Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie einfach es ist, zu Hause den Wasserhahn zu aufzudrehen und sauberes Wasser zu bekommen? Solche Selbstverständlichkeiten sind für Menschen in Syrien, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, tägliche Herausforderungen.

Neben der Schwierigkeit, an sauberes Wasser zu gelangen, beschert die COVID-19-Pandemie den Menschen in Flüchtlingscamps im Nordwesten Syriens zusätzliche Schwierigkeiten. Nach Jahren spärlicher Regenfälle machen sich die Vertriebenen große Sorgen über die Zukunft der Wasserressourcen in ihrem Land. Ihnen ist schmerzlich bewusst, dass der Wasserstand des Euphrat, des größten Flusses Syriens, von dem die Landwirtschaft hauptsächlich abhängt, in noch nie dagewesenem Maße gesunken ist. Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen das vom Krieg gezeichnete Land zusätzlich.

Bayan*, 47, ist eine von mehr als 1,7 Millionen Vertriebenen, die im Nordwesten Syriens leben. Der Krieg und die ständigen Bombardierungen zwangen sie, zusammen mit ihrem kranken Mann und ihren drei Kindern mehrmals zur Flucht. Während die Familie von einem Ort zum anderen floh, wurde Bayans ältester Sohn durch die Bombardierungen getötet.

"Wir und viele andere Familien mussten im Freien und in der Kälte schlafen, weil es nicht genügend Häuser für eine so große Zahl vertriebener Familien gab", erzählt Bayan. Sie und ihre verbliebenen Familienmitglieder fanden Schutz in einem Camp nahe der türkischen Grenze.

 

Lange Zeit mussten sie sich an die harten Bedingungen des Lebens in Zelten gewöhnen, ob im Sommer oder im Winter. Das größte Problem für Bayan war die tägliche Beschaffung von Wasser. Um zum gemeinschaftlichen Wassertank zu gelangen, musste sie weite Strecken zurücklegen. Aus Angst, unterwegs bedrängt zu werden, versuchte sie, trotz des schweren Wassereimers, nie anzuhalten. "Jeden Tag musste ich Wasser aus dem gemeinsamen Tank zum Zelt bringen. Die Toiletten waren weit entfernt, und ich musste meine Tochter zu den Toiletten begleiten, weil ich Angst hatte, dass sie belästigt wird". Unter diesen Bedingungen konnte Bayan ihre Kinder nur einmal alle zehn Tage baden. Infolgedessen steckten sie sich mit Läusen, Krätze und Hautkrankheiten an. Abwasserleitungen, die in der Nähe ihres Zeltes auf dem Boden verliefen, verschlechterten ihren Gesundheitszustand zusätzlich. Ohne ausreichendes Wasser und der damit mangelnden Hygiene waren Bayan und ihre Kinder dem Coronavirus schutzlos ausgeliefert.

Seit kurzem beginnt sich die Lage zu bessern. Bayan zog mit ihrer Familie aus ihrem Zelt in eine befestigte Unterkunft innerhalb des Camps. In der Zwischenzeit startete CARE gemeinsam mit den Vereinten Nationen ein Projekt zur Installation eines stabilen Wasser- und Abwassernetzes im Lager. Das Netz wurde kürzlich an Bayans Unterkunft angeschlossen. Jetzt muss sie nicht mehr jeden Tag Wasser schleppen und ihre Familie kann die Toilette in der Unterkunft benutzen.

"Ich habe fließendes Wasser in unserer Unterkunft und ein eigenes Bad. Im Lager wurde ein Wassernetz installiert. Das bedeutet, dass der Tank ohne großen Aufwand gefüllt wird, und ich jederzeit meine Wohnung putzen, mich waschen und meine Kinder duschen kann." sagt Bayan. Trotz aller Schwierigkeiten blickt sie wieder positiver in die Zukunft. Sie glaubt daran, dass sich ihre Lage weiter verbessern wird.

 

Insbesondere nach der Dürre, die die Region in den letzten Jahren erlebt hat, und dem Rückgang des Wasserstands in den Flüssen, ist sie allerdings besorgt, dass die Wasserversorgung in der kommenden Zeit wieder abbrechen könnte. Bayan möchte, dass die nächsten Generationen aus ihrer Situation lernen: "Wasser sollte nicht unbewusst genutzt werden. Die Ressourcen, die wir haben, sollten für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Wir müssen das Bewusstsein in den Schulen schärfen, und die Eltern sollten ihre Kinder über den vernünftigen Umgang mit Wasser aufklären."

50 %
... aller Syrer:innen haben keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser.

CARE sichert Menschen weltweit den Zugang zu sauberem Trinkwasser. In Syrien unterstützt CARE Geflüchtete durch die Einrichtung von Abwasser- und Abfallentsorgungssystemen in den Vertriebenencamps und die Verteilung von Hygiene-CARE-Paketen mit Seife, Desinfektionsmitteln, Kanistern, Handtüchern und Produkten zur Menstruationshygiene. Außerdem werden Informationsschulungen durchgeführt, in denen die Teilnehmenden lernen, wie sie durch Hygienemaßnahmen gefährlichen Krankheiten wie COVID-19 oder Cholera vorbeugen können.

Erfahren Sie mehr über unsere Wasserprojekte und unterstützen Sie Menschen wie Bayan mit einer Spende.

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