„Schau nie direkt in die Kamera“, erklärt mir RTL-Redakteur Philipp, bevor ich beginne, meinen Koffer für Afghanistan zu packen. Ein Kamerateam von RTL filmt heute bei mir zu Hause – irgendwie ein merkwürdiges Gefühl. Ich lege Notizbücher für meine Gespräche mit den Menschen vor Ort in den Koffer, ein paar Müsliriegel und ein Erste-Hilfe-Set für Notfälle. Kopftücher, Abayas und meine CARE-T-Shirts packe ich zuletzt ein, damit ich sie schnell griffbereit habe. Nach dem dritten Mal ein- und auspacken ist alles im Kasten und das Team von RTL verabschiedet sich von mir mit den Worten: „Wir sehen uns in Kabul wieder“.

CARE in Afghanistan mit Kamera-Team

Ankunft in Kabul

Wenige Tage später treffen Philipp, der RTL-Kameramann Babak und ich uns genau dort. RTL begleitet mich und das CARE-Nothilfeteam in unsere Projekte rund um Kabul, die vor allem Frauen und Mädchen unterstützen. Ich bin nervös, die Situation in Afghanistan ist komplex und für mich ist es das erste Mal, dass ich von einer Fernsehkamera bei meiner Arbeit begleitet werde. Bei der Ankunft erhalten wir ein ausführliches Sicherheitsbriefing, danach geht es auch schon los.

30 Autominuten später kommen wir bei Massumas kleiner Bäckerei in einem Kabuler Distrikt an. Bevor wir aussteigen, muss die Verkabelung des Mikrofons sitzen. Den Sender unter einem langen Gewand zu befestigen, ist gar nicht so einfach, aber es gelingt. Massuma wird von CARE unter anderem mit einem Ofen und anderen Backgeräten sowie Weiterbildungen unterstützt. In der Bäckerei arbeiten neben Massuma auch andere Familienmitglieder. 

Ich soll meine Arbeit machen und RTL einfach ignorieren, meint Philipp zu mir. Mit dieser Anweisung kann ich gut leben. Ich setze mich neben die Frauen und lasse mir zeigen, wie sie arbeiten. Ihre größte Herausforderung ist der Ofen. Momentan machen sie Feuer in einem Loch im Boden, um das Brot backen zu können. Doch der damit verbundene Rauch macht den Frauen sehr zu schaffen. Ein neuer Ofen von CARE soll in Zukunft leichteres Atmen und effizienteres Backen möglich machen. Ich stelle Massuma noch meine Fragen zur aktuellen Situation, wie es in der Vergangenheit war, was ihre Wünsche und Hoffnungen sind und was aktuell der größte Bedarf ist. Die Preise für Mehl, Öl und Weizen sind sehr teuer geworden, berichtet mir Massuma. 

Sarah in Afghanistan im Gespräch

Projekte vor Ort

Nachdem ich mit den Frauen gesprochen habe, gebe ich alles auf Deutsch für die Kamera wieder. So ist der Ablauf für alle Gespräche in den nächsten zwei Tagen. Eine Frau in einem mobilen Gesundheitszentrum von CARE erzählt mir, dass sie nicht wissen, wie sie ihre Familie ernähren soll. Ihr jüngstes Kind sei bereits stark unterernährt. Ich spreche auch mit Mädchen, die nicht zur Schule gehen können und sich mit Handarbeiten etwas dazuverdienen. Je nach Drehort entscheidet sich Babak für eine andere Kamera. Eine Situation auf dem Markt fängt er mit dem Handy ein, um die Stimmung möglichst authentisch wiederzugeben und wenig Aufmerksamkeit zu erregen. In den Projekten nutzt er die größere Kamera, um das, was die Frauen uns erzählen, gut einfangen und darstellen zu können. 

Wir treffen viele Frauen, Männer und Kinder. Ihre Herausforderungen sind ganz unterschiedlich: Hunger, fehlende Gesundheitsversorgung und Bildung. Ein älteres Ehepaar hat Kühe von CARE erhalten, damit decken sie ihren eigenen Bedarf und erhalten durch den Verkauf zusätzliches Einkommen.

Sarah in Afghanistan neben zwei Kindern

Was motiviert dich?

Als wir uns nach einem langen Gespräch wieder voneinander verabschieden, ruft Philipp nach mir. Ich folge ihm in eine staubige Straße, gerahmt von beigen Häusern, mittendrin spielen einige Kinder. Philipp möchte mich auf der Mauer interviewen, im Hintergrund erstreckt sich Kabul mit seinem hügeligen Häusermeer. In meiner Abaya komme ich die Mauer kaum hoch. Philipp lacht. Dann wird er persönlich: Was halten eigentlich Deine Eltern davon, dass Du gerade in Afghanistan bist? Hat Dich Dein Job schon mal in eine gefährliche Situation gebracht? Und was motiviert Dich? Ich erzähle ihm, dass meine Eltern sich freuen, dass ich meinen Traumjob gefunden habe und sie wissen, dass ich bei CARE gut aufgehoben bin. Die Kontexte, in denen ich unterwegs bin, sind zwar nicht ungefährlich, aber ich war nie in einer brenzligen Situation. Was mich am meisten motiviert, ist die Stärke der Menschen, die ich auf diesen Reisen treffe. Ihre Geschichten zu hören und sie weitertragen zu dürfen, ist für mich die größte Motivation. Insbesondere in Kontexten wie Afghanistan ist es wichtig, den Frauen eine Stimme zu geben, denn sonst wird nur die Hälfte der Geschichte erzählt und gehört.

Die zwei Tage mit RTL in den Projekten sind wie im Flug vergangen. In sehr kurzer Zeit haben wir mit sehr vielen Frauen gesprochen, direkt mit ihnen zu kommunizieren und ihre Perspektiven auf die aktuelle Situation zu hören, war uns sehr wichtig. Denn am Ende sind es ihre Stimmen, die gehört werden müssen.

Im Video: RTL begleitet CARE-Helferin Sarah nach Kenia, Sambia und Afghanistan

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CARE leistet unparteiliche humanitäre Hilfe dort, wo akute Not herrscht. Gleichberechtigung für alle Geschlechter ist uns eine Herzensangelegenheit. Die Klimakrise ist schon lange dort Realität, wo die Menschen am wenigsten dazu beigetragen haben und sich kaum selbst vor den Auswirkungen schützen können. Mehr zu unseren Schwerpunkten:

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