Emergency Communication Officer Sarah Easter steht vor Zelten in Somalia.

Ich muss mich sehr weit vorlehnen, um Wasser im großen Tank in einem kleinen Dorf in Somalia zu sehen. Etwa drei Meter tief auf dem Boden ist eine kleine Pfütze zu finden. Auf der Wasseroberfläche schwimmt ein gelber Kanister an einem Seil, mit dem das Wasser geschöpft wird. Früher sammelte sich hier das Regenwasser, jetzt müssen einmal im Monat Lastwägen mit Wasserlieferungen aus der nächsten Stadt kommen, erzählen mir die Dorfbewohner:innen. Ich frage nochmal ganz genau nach: Wie viel Liter Wasser bekommen sie pro Lieferung? Wie viel Wasser ist in einem Fass? Wie viele Menschen wohnen in diesem Dorf? Im Auto auf dem Weg zurück ins Hotel hole ich mein Handy raus und öffne den Taschenrechner. Ich rechne nochmal nach, weil die Zahl, die mir entgegenstrahlt, einfach nicht richtig sein kann. Die Dorfbewohner:innen erhalten pro Kopf 13 Liter Wasser für einen ganzen Monat.Im Vergleich: In Deutschland konsumiert ein Mensch durchschnittlich 122 Liter Wasser pro Tag. Abends im Hotel überlege ich ganz genau, ob ich die Dusche wirklich brauche. Auf dem Bett sitzend recherchiere ich, dass eine Toilettenspülung etwa neun Liter Wasser verbraucht.

Emergency Communication Officer Sarah Easter steht auf vertrocknetem Boden in Somalia.

Am nächsten Tag fahren wir zu einem Gesundheitszentrum von CARE. Ich schaue aus dem Autofenster und sehe sofort, wie trocken das Land ist. Vereinzelt säumen vertrocknete Sträucher das sandige Land. Tote Ziegen liegen am Straßenrand. Ab und zu ist die betonierte Straße unterbrochen, wir fahren durch tiefe Löcher und wirbeln Staubwolken auf. Ich frage das CARE-Team, warum die Straße nicht weiter gebaut wurde. Die Löcher sind da, wo ansonsten Wasser fließen würde. In der Regenzeit kommt es häufig zu Überschwemmungen. Die Straße unterbricht den Fluss des Wassers, es kann nicht dorthin fließen, wo es gebraucht wird, bei Menschen und Tieren. Jedes Mal, wenn wir wieder durch so ein Loch in der Straße fahren, wird mir bewusst, wie dramatisch die Lage ist. Das einzige Wasser, das ich hier sehe, ist das Wasser in meiner eigenen Flasche.

Im CARE-Gesundheitszentrum angekommen, werde ich durch die Räumlichkeiten geführt. In engen Zimmern stehen Mütter mit ihren Kindern Schlange, um sie zu wiegen und zu messen. Die meisten der Kinder sind unterernährt. Viele davon so stark, sodass sie notfallversorgt werden müssen. Es erschreckt mich, wie viele Mütter allein in diesem kleinen Dorf hier Hilfe suchen müssen. Ich treffe zwei Mütter mit ihren Neugeborenen. Ein Baby hängt am Tropf, das andere hat hohes Fieber und wacht nur ab und zu auf, um eine spezielle Milch zur Stärkung zu trinken. Während ich den CARE-Helfer:innen zuhöre, wie sie jeden Tag um das Überleben der Kinder kämpfen, habe ich einen dicken Kloß im Hals. Es fällt mir schwer, meine Kamera zu heben, um diesen Moment festzuhalten. Die Mütter halten ihre Babys schützend im Arm und schauen mich mit leerem Blick an.

Hodan steht mit ihrem Baby vor der CARE-Gesundheitsklinik.

Ich bedanke und verabschiede mich recht schnell – dies ist ein privater Moment für die Mütter und CARE-Helfer:innen. Es ist wichtig für mich, der Öffentlichkeit zu zeigen, mit welchen fatalen Folgen von Wetterextremen und Inflation Menschen in Somalia kämpfen, aber ich muss auch zugeben, dass ich schon nach zehn Minuten nicht mehr in der Lage bin, weitere Fragen zu stellen und Fotos zu machen. Es geht hier um das reine Überleben der Babys. Anstatt dreimal am Tag, essen die Mütter hier dreimal in der Woche. Sie wissen nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen sollen. Und ich weiß nicht, was ich in einem solchen Moment sagen kann. Ich finde in dieser Situation keine passenden Worte. Aber ich kann ihre Geschichten, ihre Stimmen mitnehmen und an uns alle appellieren, diese Mütter und Babys nicht im Stich zu lassen. Unsere Unterstützung wird hier dringend benötigt, denn sonst werden diese Mütter und Babys nicht überleben.

Für die meisten von uns in Deutschland sind Wasser und Essen selbstverständlich. Wir denken nicht darüber nach, woher die nächste Mahlzeit kommen soll, sondern was wir kochen sollen. Wir verbrauchen 122 Liter Wasser am Tag. 15 Liter kommen aus dem Wasserhahn, wenn man ihn für eine Minute laufen lässt. Das ist mehr als das Dorf, das ich besucht habe, pro Kopf für einen Monat zur Verfügung hat.

So hilft CARE von der Dürre betroffenen Menschen in Somalia

Neben Bargeldhilfen und Kleinspargruppen hilft CARE durch die Instandhaltung und Konstruktion von Wassertanks. In Gesundheitszentren versorgt CARE unterernährte Kinder, Mütter und Schwangere. In Camps für Vertriebene unterstützt CARE Familien mit Bargeld, dem Aufbau von Schulen und Stipendien für Schulmaterial.

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