Vertrocknetes Feld in Somalia aufgrund der Dürre.

Drei Stunden lang muss man querfeldein durch die Wüste über unbeständige Trampelpfade mit einzelnen Sträuchern und größeren Steinen als Wegweiser fahren, um ein Dorf, in dem CARE arbeitet, fernab der Hauptstraße zu erreichen. Diesen Weg müssen während der aktuell herrschenden Dürre auch die dringend benötigten Wasserfahrzeuge und Transporter mit Lebensmitteln nehmen. Die Dorfbewohner:innen sind ehemalige Pastoralist:innen, die meisten von ihnen haben ihre Viehherden aufgrund der Dürre verloren. Manche der Bewohner:innen haben noch einen Restbestand, aber die Tiere sind so schwach, dass sie es nicht mehr schaffen, zum Wasser zu laufen.

Ardo steht auf einer Straße in ihrem Dorf.

„Wir müssen das Wasser zu den Tieren bringen, damit sie trinken können“, erzählt Ardo Dhunkel, 60, Vorsitzende einer von CARE etablierten Kleinspargruppe.

Seit zwei Jahren regnet es nicht genug in Somalia und dieses Dorf ist besonders stark betroffen. Die Straßen sind staubtrocken, es gibt kaum Pflanzen oder Bäume, die hier noch wachsen und Schatten spenden. Der Wind bläst den Sand in die Augen und mit jedem Atemzug liegt der Staub tiefer in den Lungen. Aufgrund der Entfernung und Schwierigkeit das Dorf zu erreichen, sind die Wasserlieferungen 4-mal so teuer, wie in anderen Dörfern, die an den Hauptstraßen liegen. Eine Wasserlieferung, das sind 40 Wasserfässer und in ein Fass passen rund 200 Liter Wasser rein. Ungefähr 200 Euro bezahlt das Dorf mit rund 600 Bewohner:innen für eine solche Lieferung. Umgerechnet sind das etwa 13 Liter Wasser pro Kopf, die für einen ganzen Monat ausreichen müssen.

Da das Dorf von anderen Dörfern und Städten weit entfernt liegt, gibt es kaum Einnahmenquellen. „Das Einzige, was wir tun konnten, war unser Vieh zu verkaufen, als der Marktpreis noch gut war. Jetzt gibt es keinen Verkauf mehr. Meine Familie besitzt noch etwa 100 Schafe und Ziegen. Vor der Dürre waren es mehr als 500. Die meisten sind verstorben, weil wir ihnen weder Wasser noch Futter geben konnten“, so Ardo. Ihre Kinder kümmern sich um das Vieh und ziehen mit den Tieren umher, um Wasser und Futter zu finden. Viele der Tiere sind aber sehr geschwächt oder krank.

Ardo in ihrem Laden in Somalia

Im Dorf betreibt Ardo einen kleinen Laden, dort verkauft sie Lebensmittel, Waschmittel, Schuhe und andere Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs. „Es ist hart. Ich habe zu wenig Kund:innen. Zurzeit kaufen die meisten Leute auf Kredit, da sie wegen der aktuellen Dürre kein Einkommen mehr haben“, berichtet Ardo. Ihre Ware bekommt sie aus der nächstgrößeren Stadt, geliefert, die drei Autostunden durch die Wüste entfernt liegt. Die Kosten für den Transport und für die Lebensmittel steigen. Der Preis für Reis, Zucker und Weizen für einen Monat ist von 90 Euro auf 130 Euro gestiegen. „Die Inflation und der steigende Marktpreis machen es sehr schwer. Auch der Ukrainekrieg beeinflusst unsere Preise“, so Ardo weiter. „Jeden Monat bekommen wir weniger zu essen. Es wird nur besser werden, wenn es endlich regnet.“ Wenn es so weiter geht, wird Ardo ihren Laden schließen müssen, da ihre Kund:innen nicht bezahlen können. Eigentlich ist es ihr Traum, ihren Laden zu vergrößern und jemanden einzustellen, der ihr hilft.

Nach dem Frühstück – eine Weizenmehlpaste – mit ihren Enkelkindern um 7 Uhr morgens, geht sie zu ihrem Laden, der direkt vor ihrem Haus liegt. Sie öffnet die Türen und fängt an ihre Ware zu sortieren. Der Staub und Sand der trockenen Straße liegt auch hier auf den Verpackungen. Mit einem Staubwedel aus trockenem Gras entfernt sie das Gröbste und wartet auf die ersten Kund:innen. An guten Tagen kommen 15 Dorfbewohner:innen – meistens vor den Hauptmahlzeiten. Gegen 12:30 Uhr schließt sie den Laden für das Mittagessen – Reis mit etwas Fleisch. Nach dem Essen steht sie wieder in ihrem Laden bis 21 Uhr. In einem großen blauen Buch schreibt sie alle Kredite nieder. Manche Personen haben eine ganze Seite für sich, wo bis zu 30 Artikel aufgelistet sind, die sie gekauft haben. „Niemand hat das Geld, um überhaupt Reis kaufen zu können“, so die Großmutter.

Ardo aus Somalia kocht Mittagessen.
Ardo sitzt in ihrem Laden und liest in ihrem Kreditbuch.

Mit Bargeldhilfen unterstützt CARE Ardo und weitere Dorfbewohner:innen. Durch die Einrichtung von Kleinspargruppen sind die Dorfbewohner:innen auch in der Lage Kredite für ihre Unternehmen zu bekommen. „Aber die Dürre beeinflusst auch die Kleinspargruppe. Wir können unsere Treffen nicht mehr so regelmäßig wie früher abhalten, da wir sehr weit mit unseren Tierherden laufen müssen, um Wasser zu finden. Auch haben die meisten Bewohner nicht das Geld zum Sparen“, so die Vorsitzende.

Die Menschen in Somalia brauchen dringend Unterstützung. „Wir sind in großer Not. Wir brauchen mehr Hilfe, damit wir überleben können“, so Ardo abschließend.

So hilft CARE von der Dürre betroffenen Menschen in Somalia

Neben Bargeldhilfen und Kleinspargruppen hilft CARE dem Dorf auch durch die Instandhaltung und Konstruktion von Wassertanks. CARE hat auch einen Brunnen gebaut. Das Grundwasser schmeckt aber sehr sauer und wird meist für das Vieh verwendet. Aber wenn die Not groß ist – wie momentan, wird dieses Wasser auch als Trinkwasser genutzt.

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