CARE verurteilt Gewalt gegen Zivilbevölkerung

Nach fast zwei Monaten seit der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten bahnt sich im Gazastreifen eine humanitäre Katastrophe an, die auf das Westjordanland überzugreifen droht. Eine baldige Beendigung des Gewaltausbruchs ist derzeit leider nicht abzusehen und die humanitäre Notlage in der Region verschlimmert sich zusehends. Der humanitäre Bedarf ist bereits jetzt enorm. 

Hiba Tibi, CARE-Länderdirektorin für Westbank und Gaza sagt: „Meine Kolleg:innen im Gazastreifen berichten, dass sie Wasser aus einem Swimmingpool trinken, dass ihre Kinder weinen, weil sie keine Nahrung haben, und von Nächten, die einem Horrorfilm gleichen, weil sie ununterbrochen bombardiert werden. 2,3 Millionen Bewohner:innen des Gazastreifens wissen nicht, ob sie am nächsten Morgen noch am Leben sein werden, nicht einmal in der nächsten Stunde. Dieser Konflikt tötet Kinder und beraubt Millionen von Menschen ihrer Würde.“

CARE ist seit 1948 in der Region und Gaza tätig. Unsere lokalen Kolleginnen und Kollegen berichten uns, dass es derzeit keinen sicheren Ort für sie, ihre Familien oder irgendjemanden sonst gibt. Der im Fall von Konflikten und Kriegen international anerkannte Rechtsrahmen muss nun dringend eingehalten werden. Dies bedeutet auch, sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung in Gaza ihre Grundbedürfnisse decken kann und Zugang zu sauberem Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung hat. 

CARE verurteilt jegliche Gewalt und fordert alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und die Zivilbevölkerung zu schützen sowie sämtliche Geiseln freizulassen.

CARE ist bereit, Nothilfe in Gaza zu leisten

CARE-Teams verteilen Wasser

CARE verteilt Wasser in Gaza

Die humanitäre Lage in Gaza wird immer kritischer. Anfangs fokussierte sich die Planung für humanitäre Hilfe der CARE-Teams vor allem auf medizinische Versorgung, pharmazeutische Hilfsgüter und Hygienepakete. Doch bald wurde deutlich, dass der gravierende Wassermangel eines der dringlichsten Probleme ist. 

"Selbst wenn Sie Bargeld haben – und die meisten Menschen haben kein Bargeld –, können Sie in Gaza derzeit weder Wasser noch Lebensmittel kaufen“, berichtet Hiba Tibi, CARE-Landesdirektorin für das Westjordanland und Gaza. „Schon vor der Eskalation waren die Ressourcen im südlichen Gazastreifen extrem knapp. Und die Situation verschärfte sich weiter, als sich die Bevölkerung dort durch die Ankunft der aus dem Norden Evakuierten fast verdoppelt hat.“

CARE-Mitarbeiter:innen verteilten 72.000 Flaschen sauberes Wasser an die durch den Konflikt Vertriebenen.

Menschen vor Trümmern.

Zugang zu Grundversorgung für Menschen in Gaza

Neben Wassermangel haben viele Familien keinen Zugang zu lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln sowie auch Strom und Unterkünften. Darunter leiden Frauen und Kinder, Schwerkranke und alte Menschen besonders. Sie benötigen unverzüglich Hilfe. Sollte die aktuelle Eskalation anhalten, wird der von der Zivilbevölkerung gezahlte Preis alles übertreffen, was wir in den letzten Jahrzehnten in der Region beobachtet haben.

Noch vor Ort vorhandene Hilfsgüter werden sehr schnell aufgebraucht sein, Wasser geht bereits jetzt zur Neige. Davon sind auch Krankenhäuser betroffen, deren Dienste aktuell dringend benötigt werden. 

Nisreen geht durch die engen Gassen ihres Heimatortes.

Schutz der Zivilbevölkerung hat höchste Priorität

Der Gazastreifen zählt zu den am dichtesten besiedelten Regionen weltweit. Erfahrungen der Vergangenheit verdeutlichen, dass bewaffnete Konflikte hier oft hohe zivile Verluste fordern. Tausende Menschen sind seit der Eskalation bereits gestorben, Unzählige verletzt. Die Opfer sind, wie in jedem Krieg oder Konflikt, in erster Linie Zivilistinnen und Zivilisten. Darunter sind hunderttausende Kinder, traumatisiert von Gewalt, schwer verletzt durch Raketenangriffe und Überfälle, und voller Angst.

Die rapide Eskalation der Gewalt in der gesamten Region ist äußerst alarmierend, insbesondere für diejenigen, die keine Fluchtmöglichkeit haben. Der Schutz der Zivilbevölkerung muss deshalb für alle Beteiligten oberste Priorität haben.

CARE-Helferinnen und -Helfer in Gaza begutachten Hilfsgüter. CARE stellt sich der Ausbreitung des Coronavirus entgegen. Foto: CARE/Najwan Halabi

Folgen des Konflikts in Gaza für Frauen und Mädchen

Neben den schwerkranken und älteren Menschen leiden auch Frauen und Mädchen besonders stark unter den Folgen des Konflikts. Die Vorräte an Lebensmitteln sind knapp, ebenso wie Medikamente und medizinische Hilfsgüter, die für die Behandlung der wachsenden Zahl von Verletzten entscheidend sind. Schwangere Frauen haben keinen Zugang zu notwendiger prä- und postnataler Versorgung oder zur geburtshilflichen Notfallversorgung, die für eine sichere Entbindung erforderlich ist. Ohne angemessene medizinische Versorgung riskieren schwangere Frauen oder Mütter mit Neugeborenen Komplikationen, die ihr Leben oder das ihrer Babys gefährden könnten.

CARE ist vor Ort, um die Situation zu bewerten und allen Betroffenen dringend benötigte humanitäre Unterstützung zukommen zu lassen.