Projektbesuch in Burao

Es ist Herbst 2019 als ich zum zweiten Mal für CARE durch Somaliland reise. Ich bin auf dem Weg nach Burao, rund 200 Kilometer von der Hauptstadt Hargeisa entfernt. Neben mir im Auto sitzt meine Kollegin Amran Ahmed Shire. Sie ist eine von wenigen Frauen in Somaliland, die eine Führungsposition inne hält, sie leitet die humanitäre Hilfe von CARE. Amran verantwortet verschiedene Projekte aus den Bereichen Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene, Ernährungssicherheit, Bildung und Gesundheit. Unser Ziel ist ein von Privatspenden aus Deutschland finanziertes Ernährungsprojekt in der Region Sool. Das Projekt wurde auch dadurch ermöglicht, dass wir im letzten Jahr ein ähnliches Projekt in Armale besuchten, davon berichteten und Spenden einwerben konnten.

Zwei Frauen unterhalten sich im Auto auf dem Weg zu einem Projektbesuch.

Auf unserem Weg durch die trockene Landschaft sprechen Amran und ich viel über ihr Leben und ihre Arbeit. Amran arbeitet seit 2012 mit CARE zusammen. Sie brennt für ihren Job. Als junge somalische Frau hat Amran eine schwierige Aufgabe: Sie leitet eine komplexe humanitäre Operation. Ihre Arbeit umfasst Reisen an entlegene Orte und die Durchführung von Nothilfeprojekten. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, zwischen verschiedenen Interessengruppen zu vermitteln, darunter die Regierung, traditionelle Älteste, Begünstigte, UN-Organisationen und andere internationale Nichtregierungsorganisationen.

Rahma in einem blauen Gewand mit ihren Zwillingssöhnen Hassan und Hussein.

„Ich weiß, was Armut bedeutet“

Auch privat hat es Amran nicht immer leicht: Nach dem frühen Tod ihres Vater musste ihre arbeitslose Mutter sechs Kinder allein großziehen. Das Geld war immer knapp. Für das Schulgeld ihrer Kinder musste sich Amrans Mutter Unterstützung von Verwandten holen. Grundlegende Lernmaterialien wie etwa Notizbücher waren schwierig zu bekommen, Amran musste oft ohne Lese- und Schreibmaterial zur Schule gehen. Erst als sie Unterstützung von einer Hilfsorganisation erhielt, konnte Amran zum ersten Mal mit einem Notizbuch zur Schule gehen. Diese Unterstützung hat sie nachhaltig beeindruckt und die Weichen für ihr späteres Leben gestellt: Schon während ihres Studiums der Erziehungswissenschaften engagierte sich Amran in ihrer Heimatstadt und den angrenzenden ländlichen Gebieten ehrenamtlich in der Gemeindearbeit für Gesundheits- und Ernährungskampagnen. „Ich weiß, was Armut bedeutet. Menschen zu unterstützen, denen es nicht so gut geht, war schon immer mein Traum“, erzählt sie.

Dürren mit verheerenden Folgen für Frauen und Kinder

Einige Minuten später erreichen wir die Kolleg:innen, die gerade dabei sind, eine der monatlichen Routineversorgungen für Kinder unter fünf Jahren durchzuführen. Auch Schwangere und stillende Mütter werden darauf getestet, ob sie unterernährt sind. Der Raum ist voller Frauen und Kinder, die von der Dürre betroffen sind und aus den angrenzenden Camps für Binnenvertriebene kommen. Der Bedarf ist viel höher als das, worauf wir mit den begrenzten verfügbaren Mitteln reagieren können. Wir treffen Rahma Osman Mahmut, 45, Mutter von 12 Kindern und ihre beiden jüngsten Zwillinge Hassan und Hussein. Sie sind vier Jahre alt und aufgrund der Unterernährung deutlich unterentwickelt. Dank des Ernährungsprojekts konnten aber bereits gesundheitliche Verbesserungen bei den beiden Jungen festgestellt werden. Da die Mittel begrenzt sind und das Projekt nur für acht Monate ausgelegt ist, kann chronisch unterernährten Kindern jedoch nur bedingt geholfen werden.

Amran ist stolz darauf, für CARE zu arbeiten und damit bedürftige Bevölkerungsgruppen zu unterstützen. Als ehemalige Empfängerin von Hilfsleistungen weiß sie, dass solche Projekte einen enormen Einfluss haben können. Amran wünscht sich mehr Hilfe für Schulkinder und Menschen bieten zu können, die von wiederkehrenden Dürren und ihren verheerenden Folgen betroffen sind: „Die Bereitstellung von Schulmaterial, Sanitärausstattung und Ernährungshilfe für mehr Mädchen könnte das Leben in der Region noch stärker verbessern.“

Lesen Sie hier Teil 2: Ohne Latrinen keine Schule!

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