In Ostafrika herrscht weiterhin eine der schlimmsten Dürren der letzten Jahrzehnte. Mehr als 6,7 Millionen Menschen in Somalia sind von Hunger und schlechten hygienischen Zuständen betroffen. Viele Somalier:innen hoffen auf mehr Regen, aber haben auch Angst davor. CARE-Generalsekretär Karl-Otto Zentel war kürzlich vor Ort und berichtet von seinen Erlebnissen:

Eine Frau hält ihr Kind auf dem Arm, im Hintergrund stehen drei weitere Kinder vor dem Eingang ihres Zeltes im Flüchtlingscamp Burao in Somalia

Auf dem Weg von Hargeisa, der Hauptstadt von Somaliland, nach Burao: Links und rechts neben der Straße sehe ich selbstgebaute Unterkünfte aus Ästen und bunten Stoffresten, mit denen sich Familien vor Wind schützen. Die meisten von ihnen sind Nomad:innen. Schon vor einigen Monaten haben sie ihre Herden und damit ihre Einkommensgrundlage verloren. Ihre notdürftigen „Zelte“ stehen in der Nähe von Moscheen oder Schulen – dort, wo es noch Wasser gibt.

Obwohl es vereinzelt geregnet hat, wird es noch lange dauern, bis Pflanzen sich erholen und Sträucher wieder Schatten spenden. Nur an den Termiten scheint die Dürre spurlos vorbeigegangen zu sein, ihre Bauten gleichen großen Skulpturen, die aus dem vertrockneten Boden ragen.

Lang ersehnt und dennoch gefürchtet: Der Regen in Somalia

Nach fünf Autostunden komme ich gemeinsam mit dem lokalen CARE-Team in Burao, der größten Stadt der Region Togdheer an. Wir besuchen ein Krankenhaus, das 1940 gebaut wurde. Als es im Juli dieses Jahres rund 50.000 Cholera-Fälle in Somalia gab, standen hier Großraumzelte auf dem Gelände, nur so konnte die Versorgung von Patient:innen sichergestellt werden. Heute reichen kleinere aus, da die Cholera-Erkrankungen zurückgegangen sind. Die Lage hat sich entspannt, aber viele Menschen haben Angst davor, dass der dringend erwartete Regen eine neue Erkrankungswelle auslöst.

Eine Mutter am Krankbett ihres Kindes auf der Kinderstation des Krankenhauses in Burao.

Auf der Kinderstation stockt mir der Atem, als ich stark unternäherte Babys und Kleinkinder in den Betten liegen sehe. Mit Aufbaunahrung versuchen Hilfsorganisationen wie CARE sie am Leben zu halten. Ich denke an meine eigenen Kinder, insbesondere an meine Tochter als sie klein war – ein Kontrast, der kaum auszuhalten ist. Ich bin mir sicher, dass mich diese Bilder auch nach vielen Jahren Erfahrung in der humanitären Hilfe noch lange begleiten werden.

CARE-Deutschland-Vorstandsmitglied Karl-Otto Zentel im Gespräch mit Mitarbeitenden im Flüchtlingscamp Burao in Somalia.

Welche Perspektive bleibt den Kindern?

Dann treffe ich Dr. Yusufi, den Leiter der Klinik – ein ruhiger und realistisch denkender Gesprächspartner. Er hat lange in Amerika gelebt und erklärt mir in hervorragendem Englisch: „Die Gehälter der Ärzte und Krankenpfleger sind seit rund zwei Monaten nicht mehr bezahlt worden. Ein Großteil des staatlichen Haushaltes fließt in die Finanzierung des Militärs und der Polizei, damit wir in Frieden und Sicherheit leben können, andere Bereiche wie das Gesundheitswesen werden weniger prioritär behandelt.“

Als ich ihn auf die Kinder anspreche, fügt er hinzu: „Alle Kinder, die Sie hier sehen, werden durch Aufbaunahrung wieder aufgepäppelt. Sind sie stabil, schicken wir sie nach Hause. Aber in spätestens zwei Monaten sind sie bestimmt wieder hier. Ihre Familien haben kein Geld, um sie zu ernähren.“ Das ist also die Perspektive für diese Kinder, wenn es nicht gelingt die Krise zu überwinden und in Entwicklung zu investieren. Das müssen wir unbedingt verhindern.

Lesen Sie hier den zweiten Teil des Blogs aus Somalia.

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