Die globale Hungerkrise spitzt sich zu. Während durch den Krieg in der Ukraine die Preise für Lebensmittel und Gas weltweit steigen, machen sich auch die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher bemerkbar – vor allem in Ländern des Globalen Südens wie etwa im ostafrikanischen Somalia.

Die Tiere sterben. Ziegenherden verhungern und verdursten. Am Straßenrand liegen immer wieder Kadaver. Seit zwei Jahren regnet es nicht genug in Somalia. Auch dieses Jahr ist die Regensaison von März bis Juni wieder ausgefallen. Die Felder vertrocknen, die Wassertanks in den Dörfern sind leer und die Viehhirten verlieren ihre einzige Einkommensquelle. Aktuell sind 7,7 Millionen Menschen in Somalia auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Hodo aus Somalia befüllt einen Wasserkanister.

Es gibt kein Wasser

In einem der vielen Dörfer in Somalia steht ein großer Wassertank, der von CARE wieder instand gesetzt wurde. „Vor zwei Jahren war der Tank zum letzten Mal mit Wasser gefüllt, dafür muss es drei Tage lang regnen. Bleibt der Regen aus, muss einmal in der Woche eine Wasserlieferung aus der nächsten Stadt kommen“, erzählt Hodo Mohamad Ali, 32, Mutter von acht Kindern. Mit einer Schubkarre fährt sie einen großen Wasserkanister über den trockenen Boden zum Wassertank. Der Wind wirbelt dabei den Sand auf. Eine Wasserlieferung versorgt etwa 2.000 Menschen für eine Woche, Tiere und Felder erhalten davon nichts.

Die Felder vertrocknen

„Ich bin Landwirtin. Mein Leben und das meiner Familie hängt von der Ernte ab. Letztes Jahr hatte ich keine Ernte. Ich erwarte auch nicht, dass mein Tomatenfeld dieses Jahr Erträge abwirft, es gibt einfach nicht genug Wasser“, berichtet Asha Mohammed, 35. Sie steht dabei auf ihrem vertrockneten Feld und reißt das Unkraut raus. Sie versucht zu retten, was noch zu retten ist. „Das Unkraut nimmt den Tomaten die wertvollen Nährstoffe weg.“ Die einzige Einnahmequelle der Menschen in diesen Dörfern sind ihre Felder und das Vieh.

Die Dürre setzt den Menschen zu. Gleichzeitig drohen in der Regenzeit aber auch Erosionen, die durch plötzlichen Starkregen ausgelöst werden können. Denn wenn es regnet, dann sehr viel.

Amina hält einen Stein in der Hand.

Außerhalb des Dorfes, inmitten von Sanddünen, haben die Bewohner:innen deshalb eine Barriere aus Draht und großen Steinen errichtet. Diese Barriere soll mögliche Sturzfluten und damit einhergehende Zerstörung verhindern. Wenn die Flut kommt und sich Wasser vor der Barriere ansammelt, dient sie neben dem Schutz der Bewohner:innen auch als Wasserstelle für die Viehherden. Für ihre Arbeit, etwa dem Errichten von Barrieren, werden die Dorfbewohner:innen von CARE entlohnt. Auch Frauen helfen mit. „Ich bin den Männern gleichgestellt und mache die gleiche Arbeit wie sie“, so Amina Saleban, 43, Mutter von zehn Kindern. „Oft haben wir nichts zu trinken. Sobald wir unser Gehalt bekommen, bestellen wir Wasser – unser wichtigstes Gut. Der Klimawandel ist schon lange Realität für uns“, erzählt Amina weiter. Früher besaß sie eine große Ziegenherde. Sie verkaufte Ziegenfleisch und Milch. Jetzt sind nur noch fünf Ziegen übrig.

Vertrieben aus der Heimat

Durch den Wassermangel, weniger Ernteerträge und fehlendes Einkommen mussten bereits über 800.000 Menschen innerhalb ihres Heimatlandes fliehen, die meistens von ihnen sind Frauen und Kinder. Viele Ehemänner und Söhne bleiben zurück, sie versuchen ihre Tierherden und Felder zu retten. In einem Camp für Vertriebene kommen pro Tag bis zu vier neue Familien an, die Wasser und weitere Unterstützung suchen.

Andere Familien versuchen außerhalb der Camps und Städte Wasser und Essen zu finden. „Alle meine 300 Ziegen sind verdurstet. Normalerweise lebe ich etwa 100 Kilometer entfernt von hier. Dort gibt es kein Wasser mehr, deswegen bin ich hierhergekommen“, erzählt Aisha Mohammed, die in einer Hütte außerhalb eines Dorfes lebt. Sie ist ungefähr 70 Jahre alt. „Ich weiß nicht mehr wie alt ich wirklich bin, die Dürre hat mir mental und physisch so sehr zugesetzt, dass ich mich nicht mehr erinnern kann“, so Aisha weiter. „Meistens bekommen wir gar nichts zu essen, an anderen Tagen essen wir eine Mahlzeit. Wir haben gar nichts, nur etwas Wasser.“

Frauen pumpen Wasser in Kanister.
Aisha aus Somalia sitzt vor ihrem Zelt.

Steigende Preise

Aufgrund der Dürre und des Wassermangels hungern viele Menschen. Sie haben ihre Einkommensquelle verloren, weil sie ihre Felder nicht mehr bestellen können. Viele Menschen müssen sich ihr Essen nun selbst kaufen, oft bestellen sie die Essensrationen aus der nächsten Stadt. Dazu kommen dann Transportkosten, die mit dem wenigen Geld, das sie zur Verfügung haben, kaum zu bezahlen sind. Viele Dorfbewohner:innen müssen sich ihre Lebensmittel auf Kredit kaufen. Die Liste ihrer Schulden wird immer länger und der Umlauf von Bargeld wurde deshalb gestört. Angebot und Nachfrage regulieren die Preise. Die Kosten für Lebensmittel sind stark gestiegen. „Für unser Geld erhalten wir jeden Monat etwas weniger Essen“, erklärt die 60-Jährige Ardo Dhunkel. Sie betreibt einen kleinen Laden, in dem sie Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs verkauft. „Früher kostete mich jeweils eine Monatsration Reis, Zucker und Weizen 90 Euro, jetzt bezahle ich 130 Euro.“ Neben dem Krieg in der Ukraine und der damit zusammenhängenden weltweiten Inflation treibt eben auch der Klimawandel die Preise in die Höhe.

Ardo aus Somalia blickt durch ihr Ladenfenster.

Der Kampf ums Essen

Kinder leiden unter der aktuellen Situation in Somalia am meisten, mehr als 1,4 Millionen von ihnen sind stark unterernährt. Jeden Tag kommen mehr Mütter mit ihren unterernährten Kindern in eines von 56 Gesundheitszentren von CARE und suchen nach Hilfe. Oft sind diese die einzige Anlaufstelle für Mütter und Schwangere. Die stark unterernährten Kinder sind meistens sehr geschwächt. Sie sind anfälliger für Krankheiten wie Tuberkulose oder Malaria, deren Verlauf oft schwerwiegend ist. Besonders im Kindesalter kann Unterernährung die körperliche und geistige Entwicklung mindern. Die Atemmuskulatur wird schwächer, das Herz schlägt weniger. Viele der unterernährten Kinder müssen sofort notfallversorgt werden.

Hodan und ihr Baby in der CARE-Gesundheitsklinik.

Abdirahman ist acht Monate alt, als er in einem der Gesundheitszentren von CARE ankommt, wiegt er 5,2 Kilogramm – für sein Alter und seine Größe mindestens drei Kilo zu wenig. Seine Eltern sind ehemalige Viehhirten. Sein Vater hat keine Arbeit. An Tagen, an denen er einen Gelegenheitsjob auf dem Bau findet, kann die Kleinfamilie essen. „Wir essen drei oder viermal die Woche“, berichtet Hodan Mohammed, 18, Mutter von Abidrahman. Im CARE-Gesundheitszentrum erhält Abdirahman eine spezielle Milch, die ihm bei der Gewichtszunahme helfen soll. Innerhalb von drei Tagen nimmt er so 200 Gramm zu.

Durch die starke Dürre fehlen nicht nur Wasser und Lebensmittel, die Menschen sorgen sich um ihr Überleben und ihre Perspektive.

So hilft CARE von der Dürre betroffenen Menschen in Somalia

Neben Bargeldhilfen und Kleinspargruppen hilft CARE durch die Instandhaltung und Konstruktion von Wassertanks. In Gesundheitszentren versorgt CARE unterernährte Kinder, Mütter und Schwangere. In Camps für Vertriebene unterstützt CARE Familien mit Bargeld, dem Aufbau von Schulen und Stipendien für Schulmaterial.

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