Wasser bedeutet Gesundheit, Sicherheit, Lebensqualität und bessere Bildungschancen. In vielen Teilen der Welt ist Wasserversorgung jedoch allein Frauensache.  Unter großen körperlichen Anstrengungen müssen sie weite Strecken bis zur nächsten Wasserstelle zurücklegen. Dadurch kommt oft nicht nur ihre Bildung zu kurz, sondern sie begeben sich auch immer wieder in Gefahr, die auf ihren Wegen lauert.

CARE & die VHS Köln luden zum Themenabend


„Unser Herz ist wie Wasser. Wenn wir mit anderen zusammenkommen, so sind wir lebendig und wirksam. Wenn wir alleine sind und einsam, dann ist unser Herz tot und traurig. Schätzen wir unser Miteinander.“

Mit diesem Auszug eines Gedichts der persischen Dichterin Ferogh Farokhzad erzählte Nadia Nashir, die Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins e.V., von den Geheimnissen der afghanischen Brunnen und führte weiter aus: „Wasser ist Leben. Kabul kann ohne Gold leben, aber nicht ohne Wasser.“
Was der Bau eines einzigen Brunnes für die Frauen in Afghanistan bedeutet, ist jedoch viel mehr als nur die reine Wasserversorgung. Aufgrund des verkürzten Wegs zur nächsten Trinkwasserstelle, bedeutet ein Brunnen mehr Freizeit für Frauen und Mädchen und somit eine Chance auf Bildung. Zudem senkt eine neue saubere Trinkwasserstelle die Wahrscheinlichkeit auf sexualisierte Gewalt und Übergriffe, denn leider werden Frauen und Mädchen oft auf den langen Wegen zu Wasserstellen zu Opfern unterschiedlichster Gewalt.

Als Moderator Stephan Beuting nach dem Momente fragte, an dem das Wasser aus einem neuen Brunnen zum ersten Mal fließt, antwortete Nadia Nashir mit einem Lächeln im Gesicht. „Der erste Moment, wenn das Wasser fließt, ist einer der schönsten Augenblicke für die Menschen. Ein beglückendes Ereignis mit viel Essen und Blumen.“
 

Wasserversorgung in einem der größten Flüchtlingscamps der Welt


Im zweiten Teil der Veranstaltung führte Ninja Taprogge, Referentin für Medien und Kommunikation, die für CARE einige Monate in Kenia arbeitete, die rund 40 Veranstaltungsgäste viele tausend Kilometer weiter in das noch vor kurzem größte Flüchtlingscamp der Welt, Dadaab.
Das Camp ist ungefähr 100 km von der somalischen Grenze entfernt, zählt heute circa 240 000 Flüchtlinge und gleicht damit einer mittelgroßen deutschen Stadt. In diesem Flüchtlingscamp ist der Zugang zu Wasser dank eines gut ausgebauten Wassernetzes zwar gesichert, doch dieses System muss organisiert werden. So schilderte Ninja Taprogge eindrucksvoll wie aus hilfebedürftigen Frauen selbst Helferinnen wurden.

Zu diesen Helferinnen gehört auch Hado Abdi Gedi, die in einer Männerdomäne zu Hause ist. Als Wasserbeauftragte wurde sie von CARE ausgebildet und ist nun dafür verantwortlich, dass mehr als die Hälfte aller Haushalte Dadaabs mit 6 Millionen Liter Wasser pro Tag versorgt werden. Dieses System läuft vor allem wegen Hado, die immer pünktlich zwei Mal am Tag Wasser in die Gemeinden pumpt. Damit trägt sie eine große Verantwortung, die jedoch nicht immer respektiert wurde, erklärte Ninja Taprogge. Anfangs musste Hado wegen ihres Berufs viel Ärger und viele Beschimpfungen einstecken. Als Frau somalischer Herkunft ist es nicht üblich, eine Arbeit zu haben und schon gar keine „Männerarbeit“. Doch ohne Helferinnen wie Hado wäre es nicht möglich die Hilfe, die CARE leistet, nachhaltig umzusetzen.

Hado ist ein Beispiel für eine Frau, die ihr Leben selbst in die Hand genommen hat und ihr eigenes Einkommen und so das Überleben ihrer Familien sichert. Durch die Arbeit von CARE wird die Rolle der Frau gestärkt, Frauen erlangen politisches Mitspracherecht in ihren Gemeinden und werden zu Vorreiterinnen, indem sie andere ermutigen, ähnliches zu erreichen. Das Wissen, das Hado von CARE vermittelt bekommen hat, kann sie außerdem mit in ihre Heimat Somalia nehmen. Dies ist besonders wichtig, denn Dadaab, das ehemals größte Flüchtlingscamp der Welt, soll geschlossen werden, so Taprogge.