Die vier Mädchen schlafen eng aneinander gekuschelt auf dem Bett unter dem weißen Moskitonetz, als sie plötzlich von einem lauten Krachen geweckt werden. Die Rückwand ihrer Lehmhütte stürzt langsam auf sie zu. Wasser bricht durch ein großes Loch in der Wand. Die Mädchen beginnen zu schreien, als das Wasser sie trifft.

Ihre Mutter, Saruro, eilt herbei, schnappt sich ihre Kinder und sie rennen los. In der Hütte eines Nachbarn finden sie Schutz. In wenigen Sekunden ist ihre Hütte überflutet, die Weizensäcke neben dem Bett zerstört. Das war ihre Nahrung für den nächsten Monat. Am Morgen danach überprüft die Familie den Zustand ihres Hauses. Das Wasser hat im Inneren alles zerstört und die Hütte ist instabil. In der nächsten Nacht schlafen sie auf dem Boden in einer Hütte, die aus Stöcken statt aus Lehm gebaut ist. Dort sind sie den Überschwemmungen stärker ausgesetzt, aber das Dach ist stabiler.
„Ich fühle mich hier nicht sicher. Ich weiß nicht, ob nicht morgen das Dach über den Köpfen meiner Kinder zusammenbricht“, sagt Saruro Absuhhatti Dahir (36), Mutter von neun Kindern. Vor ein paar Tagen stürzte auch die Hütte, in der Saruro normalerweise mit ihrem Mann schläft, fast ein. Sie neigt sich gefährlich nach links und wird jeden Moment komplett umfallen.

Saruros Hütte wurde von den Wassermassen zerstört und nun provisorisch repariert.
Saruros Hütte wurde von Wassermassen zerstört. Mittlerweile wurde sie provisorisch geflickt.

Geflüchtetencamp als Heimat

Saruro kam 1992, als sie drei Jahre alt war, in das kenianische Flüchtlingscamp Dadaab. „Meine Familie floh aus Somalia, als der Krieg ausbrach und es viele Tote gab. Ich kann mich nicht an Somalia erinnern. Dadaab fühlt sich wie mein Zuhause an, weil ich seit über 30 Jahren hier lebe“, erzählt Saruro. Sie ging hier zur Schule, lernte ihren Mann kennen, heiratete und brachte neun Kinder zur Welt. Das älteste ist 18 Jahre und das jüngste erst 10 Tage alt. „Ich habe gerade im Krankenhaus für uns Geflüchtete entbunden. Ich gehe dorthin, weil mein Baby dann automatisch registriert wird. Wenn ich es hier zu Hause zur Welt gebracht hätte, würde es keine humanitäre Hilfe erhalten“, erklärt die Mutter.

Saruro blickt in die Kamera.
Saruro lebt bereits seit 1992 im Geflüchtetencamp in Dadaab. Für sie ist es wie eine Heimat. Eigentlich kommt Saruro aus Somalia.

Es fehlt an allem

„Uns fehlt es an wesentlichen Dienstleistungen. Wir können unsere Grundbedürfnisse nicht decken. Wir haben nichts mehr zum Schlafen, weil das Bett in den Fluten zerstört wurde. Ich benutze eine dünne Matte und ein Moskitonetz, um auf dem Boden zu schlafen“, sagt Saruro und zeigt auf die Matte, auf der sie sitzt.

In der Hütte ist es heißer als draußen in der Sonne. Die Luft ist schwer und erdrückend. Die Stöcke, die ihre Hütte zusammenhalten, sind locker zusammengebunden, so dass ein wenig Luft durch die Löcher kommt. Zwei ihrer kleineren Kinder schauen durch die Löcher ins Innere. Auch wenn heftige Regenfälle und Überschwemmungen der Familie zu schaffen machen, ist das Trinkwasser knapp, denn der nächste Wasserhahn ist weit entfernt. „Es gibt nicht genug Trinkwasser für meine Familie. Wir essen nicht drei Mahlzeiten am Tag. Wir haben kaum genug für eine Mahlzeit am Tag“, so Saruro weiter.

Die derzeitigen heftigen Regenfälle haben auch die Latrinen überflutet. Die Latrine, die am nächsten liegt, ist eingestürzt. „Außerdem hatten wir zwischen Januar und März keine Seife. CARE ist eingesprungen und hat uns Seife und Kanister gegeben, damit wir Trinkwasser transportieren und uns waschen können.“ Saruros Familie hat nur ein geringes Einkommen. Ihr Mann kümmert sich um die Ziegen eines Bauern in der Gegend. CARE unterstützt Familien seit Beginn des Camps und hat in den vergangenen drei Jahrzehnten viele Herausforderungen bewältigt. Schwindende finanzielle Mittel und extreme Wetterbedingungen wie Überschwemmungen und Dürre geben derzeit Anlass zu großer Sorge.

Saruro steht mit ihrer Familie im Camp in Dadaab und schaut in die Kamera.
Zahlreiche Hütten und Zelte stehen im Geflüchtetencamp in Dadaab.

Auf die Frage, was sie sich wünscht, schaut sie auf ihre 10 Tage alte Tochter, bevor sie antwortet. „Ich wünsche mir, dass meine Familie und ich eine gute Unterkunft haben, eine funktionierende Latrine und mehr Seife.“ Erwartungen an eine andere Zukunft hat sie nicht. „Wir haben die Hoffnung verloren. Wir sind schon zu lange hier“, fährt sie fort, richtet ihre Sitzposition auf ihrer Schlafmatte neu aus und beginnt, ihre Tochter unter ihrem Tuch zu stillen. Wenn sie sich irgendetwas auf der Welt wünschen könnte, sagt Saruro abschließend: „Mein größter Wunsch ist, nur einmal die moderne Welt zu sehen.“

Um Saruro und andere Familien zu unterstützen, ruft CARE internationale Geber dazu auf, die Mittel aufzubringen, um die Geflüchteten in Dadaab zu unterstützen.

Bitte unterstützen Sie die CARE-Hilfe in Kenia mit ihrer Spende.

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