz von Weideflächen sowie die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und die wirtschaftliche Entwicklung der Bevölkerung. CARE installiert Regenwassersammelanlagen und errichtet und saniert neun Wasserstellen im gesamten Grenzgebiet. Ziel ist, dass weniger Menschen innerhalb der Grenzregion vertrieben werden oder sie aufgrund von Hunger und Armut verlassen müssen.
Wie eine Kleinspargruppe Fentas Leben veränderte
Fenta ist 26 Jahre alt und Mutter von drei Kindern. Mittlerweile ist sie bereits seit drei Jahren Mitglied in einer von CARE gegründeten Kleinspargruppe. Als Fenta, die sich zuvor vollständig der Hausarbeit widmete, zum ersten Mal zum Treffen der Kleinspargruppe ging, war ihr Ehemann skeptisch. Sie erklärte ihm, dass in der Gruppe gemeinsam gespart wird und sich auch Kredite untereinander gegeben werden. Sowohl Frauen als auch Männer können so finanziell unabhängiger werden und neue Perspektiven gewinnen. „Er versteht jetzt, wie wichtig es ist, Geld zu sparen und ist sehr dankbar, dass ich nun zu unserem Lebensunterhalt beitrage“, erzählt Fenta glücklich.
Mit ihrem ersten Kredit aus der Kleinspargruppe kaufte Fenta zwei Hühner. Schon bald konnte sie sich durch den Verkauf der Hühner eine Ziege leisten. Als sie schließlich neun Ziegen besaß, verkaufte sie diese für eine Kuh.
Inzwischen hat ihre Kuh schon ein Kalb bekommen. Sobald sie vier Kühe hat, will Fenta diese verkaufen und näher an die Stadt ziehen, um ein Restaurant zu eröffnen.
Die Menschen in Äthiopien leiden unter starken Preiserhöhungen und Dürren erschweren die landwirtschaftliche Arbeit. Fenta befürchtet, dass ihre Familie aufgrund der hohen Marktunsicherheit ihre Ernten und Einkommen verlieren könnte. Dank der Kleinspargruppe und den dadurch gewonnen Erträgen können die Gemeindemitglieder sich gegenseitig helfen und die Auswirkungen der Krise besser bewältigen. Fenta ist besonders dankbar für ihre gestärkten sozialen Beziehungen: „Zuvor wurden wir ignoriert. Jetzt werden wir gesehen.“
Veränderung sozialer Normen
Viele Gemeinden in Äthiopien sind sehr traditionell geprägt. Das hat oftmals negative Auswirkungen auf Frauen und Mädchen: Sie werden viel zu jung verheiratet, können sich mit ihrer Meinung nicht in den öffentlichen Diskurs einbringen und sind gesundheitlichen Gefahren wie der weiblichen Genitalverstümmelung ausgesetzt. CARE setzt sich in seiner Arbeit für Geschlechtergerechtigkeit ein. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit äthiopischen Gemeinden zusammen, um ungerechte Geschlechternormen zu hinterfragen und möglichst zu verändern. In Sozialen Analyse- und Aktionsgruppen (SAA) leiten Gemeindemitglieder diesen Veränderungsprozess selbst. In unserer Galerie berichten sie von ihren positiven Erfahrungen: