Zwei Frauen begutachten eine Pflanze.

Ägypten ist das Gastland der diesjährigen Weltklimakonferenz (COP27), die vom 6. - 18. November in Sharm El-Sheikh am Roten Meer stattfindet. Es ist die erste Weltklimakonferenz auf dem afrikanischen Kontinent. Gerade hier sind die Folgen des menschengemachten Klimawandels bereits heute deutlich zu spüren. Insbesondere Kleinbäuer:innen machen die veränderten klimatischen Bedingungen zu schaffen.

CARE-Mitarbeiterin Jennifer Bräutigam besuchte kürzlich das Gouvernement Asyut in Zentralägypten, um sich ein Bild der Lage zu machen. Im Interview erklärt sie, wie die Menschen vor Ort den Klimawandel erleben und wie CARE ihnen dabei hilft, ihre Landwirtschaft klimaresistenter zu machen, und dabei gleichzeitig Frauen und Mädchen stärkt.
 

Welche konkreten Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Gemeinden, die du in Ägypten besucht hast?

Jennifer Bräutigam: „Ägyptens Klima ist seit jeher durch extreme Trockenheit geprägt. Das ganze Land ist eine Wüste – mit Ausnahme des äußerst fruchtbaren Niltals. Auch durch das Gouvernement Asyut fließt der Nil. Es handelt sich also um eine relativ grüne Region mit viel Landwirtschaft. Doch der Klimawandel bringt längere und extremere Trockenperioden mit sich. Kommt es dann mal zu Regenfällen, gehen diese als Starkregen nieder, der zu Überschwemmungen führen und so zur Gefahr für ganze Ernten, aber auch Menschenleben werden kann. Gleichzeitig wird das Wetter immer unberechenbarer, so dass sich die Bäuer:innen nicht mehr ausschließlich nach ihrem traditionellen landwirtschaftlichen Jahreszyklus richten können. Längere Hitzeperioden, daraus resultierende Wasserknappheit oder auch das Absinken der Temperaturen in der Nacht können Aussaaten zunichtemachen.“

Eine Palme vor einem Feld mit Saatgut.

Was fehlt den Gemeinden, um sich an die klimatischen Veränderungen anpassen zu können?

„Grundsätzlich beruht die Landwirtschaft in Asyut auf traditionellen Methoden, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese liefern unter Bedingungen des Klimawandels allerdings immer weniger Erträge. Oft wissen die Bäuer:innen nicht, wie sie mit den klimatischen Veränderungen umgehen sollen. Es mangelt an klimaresistentem Saatgut und grundsätzlich an Düngemitteln. Zudem gibt es keine präzisen Wetterprognosen für die Region, sodass die Landwirt:innen schlecht vorausplanen können. Damit werden ihre Ernten und somit ihr wirtschaftliches Einkommen gefährdet. Hinzukommt ein grundlegendes Problem: Auf dem Land herrschen weiterhin patriarchale Strukturen vor. Frauen und Mädchen sind ökonomisch abhängig und können oft keinen direkten Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten, weil man sie nicht teilhaben lässt. Darunter leidet letztlich die ganze Gemeinde."

Drei Frauen in Ägypten lächeln in die Kamera.

Wie hilft CARE bzw. wie arbeiten die Gemeinden und CARE zusammen, um Lösungen für diese Probleme zu finden?

„CARE arbeitet in Asyut mit zehn gemeindebasierten Organisationen zusammen. Die Organisationen setzen dabei die Projekte vor Ort eigenständig um – CARE unterstützt sie mit finanziellen Hilfen und agrartechnischem Know-How. Die Projekte kommen den lokalen Landwirt:innen zu Gute. So haben die Gemeinden effizientere Anbaumethoden gelernt, die weniger Wasser benötigen und gleichzeitig doch mehr Ertrag liefern. Auch bildet CARE junge Menschen aus der Gemeinde aus, die die Projekte von der Konzeption über die Implementierung bis hin zum Projektabschluss begleiten sollen. Eine von CARE unterstützte Gemeindeorganisation hat zudem in Kooperation mit einem lokalen Forschungsinstitut eine Wetterstation errichtet. Von dieser erhalten die Landwirt:innen aktuelle Wetterdaten und -prognosen direkt auf ihre Handys und können sich so besser auf die Wetterlagen vorbereiten. So hat mir eine junge Frau namens Amani erzählt, sie könne mit Hilfe der Wetterstation frühzeitig absehen, wann sie ihre Hühner vor Kälte schützen muss."
 

„Die Förderung von Frauen steht stets im Zentrum der Arbeit von CARE, so auch in Asyut. Geschichten wie die von Amani stehen exemplarisch dafür: Ihre Eltern sind in der Landwirtschaft tätig, sie selbst ist eigentlich Studentin. Durch die Schulungen konnte sie nebenbei ein Kleinunternehmen gründen und erstmals ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Sie sagte zu mir: ‚Ich habe viel gelernt. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich dank CARE Neues über klimaresistente Landwirtschaft erfahre und damit meine Familie unterstützen kann.' In anderen Schulungen wird Landwirt:innen das Kompostieren von Abfällen und die Konservierung von Lebensmitteln beigebracht. Die daraus entstehenden Produkte können sie für den Verkauf oder den Eigenbedarf verwenden. Die Bäuerin Safaa erzählte mir: ‚Zur Erntezeit wurden früher alle Ernteabfälle verbrannt. Überall war Rauch. Alle hatten Husten und Halsschmerzen, vor allem die Kinder litten darunter. Jetzt stellen wir aus den Abfällen Kompost her, den wir für unsere Felder und Heimgärten als Dünger nutzen.' Diese Beispiele verdeutlichen wie wichtig die Stärkung von Frauen bei Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel sind."

Drei Frauen im Gespräch.
Bei ihrem Projektbesuch in Ägypten erfuhr CARE-Helferin Jennifer viel über die Lebensumstände der Menschen.

CARE setzt sich weltweit für die Stärkung von Frauen und Mädchen und gegen die negativen Folgen des Klimawandels ein. Unterstützen Sie die globale Hilfe mit Ihrer Spende.

Jetzt spenden