Am Horn von Afrika, zu dem die Länder Äthiopien, Kenia und Somalia zählen, herrscht eine starke Dürre. Die in dieser Region lebenden Familien brauchen dringend Nahrungsmittel und Wasser. „Das ist keine normale Trockenperiode. Es ist die schlimmste Dürre, die unsere Region seit 1974 erlebt“, erzählt ein 85-jähriger Mann den Mitarbeitern von CARE.
1. Was ist der Unterschied zwischen einer Hungerkrise und einer Hungersnot?
Auf einer fünfstufigen Skala steht die Hungersnot an letzter Stelle und stellt somit das „Worst Case“-Szenario dar. Nach Angaben der Vereinten Nationen spricht man von einer Hungersnot, wenn die Unterernährungsrate bei Kindern die Rate von 30 Prozent übersteigt, mehr als zwei von 10.000 Menschen täglich sterben und Menschen keinen Zugang zu den wichtigsten Nahrungsmitteln haben. Allerdings sollte niemand darauf warten, dass eine Hungersnot offiziell ausgerufen wird. Auch bei Level 3 (Krise) oder Level 4 (Notfall) leiden die Betroffenen an Hunger.
2. Weshalb ist das Horn von Afrika immer wieder von Hungerkrisen betroffen?
Dürreperioden sind eine saisonal bedingte Realität am Horn von Afrika. Auch wenn das Leben der dort ansässigen Bauern und Hirten an den Zyklus von Regenfällen und Trockenheit angepasst ist, dezimieren anhaltende Dürreperioden nachhaltig die Viehbestände. Speziell die durch den Klimawandel verstärkten Wetterphänomene – wie etwa El Niño und La Niña – hinterlassen ausgetrocknete Landstriche.
3. Wann wurde die letzte Hungerkrise am Horn von Afrika verzeichnet?
Im Juli 2011 wurden in Bakool und im Lower Shabelle, zwei Regionen im südlichen Somalia, Hungersnöte verzeichnet. 260.000 Menschen starben. Somalia, Äthiopien, Kenia und Dschibuti erfuhren die schrecklichsten Dürreperioden der letzten 60 Jahre. Das Überleben von mehr als zehn Millionen Menschen in dieser Region war von Hilfsmitteln abhängig.
4. Was muss getan werden, um Hunger- und Nahrungskrisen entgegenzuwirken?
Eins steht fest: Hungerkrisen zu verhindern ist möglich – ausreichende Finanzierung und der politische Wille sind dafür allerdings die Voraussetzung. Seit der Hungerskatastrophe in Somalia im Jahr 2011 wurden Frühwarnsysteme eingerichtet und Strukturen gestärkt, um die Menschen besser auf wiederkehrende Dürren vorzubereiten und sie widerstandsfähiger zu machen. Dennoch gibt es einen enormen Bedarf an Hilfsgeldern, um möglichst rasch auf Nahrungsmittelkrisen reagieren zu können, bevor eine große Masse der Bevölkerung hungert. Erst als im Jahr 2011 hungernde Kinder auf heimischen Bildschirmen zu sehen waren, setzte eine Flutwelle an Betroffenheit und damit verbundene Spendenbereitschaft ein. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch bereits für viele Menschen zu spät.
5. Wie sieht die derzeitige Situation aus?
Heute sind in Kenia, Äthiopien und Somalia über 15 Millionen Menschen von der anhaltenden Dürre betroffen. 680.000 schwangere Frauen und stillende Mütter brauchen Hilfe. In der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren eines Kindes wirken sich die Folgen von Mangelernährung auf die Gesundheit und Entwicklung besonders schwer aus. In besonders betroffenen Regionen Somalias erzählen uns Familien, dass sie die Hälfte ihres Einkommens für Wasser ausgeben müssen. Dabei stehen den meisten Haushalten lediglich drei Liter Wasser täglich für Trinken, Waschen und Kochen zur Verfügung. Viele Haushalte haben bereits über die Hälfte ihres Viehbestandes – Schafe, Ziegen und Kamele – verloren. Auch die Wasserpreise sind mancherorts um 400 Prozent gestiegen. Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor die instabile Lage in manchen Regionen Somalias, die es humanitären Helfern erschwert, in den betroffenen Gebieten Hilfe zu leisten.
6. Wer ist am meisten von der Dürre betroffen?
Wie bei den meisten Krisen, sind es speziell Frauen und Mädchen, die am stärksten betroffen sind. Viele Familien sind dazu gezwungen Mahlzeiten auszusetzen und in der Regel essen Frauen und Mädchen zuletzt. In Somalia sind Frauen und Mädchen mit der Versorgung kleinerer Viehbestände beauftragt. Da jedoch die meisten Wasserstellen ausgetrocknet sind, müssen sie sehr weite Wegstrecken auf der Suche nach Wasser zurücklegen, was auch ein höheres Sicherheitsrisiko bedeutet.
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